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Feuerwehr rettet Igel in Mörfelden-Walldorf

Foto: Ein Igel ist eingeklemmt zwischen zwei Stäben eines stählernen Zauns.

Die schönste Geschichte der Woche kommt aus Mörfelden-Walldorf, wo ein feststeckender Igel gerettet wurde. Für unseren Autor das perfekte Spirit Animal.

Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Immer mal wieder denke ich darüber nach, welches Tier mein Spirit Animal sein könnte. Nicht falsch verstehen, ich bin absolut kein esoterischer Mensch. Da können Sie ruhig meinen Geistheiler fragen, der sagt mir das in unseren wöchentlichen Sitzungen auch immer. Aber das Konzept eines Spirit Animals, eines Krafttiers gefällt mir: Dass jeder Mensch eine Art Entsprechung im Tierreich hat.

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Portrait von Stephan Reich. Daneben steht "Glosse"

Stephan Reich
Redaktion hessenschau.de

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Lange dachte ich, das Faultier sei ein geeigneter Kandidat für mich, es gibt da gewisse strukturelle Ähnlichkeiten. Auch der Blobfisch könnte mein Spirit Animal sein, wir ähneln uns in Form, Farbe, Konsistenz und Gesichtsausdruck, das wird mir immer mal wieder bewusst, wenn ich im Schwimmbad mein Shirt ausziehe. Nun habe ich mein Spirit Animal aber gefunden: Es ist der kleine, dickliche Igel aus Mörfelden-Walldorf (Groß-Gerau).

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten

Denn es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Und wir brauchen sie ja dringender denn je. Brennende Wälder, Documenta-Skandale, Peter Feldmann: Die Nachrichtenlage ist absolut deprimierend. Umso heilsamer ist da die Geschichte des kleinen, dicklichen Igels, der mit seinem kleinen, dicklichen Igelbauch zwischen den Metallstreben eines Tores stecken blieb, wahrscheinlich eine Weile mit seinen kleinen, dicklichen Igelfüßen strampelte und niedliche Igel-Geräusche von sich gab, bis ihn dann die Feuerwehr Walldorf befreite.

Wie unendlich süß ist das? In einer perfekten Welt wäre der Igel natürlich von einer kleinen Igelfeuerwehr gerettet worden, mit kleinen Igelfeuerwehruniformen und Igelfeuerwehrhelmen, Igelfeuerwehrautos und Igelblaulicht. Aber man kann natürlich nicht alles haben.

Krafttiere kommen aus dem Schamanismus, sie sollen eine Art spiritueller Wegbegleiter oder Seelengefährte darstellen, den verschiedenen Tieren werden jeweils bestimmte Eigenschaften zugewiesen. Dem Igel übrigens, glaubt man den zahllosen, absolut unseriös aussehenden Eso-Seiten im Netz, "Energie, Verteidigung, Schutz", aber auch "Genügsamkeit" oder die Fähigkeit, wie man sich "im Angesicht der Not selbst ertragen kann", was auch immer das bedeutet.

Mittlerweile findet man Krafttiere auch in der Popkultur, in Fight Club beispielsweise, oder im Patronus-Zauber aus Harry Potter. Und wie cool wäre bitte ein feststeckender, strampelnder, dicklicher Igel als Patronus?

Zwischen den Streben des Lebens stecken bleiben

Vielleicht sympathisiere ich auch deshalb so sehr mit dem Igel, weil es in Hessen aktuell schwere Zeiten für Igel sind. Zuletzt die fürchterliche Geschichte rund um den Igelquäler aus der Wetterau. Zuvor schon die Nachricht, dass die einzige Igel-Retterin des Odenwalds nach 20 Jahren und über 10.000 geretteten Igeln ihre Arbeit niederlegen musste.

Vielleicht fühle ich mich dem Igel auch so verbunden, weil man das selbst ja auch gut kennt: Dass man mit dem etwas zu dicken Bauch mal zwischen den Streben des Lebens steckenbleibt, gegen die Widrigkeiten des Daseins anstrampelt, auf die Hilfe einer metaphorischen Feuerwehr angewiesen ist. Freunde, Familie, wer auch immer, die einem die Streben des Lebens dann aufhebeln.

Zur Beobachtung ins Tierheim

Die Feuerwehr hat den Igel übrigens zur Beobachtung ins Tierheim nach Rüsselsheim gebracht, wahrscheinlich muss er da auf einem kleinen Laufband oder mit ein paar Situps seinen Igelhüftspeck loswerden, vielleicht mit anderen, leicht zu dicken, süßen Tieren, und vielleicht tragen sie Stirnbänder und kleine Turnschuhe dabei.

Ich hoffe, es geht dem Igel gut dort und er bringt sich nicht wieder in Schwierigkeiten. Wobei, natürlich würde ich nächste Woche gerne wieder niedliche, tollpatschige Igel-Schlagzeilen lesen. "Igel in Tierheim hat viel zu viel Eis gegessen und jetzt ist ihm übel" oder "Kleiner Igel hat zu große Schuhe an und fällt auf die Nase" oder so was. Lieber auf jeden Fall als Nachrichten zu brennenden Wäldern, Documenta-Skandalen oder Peter Feldmann.

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