Sechs freigestellte Handgranaten auf helltürkisfarbenem Hintergrund. Auf dem Bild eine kleine, farbige Grafik mit dem Schriftzug "war was?".

In Frankfurt findet die Polizei bei einem Mann eine Sammlung teils funktionsfähiger Weltkriegswaffen, darunter Handgranaten und eine Fliegerbombe. War was? weiß, was das mit Bauchnabelflusen zu tun hat.

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Haftbefehl nach Fund von Weltkriegs-Blindgängern erlassen

Polizisten durchsuchen eine Wohnung in Bergen-Enkheim.
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Ich bin ja schon mein ganzes Leben lang leidenschaftlicher Sammler. Als Kind lustige Taschenbücher und die Bundesligawappen-Coladosen, als Teenager CDs und Eiterpickel und nun als Erwachsener alte Eintracht-Frankfurt-Trikots sowie Kilos auf den Hüften und Anpfiffe vom Chef. Irgendwas habe ich immer gesammelt und manche Sammelleidenschaften sind über Jahre und Jahrzehnte geblieben, etwa die CDs. Oder die Kilos. Von beidem habe ich mittlerweile stattliche Sammlungen.

Man sollte also meinen, dass ich ein gewisses Verständnis habe für Leute, die konsequent ihrer Sammelleidenschaft nachgehen. Das stimmt allerdings nur bedingt, wie eine Meldung vom letzten Wochenende zeigt. So kann ich nämlich nur äußerst bedingt die Sammelleidenschaft jenes 26-jährigen Mannes aus Frankfurt nachvollziehen, der vor kurzem festgenommen wurde, weil die Ermittler bei ihm eine Sammlung von teils funktionsfähigen Weltkriegswaffen entdeckten, darunter Handgranaten und – festhalten, jetzt wird’s wild – eine Fliegerbombe.

Über 1.300 Toilettensitze

Menschen sammeln ja die abgefahrensten Dinge. Der Amerikaner Barney Smith etwa sammelte über 1.300 Toilettensitze. Eine Sammelleidenschaft, die, wenn sie mich fragen, ziemlich für den Arsch ist. Oder der New Yorker Ronan Jordan, der die weltgrößte Sammlung leerer Zahnpastatuben besitzt (3.750). Oder Graham Barker aus Australien, der seit fast 40 Jahren die Flusen aus seinem Bauchnabel sammelt und in Einweckgläsern aufbewahrt. Es gibt also nichts, was es nicht gibt und, na ja, hey, warum denn dann nicht: Weltkriegs-Handgranaten und eine verdammte Fliegerbombe?!

Sollten Sie wegen der Bauchnabelflusensache nun die Bestandteile Ihres Mittagessens vom Boden sammeln, tut es mir leid. Was ich sagen will ist: Sammeln als kulturelle Praxis ist relativ vage erforscht, es gibt einen bunten Blumenstrauß an Erklärungen dafür, warum wir sammeln und warum wir sammeln, was wir sammeln. Manche sehen den Urtrieb des jagenden und sammelnden Ur-Menschen darin. Andere einen Modus im Kindesalter, der verwirrenden Welt Struktur zu geben. Vielleicht ist es ja auch der menschliche Ur-Instinkt, sich selbst und eine ganze Häuserzeile mit uralten, rostigen Weltkriegsgranaten wegzubomben. Aber ich bin ja kein Anthropologe.

Er sammelte eigentlich: Geld

In einer imaginären Tabelle der am schlechtesten geeigneten Sammelobjekte dürften Granaten und Fliegerbomben auf jeden Fall recht weit oben rangieren, irgendwo zwischen angereichertem Uran und wahrscheinlich auch den Bauchnabelflusen Barkers, von dem ich inständig hoffe, dass er bei ersten Dates nicht von seinem Hobby erzählt. Uns sonst bitte auch nicht, eigentlich nie.

Der Frankfurter Weltkriegsfliegerbombensammler sammelte übrigens aus einem ziemlich schnöden Grund: Er wollte die Granaten und Bomben verkaufen. Man könnte also sagen, er sammelte eigentlich: Geld. Und als langjähriger leidenschaftlicher Sammler kann ich da nur die Nase rümpfen: Was eine billige Motivation. Dann lieber Bauchnabelflu-, ach, nee.