Geldautomat

Die Zahl der gesprengten Geldautomaten in Hessen explodiert: 2021 wurden fast doppelt so viele Geldautomaten gesprengt wie im Vorjahr. Nun soll eine Allianz von Land, Banken und Polizei dabei helfen, die Gefahr zu senken.

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Allianz gegen Geldautomaten-Sprengungen

hessenschau vom 18.05.2022
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In Hessen wollen Land, Banken und Polizei künftig stärker gemeinsam gegen schwerkriminelle Geldautomatensprenger kämpfen. Am Mittwoch gründeten mehr als ein Dutzend Kreditinstitute und das hessische Innenministerium eine Allianz.

Damit soll die Zahl von Automatensprengungen gesenkt werden, um insbesondere die Gefahr für Menschen weiter zu minimieren, teilte das Innenministerium mit.

Dabei soll unter anderem ein Risikoanalysetool zum Einsatz kommen, um Sprengungen effektiver zu verhindern und den Druck auf Täter zu erhöhen. Die Kreditinstitute haben dafür Daten etwa zu den Standorten und der Sicherheitstechnik geliefert, anhand derer eine Wahrscheinlichkeitsprognose für eine Sprengung berechnet wird.

Videoüberwachung und Einfärbeschutz

Unter anderem solle mit der "Allianz Geldautomaten" die Prävention an Standorten erhöht werden, für die das Risiko einer Sprengung besonders hoch ist. Zu den vorbeugenden Maßnahmen zählen laut Ministerium Videoüberwachung, Schließzeiten über Nacht und Einfärbeschutz der Scheine. "Die hessische Allianz ist bundesweit einmalig", hieß es aus dem Innenministerium.

Im vergangenen Jahr wurden den Angaben zufolge 56 Automaten in Hessen beschädigt und zum Teil vollständig in die Luft gejagt. 2021 seien damit beinahe doppelt so viele Geldautomaten gesprengt worden wie im Vorjahr (30).

Im laufenden Jahr sind laut Ministerium bereits 16 Fälle registriert worden. Die aktuelle Diebstahlsumme liege demnach 2022 bei rund 270.000 Euro. Dabei sei jedoch zusätzlich rund das Zehnfache der Summe an Sachschäden angefallen.

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"Rücksichtslos unbeteiligte Dritte gefährden"

"Die skrupellosen Täter setzen mittlerweile überwiegend hochgefährliche Festsprengstoffe ein, die ganze Filialen zerstören und dabei rücksichtslos die Leben von unbeteiligten Dritten, wie Anwohner und Bankkunden gefährden", erklärte Innenminister Peter Beuth (CDU).

Durch die Kooperation soll die Zusammenarbeit von Bankenwirtschaft und Polizei nun verbessert werden. Vorbild sei der Kampf gegen Bankraube, die in den 1980er-Jahren noch ein häufiges Delikt waren. Inzwischen seien die technischen Sicherungen in den Filialen so weit vorangetrieben worden, dass die Zahl fast gegen null gehe.

Niederlande als Vorbild

Der Präsident des Landeskriminalamts, Andreas Röhrig, zeigte sich überzeugt, dass sich im Kampf gegen Geldautomatensprenger die Zusammenarbeit mit den Banken auszahlt. Schließlich sei eine solche Kooperation Grundlage dafür, dass die Fallzahl in den Niederlanden deutlich geringer sei und die Täter ins benachbarte Ausland auswichen.

Der Allianz gehören zur Gründung 15 hessische Kreditinstitute an. Deren Sicherheitsexperten wollen sich künftig noch enger mit der Polizei austauschen. Geplant sind laut Innenministerium auch gemeinsame Testsprengungen.

"Im Zweifel schützen wir Menschenleben"

"Geldautomaten sind schon lange im Visier von Kriminellen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das gemeinsame und abgestimmte Vorgehen von Erfolg gekrönt sein wird“, sagte Jürgen Schäfer, Vorstandsmitglied der Wiesbadener Volksbank.

Auch der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen beteiligt sich nach eigener Angabe an der Allianz. Der Verband vertritt die Interessen von 33 hessischen Sparkassen.

Für Günter Groß, Bereichsleiter der Volksbank Rhein-Limburg-Lahn, ist der Zusammenschluss folgerichtig. Mit der Allianz wolle man helfen, dass Geldautomatensprengungen hessenweit weiter zurückgehen. "Am Ende schützen wir damit nicht nur Filialen und Gebäude, sondern im Zweifel auch Menschenleben", so Groß.

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