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Bonobo-Weibchen Margrit im Frankfurter Zoo gestorben

Bonobo-Dame Margrit

Sie war vermutlich der älteste Menschenaffe der Welt: Bonobo-Dame Margrit ist gestorben. Mehr als sechs Jahrzehnte lebte sie im Frankfurter Zoo. Bernhard Grzimek brachte sie einst an den Main.

Der Frankfurter Zoo ist um eine Attraktion und ein beliebtes Mitglied seiner tierischen Gemeinde ärmer: Bonobo-Dame Margrit, die seit mehr als 60 Jahren in dem Tierpark lebte, ist verstorben. Sie schlief am vergangenen Freitag im Kreise ihrer Gruppe friedlich ein, wie der Zoo am Dienstag mitteilte.

"Lange Zeit war die vielfache Mutter die Matriarchin und bis zum Schluss ein wichtiges Mitglied ihrer Gruppe", sagte Frankfurts Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig (SPD). Und Zoodirektorin Christina Geiger ergänzte: "Margrit war eine Persönlichkeit, freundlich, kooperativ und mit Schalk im Nacken. Ihr Tod macht uns traurig und hinterlässt eine Lücke."

Kein älterer Menschenaffe bekannt

Nach Schätzung des Zoos war Margrit wohl etwas über 70 Jahre alt und damit vermutlich der älteste Menschenaffe weltweit. Ältere in Gefangenschaft lebende Bonobos, Schimpansen, Gorillas oder Orang-Utans seien nicht bekannt. In freier Wildbahn würden die Tiere normalerweise nicht so alt, sagte Zoo-Sprecherin Christine Kurrle, betonte aber, dass man das nicht vollends ausschließen könne.

Das genaue Alter von Margrit ist nicht bekannt. Das Affenweibchen wurde vermutlich Anfang der 1950er Jahre in den Regenwäldern des Kongo geboren. 1959 kam es zusammen mit einem weiteren Bonobo-Weibchen aus dem Zoo von Kinshasa nach Frankfurt – zu einer Zeit, als Bernhard Grzimek hier Zoodirektor war.

Für viele Nachkommen gesorgt

In Frankfurt hat Margrit Zoogeschichte geschrieben. Sie selbst bekam sieben Mal Nachwuchs. Nach Angaben des Tierparks leben heute noch 80 ihrer Kinder und Kindeskinder in 17 Zoos, einige davon – zum Teil in der 5. Generation – auch in Frankfurt. Sie war die weltweit erste Bonobo-Frau, mit der 1962 die Nachzucht gelang.

In der zuletzt 20-köpfigen Gruppe nahm sie eine besondere Rolle ein. Sie schlichtete Streit, wenn es sein musste, oder nahm sich auch mal eines Jungtieres an, das von seiner Mutter nicht akzeptiert wurde. Selbst nachdem sie als Matriarchin abgelöst wurde, habe sie eine Sonderstellung gehabt und sei von allen toleriert worden, so der Zoo.

"Traurigkeit ist schon da"

Auch bei den Menschen hat die Affendame Spuren hinterlassen. Generationen von Tierpflegerinnen und –pflegern haben intensiv mit ihr interagiert und sie wegen ihrer Freundlichkeit ins Herz geschlossen. "Natürlich muss man da eine professionelle Sicht drauf haben, wenn so ein betagtes Tier stirbt", sagte Kurrle. "Aber die Traurigkeit ist schon da."

Traurig ist wohl auch Bonobo-Weibchen Hannah. Das 15 Jahre alte Tier war so etwas wie Margrits Freundin und bis zuletzt an ihrer Seite. Margrit sei es gut gegangen, teilte der Zoo mit. Hinweise darauf, dass sie Schmerzen gehabt haben könnte, gebe es nicht. Lediglich in den letzten beiden Tagen habe sie weniger Nahrung zu sich genommen und sei nicht mehr ganz so aktiv gewesen.

Besucher haben nichts mitbekommen

Zoobesucher, die im 2008 bezogenen Borgori-Wald anwesend waren, als Margrit einschlief, hätten davon nichts mitbekommen. Zumal der Rest der Gruppe kein besonders auffälliges Verhalten zeigte. "Tiere spüren so etwas schon früher", sagte die Sprecherin. "Sie haben sich wohl den ganzen Tag schon bei Margrit verabschiedet."

Noch im vergangenen Jahr hatte Margrit an einer Verhaltensstudie vieler Zoos teilgenommen, bei der die Reaktion der Affen auf ihr Spiegelbild untersucht wurde. "Sie hat am intensivsten mitgemacht. Sie hat extrem auf die Spiegel reagiert und ständig Grimassen geschnitten."

Erhalt durch Zuchtprogramme

Heute leben kaum noch Wildfänge in Zoos. Seit Inkrafttreten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens von 1975 ist der kommerzielle Handel stark bedrohter Arten verboten. Zuchtprogramme sorgen für den Fortbestand der Zoopopulationen mit ausreichender genetischer Vielfalt.

Weitere Informationen

Bonobos gehören zur Familie der Menschenaffen. Genetisch sind sie mit dem Menschen eng verwandt. In der Populärwissenschaft wird häufig auf ihr ausgeprägtes Sexualleben mit wechselnden Partnern eingegangen, von dem man annimmt, dass es dem Abbau von Spannungen und der Gruppenharmonie dient.

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