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Feldmann präsentiert seine Autobiografie

Feldmann stellt seine Autobiografie vor

Einen Monat nach seiner Abwahl hat Peter Feldmann seine Autobiografie vorgestellt. Ein schmaler Band, in dem Frankfurts abgewählter OB seinen persönlichen und politischen Werdegang reflektiert. Zu seinen Zukunftsplänen sagt er vorerst nichts.

Wenn Peter Feldmann zu einem Termin einlädt, ist der Medienandrang nach wie vor groß. Nicht mehr so groß wie zu Hochzeiten der Kontroverse um seine Verwicklungen in die AWO-Affäre, als es tagtäglich nur um die Frage ging, ob der damalige Frankfurter Oberbürgermeister nun zurücktritt oder nicht. Aber dennoch reicht es aus, um im Café Mozart in der Frankfurter Innenstadt den gesamten hinteren Bereich mit Pressevertreterinnen und -vertretern zu füllen.

An diesem Freitagvormittag ist für Peter Feldmann wohl für kurze Zeit wieder alles beim Alten. Als wäre er nicht vor gut einem Monat abgewählt worden. Das hektische Klicken der Kameras, die auf ihn gerichteten Blicke, die Mikrofone vor seiner Nase. Doch anstelle der altehrwürdigen Gänge des Römers bildet der 90er-Jahre-Barock des Cafés Mozart die Kulisse. Feldmann wirkt entspannt. Er ist kein Getriebener mehr. Er hat Ort, Zeit und Thema gesetzt. An diesem Freitag geht es um seine gerade erschienene Autobiografie.

"Bearbeitung" statt "Verarbeitung"

"Ich habe mich selbst im letzten Jahr sehr oft in Frage gestellt", leitet Feldmann seine Buchvorstellung ein. Ihm zur Seite sitzt meist schweigend Joachim Schäfer, Gründer und Leiter des in Frankfurt ansässigen Nomen Verlags, in dem die Feldmann-Biografie mit dem Titel "Sozi. Jude. Oberbürgermeister" erscheint, ein schmaler Band. Auf 127 Seiten möchte der Ex-OB seinen persönlichen Werdegang und sein politisches Wirken reflektieren. Fertiggestellt im Sommer dieses Jahres, wie Feldmann betont. Mit der Veröffentlichung habe man aber bewusst gewartet - bis nach der Abwahlabstimmung.

"Es ist ein Buch, das auf der einen Seite sehr politisch ist, aber auch sehr persönlich", sagt Feldmann. Es geht um seine Jugend im Stadtteil Bonames, um seinen Vater, der sich im schwedischen Exil dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus anschloss und später als Psychologe für die Jüdische Gemeinde in Frankfurt arbeitete. Natürlich geht es auch um seinen Aufstieg an die Spitze der fünftgrößten Stadt Deutschlands und den jähen Absturz.

Das Buch sei nicht unbedingt eine "Verarbeitung", aber doch eine "Bearbeitung" seiner Biografie, sagt Feldmann. Er habe versucht, für sich selbst die Frage zu klären, warum ihn oft in seinem Leben das Gefühl geplagt habe, "allein gegen den Rest der Welt zu stehen". Das Buch gebe eine Antwort, verspricht er. Verraten will er sie nicht. Schließlich sollen die Leute es selbst lesen.

Alle Wege enden beim Politiker

Überhaupt: Vom "Persönlichen" ist bei dieser Buchpräsentation bestenfalls am Rande die Rede. Feldmann geht ansatzlos über von der Beschreibung seiner Motivation zu einer sozialpolitischen Rede. Feldmann kritisiert, dass versprochene Mietsenkungen der städtischen ABG für sozial Benachteiligte noch nicht umgesetzt seien. Feldmann doziert über die sozialen Herausforderungen in einer Großstadt. Feldmann spricht wie der Oberbürgermeister, der er bis vor kurzem noch war.

Ein Versuch, sein politisches Erbe zu verteidigen, sei das Buch aber nicht, beteuert er. Er habe darin vielmehr "eine Spur zu sich selbst verfolgt". Wo auch immer diese Spur beginnen mag - es wird deutlich, das sie immer beim Politiker Feldmann enden wird.

Zukunft noch nicht geplant

Wer indes Einlassungen zum AWO-Skandal und Feldmanns eigene Verwicklung darin erwartet, wird an diesem Freitagvormittag enttäuscht. Im Buch legt er in zwei knackig kurzen Kapiteln seine Sicht der Dinge dar. Sie entspricht im Wesentlichen seiner Verteidigungslinie im Prozess vor dem Frankfurter Landgericht: Er habe mit der Anstellung seiner Frau als Leiterin einer AWO-Kita nichts zu tun gehabt. Ihr Gehalt - das im Übrigen gar nicht außergewöhnlich hoch gewesen sei - sei ihm nicht bekannt gewesen. Medien, Politik und Teile der Öffentlichkeit hätten aber noch vor Beginn des Prozesses ihr Urteil über ihn gefällt.

Überraschungen hat der Oberbürgermeister a. D. vorerst nicht zu bieten. Über seine Zukunft werde er sich nächstes Jahr Gedanken machen, sagt er. Feldmann macht allerdings den Eindruck, als werde er sich in Zukunft zu Wort melden. Ob er dann noch einmal so viel Aufmerksamkeit erhalten wird wie an diesem Freitag, ist eine andere Frage.

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