Eine OP-Maske liegt auf dem Boden eines Bürgersteigs. Da die Maske zuvor gefaltet wurde, ragt der Mittelteil der Maske wie ein umgekehrtes V nach oben. (aus Froschperspektive fotografiert)

Zwei Jahre lang wurde eingeschränkt, verschärft, zwischenzeitlich auch mal gelockert. Jetzt fallen fast alle Corona-Maßnahmen weg. Trotzdem wird die Maske uns vielerorts erhalten bleiben.

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Keine Maskenpflicht mehr beim Einkaufen

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Ohne Maske in den Supermarkt, ohne Test in die Kneipe: Nach zwei Jahren Pandemie in Hessen fallen an diesem Samstag zentrale Corona-Regeln weg. Das neue Infektionsschutzgesetz des Bundes sieht weitreichende Lockerungen vor. In Hessen gelten bis zunächst zum 29. April nun folgende Regeln:

  • Die Maskenpflicht ist an den meisten Orten in Hessen aufgehoben. Sie gilt ab Samstag nur noch in Bussen und Bahnen, für Beschäftigte und Besucher in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und Arztpraxen, beim Rettungsdienst sowie in Sammelunterkünften für Obdachlose und Geflüchtete. In allen anderen Bereichen - Einzelhandel, Schulen oder öffentliche Innenräume - ist das Maskentragen freiwillig. Das gilt auch für den Frankfurter Flughafen. Inhaber von Geschäften können aber mit ihrem Hausrecht eine Maskenpflicht anordnen.
  • Die Testpflicht besteht fortan nur noch für Arbeitgeber, Beschäftigte und Besucherinnen und Besucher in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie Sammelunterkünften. Gefängnisse können selbst über die Anordnung von Testpflichten entscheiden.
  • In den hessischen Schulen werden Schulpersonal sowie Schülerinnen und Schüler weiterhin drei Mal wöchentlich getestet.

Für viele kehrt damit ein Stück Normalität zurück. Doch angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen mag dem einen oder anderen auch etwas mulmig anmuten. Die schwarz-grüne Landesregierung fügte sich jedenfalls nur widerwillig den neuen Realitäten. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) machten deutlich, dass ihnen die neuen Regelungen nicht weit genug gehen.

Virologe Stürmer: Entspannung erst ab Mai

Auch für den Frankfurter Virologen Martin Stürmer kommen die Lockerungen zu früh. Es bestehe die Gefahr, dass dadurch das Infektionsgeschehen noch einmal einen ordentlichen Schub bekomme, sagt er. Viele Menschen, deren Impfung oder Infektion schon etwas länger zurückliege, könnten sich erneut anstecken.

Stürmer erwartet erst ab Mai eine Entspannung der aktuellen Corona-Situation. Er empfiehlt deshalb, in den nächsten Wochen die Maske weiter zu tragen - am besten eine FFP2-Maske. Auch Tests seien weiter sinnvoll.

Der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner befürchtet sogar neue gesellschaftliche Konflikte zwischen Menschen, die weiter Maske tragen und denen, die darauf verzichten. Der Wegfall vieler Maßnahmen signalisiere zudem, die Situation sei nicht mehr so schlimm. Der Psychologe sieht dadurch auch die Impfbereitschaft weiter sinken.

Flickenteppich in Handel und Gastronomie erwartet

Im Einzelhandel und der Gastronomie ist derweil ein Flickenteppich von Regeln zu erwarten. In Frankfurt trugen zum Beispiel zu Geschäftsbeginn am Samstagmorgen noch viele Kunden in den Läden die gewohnte Maske. Die Kleinmarkthalle rief mit Aushängen dazu auf, freiwillig einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen - die Mehrheit der Händler und Kunden folgten der Bitte.

Einige Gastronomen in der Kleinmarkthalle zeigten sich aber auch erfreut über das Ende der Maskenpflicht: "Ich bin froh, dass wir Schritt für Schritt wieder in die Normalität hineinkommen", sagte Eleftherios Tzanis vom Stand "nullsechsneun" dem hr. "Wir merken es bei unseren Gästen in der Sitzecke: Zusammen zu lachen und sich auszutauschen ist ein ganz anderes Gefühl als mit Maske."

Der Hotel- und Gastronomieverband Dehoga Hessen geht davon aus, dass 40 Prozent der Betriebe ihren Mitarbeitern und Gästen das Maskentragen freistellen. Einige Gastwirte hätten aber vereinbart, dass ihre Mitarbeiter weiterhin Masken tragen, andere würden auch ihre Gäste darum bitten, erklärte Dehoga-Chef Julius Wagner.

Einzelne Läden schreiben Masken vor

Einige große Kaufhäuser plakatierten, man könne "ab sofort sicher ohne Maske" bei ihnen einkaufen. Vereinzelt machten Einzelhändler und Gastronomen hingegen von ihrem Hausrecht Gebrauch und verlangten das Tragen einer Maske in ihren Geschäftsräumen. So hielt es auch Patty Sirrenberg, Inhaberin eines Schuhgeschäfts für Kinder in Kassel. "Das wurde heute ohne Diskussion angenommen", berichtete sie dem hr.

Sirrenberg kritisierte die Lockerung der Corona-Regeln: "Jetzt die Maskenpflicht aufzugeben, wenn viele Kinder und Erwachsene zum Teil schwer erkrankt sind, halte ich für den denkbar schlechtesten Zeitpunkt."

Maskenpflicht am Flughafen fällt weg

Auch am Frankfurter Flughafen fällt die Maskenpflicht in den Terminals weg. Betreiber Fraport empfiehlt Fluggästen und Besuchern am Airport aber weiter eine Maske zu tragen - besonders dort, wo Abstände kurzzeitig nicht eingehalten werden könnten, etwa am Check-in oder der Gepäckausgabe.

Kulturbetriebe planen zurückhaltend

Während auch das Schauspiel Frankfurt es mit einer Empfehlung belässt, machen die städtischen Museen von ihrem Hausrecht Gebrauch: Hier gilt weiter die Pflicht, einen Mundschutz zu tragen.

Die Alte Oper Frankfurt bleibt ebenfalls vorsichtig: Man werde in der kommenden Spielzeit zunächst keine Vollbelegung planen, teilte Intendant Markus Fein am Freitag mit. Karten für eigene Vorstellungen würden wie bisher im Schachbrett-Muster und damit unter Einhaltung der Abstandsregeln in den Vorverkauf gegeben. Je nach Infektionsgeschehen könnten aber weitere Tickets angeboten werden.

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