Alexander Gerst (r), Astronaut und Geophysiker, erklärt während der «Hessen in Space"-Konferenz Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident von Hessen, die Funktionsweise eines Ionentriebwerks.

Wo viele beim Begriff "Raumfahrt" an Science Fiction denken, will Hessen dem Thema einen praxisorientierten Anstrich geben. Dafür hatte das Land nun zur ersten "Hessen in Space"-Konferenz geladen.

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Konferenz "Hessen in Space"

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Nein, ein ikonisches Wappen wie die Kollegen aus Bayern konnte die hessische Landesregierung nicht aufweisen. Doch wie einst Amtskollege Markus Söder (CSU), der mit seiner "Bavaria One"-Offensive 2016 zumindest mal für eine Menge Aufmerksamkeit sorgte, will Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) die Raumfahrt hierzulande in den Fokus rücken. Und so versprach er am Freitag: "Wir werden den Raumfahrtstandort Hessen weiter voranbringen."

Um das zu tun, hatte die Landesregierung zur ersten Konferenz "Hessen in Space" nach Frankfurt eingeladen. Rund 175 Teilnehmer kamen laut Vorab-Anmeldung, darunter der hessische Raumfahrtkoordinator Johann-Dietrich Wörner, der in seiner Aufgabenbeschreibung nicht nur die "klassische Raumfahrt" stehen hat, sondern auch die Bekämpfung des Borkenkäfers mittels Sattelitenüberwachung. Daneben kam mit Alexander Gerst alias "Astro Alex" auch ein waschechter Astronaut mit Praxiserfahrung an Bord der Internationalen Raumstation ISS.

Raumfahrtstandort Hessen

Wer im Vorfeld auf konkrete Raumfahrtpläne made in Hessen oder bahnbrechende Enthüllungen zu außerirdischem Leben gehofft hatte, wurde vermutlich enttäuscht. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz ging es ums Schaffen von Öffentlichkeit und nach den Worten des Ministerpräsidenten darum, verschiedene "relevante Akteure in unserem Land besser zu vernetzen".

Und relevante Akteure in der Raumfahrt gibt es in Hessen zuhauf. Das Land sei ein bedeutender Standort, unter anderem wegen des europäischen Raumflugkontrollzentrums ESOC und der Organisation für meteorologische Satelliten EUMETSAT in Darmstadt, sagte Rhein. Auch Hochschulen und Unternehmen erforschten den Weltraum und brächten damit technische Innovationen voran.

Was die Stadtplanung von der Raumfahrt lernen kann

"Wenn es um den Weltraum geht, denken viele an Science-Fiction. Dabei leistet die Raumfahrt schon jetzt Bedeutendes für unser aller Leben", sagte Rhein. "Bilder aus dem All liefern uns nicht nur wichtige Erkenntnisse zum Zustand unserer Erde, die Satelliten warnen auch vor Extremwetterereignissen, versorgen die Menschen mit schnellem Internet und sorgen dafür, dass wir uns überall auf der Welt zurechtfinden."

Johann-Dietrich Wörner, der seine Stelle als Raumfahrtkoordinator im August 2021 angetreten hatte, bezeichnete die Raumfahrt als eine "zentrale Infrastruktur" der Gesellschaft. Zu ihren Dienstleistungen zähle es auch, Politik und Verwaltung bei drängenden Herausforderungen des Alltags Orientierung zu bieten, etwa in der medizinischen Forschung oder in Fragen der Stadtentwicklung zum Schutz vor Hochwasserkatastrophen.

Weltraumorganisation ESA will Zusammenarbeit vertiefen

"Ich freue mich, dass in vielen Bundesländern die Wichtigkeit der Raumfahrt erkannt wird", sagte Gerst laut Mitteilung der Staatskanzlei. Die Europäische Weltraumorganisation ESA freue sich darauf, die Zusammenarbeit mit Hessen zu intensivieren.

Ganz nebenbei soll die Zusammenarbeit auch inspirieren, wie die Landesregierung in ihrer ersten "Hessen in Space"-Erklärung Ende April aufgeführt hatte. Man wolle mit der Hessischen Raumfahrtstrategie ein Signal an junge Menschen senden, diese für Weltraumforschung begeistern und motivieren. Und das sogar ganz ohne abgespacetes Weltraum-Wappen à la Bavaria One.

Markus Söder vor dem "Bavaria One"-Logo
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