Tarek Al-Wazir und Angela Dorn applaudieren nach der Wahl auf dem Landesparteitag.

Die Grünen ziehen mit Tarek Al-Wazir erstmals mit einem eigenen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten in den Landtagswahlkampf. Er wolle sich "mit voller Energie für dieses Land" einsetzen, versprach der Offenbacher auf dem Parteitag in Wetzlar.

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Al-Wazir wird Grünen-Spitzenkandidat

hs 25.02.2023
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Die Ziele der hessischen Grünen sind ehrgeizig: Sie wollen im Herbst das beste Ergebnis bei einer Landtagswahl einfahren, das es jemals in Hessen für die Partei gab. Und sie wollen stärkste Partei werden - und die CDU damit vom Thron stürzen. Dabei setzen sie auf Tarek Al-Wazir.

Mit nur zwei Gegenstimmen und vereinzelten Enthaltungen wählten die rund 1.200 Mitglieder, die zum Grünen Landesparteitag in die Buderus-Halle nach Wetzlar gekommen waren, den 52 Jahre alten Wirtschaftsminister am Samstag per Handzeichen zum Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt.

Al-Wazir: "Ich kenne in Hessen jeden Winkel"

Es ist das erste Mal in der Geschichte der hessischen Grünen, dass sie einen Kandidaten für das Amt des Regierungschefs aufstellen. "Es geht mir nur um eins: mich mit voller Energie für dieses Land einzusetzen", versprach Al-Wazir. "Ich kenne in Hessen jeden Winkel und ich weiß, was die Leute hier umtreibt." Es seien Veränderungen nötig, um unser gutes Leben zu erhalten, betonte er. "Wir haben viel zu gewinnen." Dazu müsse unter anderem die Wirtschaft nachhaltig, innovativ und damit krisenfest gemacht werden.

Zuvor hatten die Parteimitglieder bereits Wissenschaftsministerin Angela Dorn auf Listenplatz 1 gewählt. Bei den Grünen wird laut Satzung jeder ungerade Listenplatz mit einer Frau besetzt. Auf Platz 2 kam mit 86,6 Prozent der abgegebenen Stimmen Al-Wazir.

Dorn: "Offenbacher Bub mit jemenitischen Wurzeln"

Jetzt sei "Mut zum Wandel erforderlich", rief Dorn den Mitgliedern zu. Die Grünen hätten den Koalitionsvertrag mit der CDU "nahezu erfüllt", Hessen sei in allen Politikbereichen nachhaltiger und grüner geworden. Es mache aber einen Unterschied, wer an der Spitze der Regierung steht und die Richtlinien der Politik bestimmt, sagte Dorn. Es brauche jetzt einen Ministerpräsidenten wie Al-Wazir, "der über den Tag hinausblickt". Außerdem stehe Al-Wazir für "die Vielfalt in Hessen". "Tarek hat sich immer für Offenbach und Hessen entschieden, ein Offenbacher Bub mit jemenitischen Wurzeln", so Dorn.

Auch der Grünen-Bundesvorsitzende Omid Nouripour warb in seinem Grußwort für Al-Wazir. Er sei ein Mensch, der zusammenführen könne.

Omid Nouripour, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, spricht beim Parteitag der Grünen Hessen ein Grußwort.

Hart umkämpfte Listenplätze

Hart umkämpft waren einige der 40 ersten Listenplätze für die Landtagswahl. Auf Listenplatz 3 wurde die Landtagsabgeordnete Martina Feldmayer gewählt, auf Platz 4 der Fraktionsvorsitzende im Landtag, Mathias Wagner. Auf den 5. Platz kämpfte sich im zweiten Wahlgang die Landtagsabgeordnete Katy Walther.

Der Landesvorsitzende Sebastian Schaub dagegen unterlag dem Landtagsabgeordneten Marcus Bocklet im Kampf um Platz 8. Die 25 Jahre alte Lara Klaes erlangte Platz 9 im zweiten Wahlgang - und setzte sich dabei gegen Eva Goldbach, die Innen-Expertin der Grünen im Landtag, durch.

Größter Grünen-Landesparteitag

Mit rund 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war es nach Angaben der Partei der größte hessische Landesparteitag der Grünen. Seit 2018 verzeichnete die Partei einen Mitgliederzuwachs von über 60 Prozent auf derzeit rund 10.000. Anders als bei anderen Parteien kann bei den Grünen jedes Mitglied zu einem Parteitag gehen und abstimmen - nicht nur zuvor bestimmte Delegierte.

Bei der Landtagswahl 2018 waren die Grünen zweitstärkste Kraft geworden. In der laufenden Legislaturperiode haben sie 29 Mandate im Landtag. Die Landtagswahl in Hessen findet am 8. Oktober statt.

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