hr-Hessentrend CDU liegt mit Hoffnungsträger Rhein in Führung

Nach der Rücktrittsankündigung Volker Bouffiers bleibt die CDU in Hessen die Nummer eins. Aber im aktuellen hr-Hessentrend holt die SPD mächtig auf. Auch die Grünen dürfen bei der Landtagswahl 2023 auf einen Dreikampf hoffen.
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hr-Hessentrend sieht CDU vorne

Seit mehr als zwei Jahrzehnten stellt die CDU in Hessen den Ministerpräsidenten, seit zwölf Jahren hat Volker Bouffier das Amt inne. Nun hat der 70-Jährige seinen vorzeitigen Rückzug für Ende Mai angekündigt. Der aktuelle hr-Hessentrend zeigt: Wäre am Sonntag Landtagswahl und nicht erst voraussichtlich im Herbst 2023, dann würde die Union auch unter den neuen Vorzeichen wieder stärkste Partei.
Der designierte Bouffier-Nachfolger Boris Rhein hat derzeit gegenüber den möglichen Herausforderern von SPD und Grünen die Nase vorne. Und die Zufriedenheit mit der schwarz-grünen Landesregierung ist laut der aktuellen Umfrage sogar auf einem Rekordstand. Und doch: Allzu siegessicher kann die CDU nicht sein. Die Ergebnisse im Einzelnen:
1. CDU-Ergebnis schrumpft, SPD überholt Grüne
Mit 27 Prozent bleibt die Union stärkste Kraft. Verglichen mit dem Hessentrend vor einem Jahr ist ihre Führung (-5) merklich geschrumpft. Ein kleiner Trost: So schlimm wie bei der Bundestagswahl im Oktober mit damals 22,8 Prozent in Hessen ist es nicht mehr. Die SPD, die auf Bundesebene die Ampelkoalition anführt, ist weiter auf dem aufsteigenden Ast. Mit 24 Prozent (+7) hat sie die mit Abstand größten Zugewinne, holt mächtig auf und liegt erstmals seit Oktober 2018 wieder auf Platz zwei. Die Grünen, die seit 2014 als kleinerer Partner mit der CDU regieren, bleiben mit 20 Prozent (-1) stabil.
Einen anhaltenden Negativtrend setzt die AfD mit 7 Prozent (-3) fort. Sie wird von der FDP überholt, die bei 9 Prozent (+2) landet. Mit 5 Prozent (-1) dürfte die Linke gerade so eben auf den Einzug in den Landtag hoffen.
Aktueller Hessenrend auch zu Ukraine-Krieg und Corona
Neben der Landespolitik haben wir die Hessen auch zum Krieg in der Ukraine und zur Corona-Pandemie und den Lockerungen befragt. Den Beitrag finden Sie hier. Dafür hat das Institut infratest dimap vom 28. Februar bis 2. März dieses Jahres 1.169 wahlberechtigte Hessen zufallsbasiert telefonisch oder online befragt. Die Fehlertoleranz liegt zwischen 2 und 3 Prozentpunkten. Die Umfrage ist repräsentativ. Fragen und Antworten zum Thema Meinungsumfragen haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Ende der weiteren Informationen2. Schwarz-Grün enorm populär
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Ampel wie in Berlin, große Koalition unter CDU-Führung oder weiter Schwarz-Grün: Für die nächste Landtagswahl liegen derzeit rechnerisch einige Koalitionen in Reichweite. Der aktuelle Zuspruch für die Arbeit der amtierenden, noch von Bouffier geführten Regierung ist allerdings enorm. Knapp zwei Drittel der Hessen sind mit Schwarz-Grün zufrieden.
Das ist der höchste je gemessene Wert für eine Landesregierung in einem Hessentrend und auch im Ländervergleich ein Spitzenplatz. Der Zuspruch stieg damit seit Beginn der Corona-Pandemie um 9 Prozentpunkte. Auffällig dabei: Auch Anhänger von SPD (66 Prozent) und FDP (68) sind mit der Leistung der Regierung einverstanden.
3. Noch keine ausgeprägte Wechselstimmung
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Kommentar: "Viele verbinden mit Rhein noch kein Gesicht"

Wer sollte die Landesregierung in Hessen führen? Die meisten Menschen, gut ein Drittel, antworten darauf: wie bisher die CDU. Neben den eigenen Anhängern erhält die Union dabei auch Zuspruch von einer Mehrheit der FDP-Anhänger. Etwas weniger, drei von zehn Wahlberechtigte, bevorzugen eine Regierung unter Führung der SPD.
Jeder Sechste favorisiert dagegen eine von den Grünen geführte Landesregierung. Vor allem Wähler der Grünen selbst wünschen sich das (80 Prozent). Was auffällt: Dass die CDU im künftigen Kabinett maßgeblich Regie führt, wollen lediglich 5 Prozent der Grünen-Anhänger, dass es die SPD ist, immerhin 14 Prozent.
4. Kopf-an-Kopf-Rennen der möglichen Anwärter
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Am 31. Mai wollen CDU und auch die Grünen mit ihrer Ein-Stimmen-Mehrheit den noch amtierenden Landtagspräsidenten Boris Rhein zum Regierungschef wählen. Würden die hessischen Wähler direkt entscheiden, wäre es auch knapp. Rhein liegt mit 26 Prozent vor dem Vize-Ministerpräsidenten Tarek Al-Wazir (Grüne, 23 Prozent). Dritte ist SPD-Landesvorsitzende Nancy Faeser (20 Prozent), die nach Jahren als hessische Oppositionsführerin inzwischen Bundesinnenministerin geworden ist.
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Noch haben weder Grüne noch SPD ihre Herausforderer Rheins allerdings offiziell benannt. Entschieden ist hinsichtlich der Popularität des Trios noch nichts: Ein knappes Drittel der Befragten legt sich nicht fest.
5. Rhein mit Defiziten beim Bekanntheitsgrad
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Innenminister, Wissenschaftsminister, Parlamentspräsident: Seit 2010 ist der designierte Ministerpräsident Rhein an exponierter Stelle in der Landespolitik aktiv. Ein gutes Drittel der hessischen Wähler glaubt, dass er seine Sache an der Spitze der Landeregierung gut machen wird.
Nicht wenige Hessen sind allerdings noch zurückhaltend: Fast die Hälfte der Befragten traut sich über den 50-Jährigen aus Frankfurt derzeit gar kein Urteil zu.
6. SPD gewinnt in Kompetenzfrage dazu
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Führend ist die Union in Hessen auch, wenn es um die Bewertung ihrer Sachkompetenz geht, vor allem auf ihren klassischen Feldern wie Innere Sicherheit. Aber dieser Vorteil ist geringer als zuletzt vor zwei Jahren. Beispiel Wirtschaft: Hier trauen noch 36 Prozent der CDU am meisten zu, 50 Prozent waren es noch vor zwei Jahren.
Dagegen legt die SPD auf fast allen Gebieten zu, nicht nur bei ihren klassischen Themen wie soziale Gerechtigkeit und Familienpolitik. Unerreicht bleiben die Grünen bei insgesamt leicht rückläufigen Werten in der Umwelt- und Klimapolitik als ihrem Markenkern. Bedenklich der Trend für die Linke: Sie punktet bei für sie so wichtigen Anliegen wie sozialer Gerechtigkeit, bezahlbarem Wohnraum oder der Asylpolitik viel weniger als zuvor.

Krieg in der Ukraine, Lockerungen am Ende des zweiten Corona-Jahres: Wir leben in einer bewegten Zeit. Und wenn im kommenden Jahr Hessen-Wahl ist, treten neue Spitzenleute an. Was das für die politische Stimmung und die Zukunft in Hessen bedeutet, darum geht es am Freitag beim hr-Thema "Wie geht's weiter Hessen?" im Fernsehen, im Hörfunk und bei hessenschau.de.
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