Ines Claus, die Neue an der Spitze der CDU-Landtagsfraktion

Mit einem guten Ergebnis ist Ines Claus ins Präsidium der Bundes-CDU gewählt worden. Doch insgesamt verliert Hessen an Gewicht im Parteivorstand: Ministerpräsident Volker Bouffier kandidierte nicht mehr als Bundes-Vize.

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Ines Claus wird CDU-Präsidiumsmitglied

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Sie sei nervös, sagte Ines Claus am Samstag auf dem Weg ins Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Als einzige Kandidatin aus Hessen trat die CDU-Fraktionschefin im Landtag beim CDU-Online-Parteitag für einen der sieben Posten im Bundespräsidium der Partei an. Und schon im Vorfeld stand fest: Einer oder eine der acht Kandidaten wird durchfallen, zu vergeben waren nur sieben Plätze.

Doch die 44 Jahre alte Claus wurde mit 687 Stimmen der 1.001 Delegierten (knapp 72 Prozent) gewählt. Den Kürzeren zog mit 434 Stimmen die Vorsitzende der Frauen-Union (FU), Annette Widmann-Mauz, die dem CDU-Präsidium fortan nicht mehr angehören wird.

Bouffier als Ministerpräsident weiter im Präsidium

Ministerpräsident Volker Bouffier gratulierte seiner Parteifreundin zu dem "klasse Ergebnis". Trotz des Erfolgs von Claus verliert die Hessen-CDU damit allerdings an Gewicht innerhalb der Bundespartei. Denn Bouffier wird dem Präsidium nur noch in seiner Funktion als Ministerpräsident angehören - und somit künftig ohne Stimmrecht sein: Er trat am Samstag nicht mehr für einen der fünf einflussreichen Vize-Parteichefposten an, den er lange innehatte. Dennoch betonte Bouffier: "Ich selbst werde diesem Gremium als Ministerpräsident angehören, weshalb wir die Anzahl der hessischen Stimmen verdoppeln konnten."

Als weitere Hessen wurden Innenminister Peter Beuth, die Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich, und der Bundestagsabgeordnete Stefan Heck als Beisitzer im Bundesvorstand bestätigt. Nicht genug Stimmen erhielt die ehemalige Bundestagsabgeordnete Bettina Wiesmann.

Claus: "Freue mich riesig"

"Ich freue mich riesig über meine Wahl und auf die Arbeit im #teamCDU", twitterte Claus nach ihrer Wahl. Die 44-Jährige betonte, sie wolle sich als jemanden verstanden wissen, der für Aufbruch stehe, den die Union jetzt gerade begehe.

Neben Claus sind nun NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach und die 32-jährige Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer neu im CDU-Präsidium. Die übrigen vier Posten gingen an Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff, der niedersächsischen Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, NRW-Arbeits- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sowie Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der mit 575 Stimmen das schwächste Ergebnis der sieben gewählten Kandidaten erhielt.

Zuvor hatte der Parteitag mit fast 95 Prozent der als gültig gewerteten Stimmen Friedrich Merz zum neuen Vorsitzenden gewählt. In der Riege der Vizevorsitzenden wurde Silvia Breher im Amt bestätigt. Die übrigen vier Vizeposten wurden neu vergeben, und zwar an die Bundestagsabgeordneten Andreas Jung und Carsten Linnemann, Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien. Die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner wurde zur Schatzmeisterin gewählt.

Verheiratet, drei Kinder, aus Trebur

Die 44 Jahre alte Juristin und Politologin Ines Claus war bis 2020 als Landtagsabgeordnete kaum bekannt. Das änderte sich, als Michael Boddenberg ins Finanzministerium wechselte und sie an seiner Stelle die Führung der Fraktion im Landtag übernahm.

Die verheiratete Mutter von drei Kindern lebt in Trebur (Groß-Gerau). Familie und Familienpolitik sei ihr wichtig, betonte sie im Vorfeld des Bundesparteitags. Dafür müsse man kämpfen, "und natürlich auch für ein modernes Familienbild: Dass eine Frau im Jahr 2022 eben diese Funktionen ausüben kann und gleichzeitig selbstbewusst auch Mutter ist."

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