Meinung Der schwierige Part für Boris Rhein beginnt jetzt erst

Nun hat die Hessen-CDU den Übergang in die Zeit nach Bouffier doch noch hinbekommen. So einfach wie bei seiner Wahl zum Ministerpräsidenten wird es für Boris Rhein bis zur Landtagswahl nicht weitergehen.
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Kommentar von Ute Wellstein zur Ministerpräsidenten-Wahl

Boris Rhein ist zum Ministerpräsidenten gewählt worden, der Machtwechsel ging wie nach Drehbuch ganz geschmeidig über die Bühne. Dass der CDU-Politiker eine Mehrheit bekommen würde, war keine Überraschung. Auch nicht, dass es am Ende ein paar Stimmen mehr wurden, als seine schwarz-grüne Koalition Abgeordnete hat.
Derzeit hat eigentlich niemand im Parlament ein Interesse an Neuwahlen. Das war also der leichte Part. Der spannende Teil beginnt jetzt erst.

Der bisherige Landtagspräsident hat nur etwas mehr als ein Jahr Zeit, sich bekannter zu machen und zu zeigen, wie er das Land regieren will. Im Oktober des kommenden Jahres ist schon die nächste Landtagswahl in Hessen.
Rhein wird durchs Land ziehen, um so viele Menschen wie möglich persönlich zu treffen. Daneben muss er aber auch klarmachen, wofür er thematisch steht.
Es droht Stress in der Koalition
Gleichzeitig muss der neue Ministerpräsident auch noch eine Koalition mit den selbstbewussten Grünen zusammenhalten. Die wollen auch die Regierung anführen. Und sie haben deshalb bereits angekündigt: Die Zeit bis zur Landtagswahl werden sie nutzen, sich vom Koalitionspartner abzugrenzen. So harmonisch wie in den vergangenen Jahren wird die schwarz-grüne Zusammenarbeit also nicht bleiben.
Und dann gibt es auch noch die SPD, die man in diesem Spiel um die Macht nicht vergessen darf. Sie hat immer noch eine gute Basis in Hessen. Und auch wenn die Partei die Sache noch in der Schwebe lässt: Mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser haben die Sozialdemokraten voraussichtlich eine starke Kandidatin um das Amt der Regierungschefin.
Game of Thrones im Hessenland
Die gelungene Wahl von Boris Rhein zum Ministerpräsidenten war also nur die Ouvertüre in diesem Game of Thrones um die Staatskanzlei. Die CDU ist dafür nicht so schlecht aufgestellt. Am Ende hat sie den Übergang in die Zeit nach Volker Bouffier doch noch hinbekommen. Besser jedenfalls, als es die Bundespartei nach dem Abgang von Angela Merkel vermochte.
Damit ist noch lange nicht gesagt, dass die Hessen-CDU die Regierungsmacht schon jetzt über das kommende Jahr hinaus sichern konnte. Boris Rhein hat eine Chance bekommen. Jetzt ist es an ihm, sie zu nutzen.