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Landkreis Kassel kauft Haus als Begegnungsstätte in direkter Nachbarschaft zu bekanntem Neonazi

Einfamilienhaus in Alleinlage in der Landschaft. Davor steht ein Banner mit der Aufschrift "Wesertal ist bunt. Kein Platz für Nazis"

In Wesertal-Gieselwerder hat Meinolf Schönborn einen überregional bekannten Treffpunkt für Rechtsextremisten geschaffen. In seiner Nachbarschaft will der Kreis Kassel nun mit einem bunten Haus dagegenhalten.

Der Landkreis Kassel hat ein Haus im Wesertaler Ortsteil Gieselwerder (Kassel) gekauft, das in direkter Nachbarschaft zu einem überregional bekannten Treffpunkt für Neonazis liegt. In dem ehemaligen Hotel wohnt Meinolf Schönborn, ein mehrfach verurteilter Rechtsextremist.

Es ist ungewöhnlich, dass eine Kommune ein Gebäude kauft, für das sie erst nach einer passenden Nutzung suchen muss. Doch die Motivation für den Kauf sei klar, sagte eine Sprecherin des Kreises dem hr. Man wolle das Haus nicht Menschen überlassen, die eine rechte Ideologie vertreten. Man habe erfahren, dass jemand aus Schönborns Umfeld Interesse an dem Haus hege. Um ihm zuvorzukommen, habe sich der Kreistag mehrheitlich dafür ausgesprochen, das Haus zu kaufen.

Blick in Gieselwerder auf das Hotel von Meinolf Schönborn

Vorschlag: Treffpunkt für alle Menschen in Wesertal

Die Wesertaler sollen nun gemeinsam entscheiden, wie sie das Haus nutzen wollen. Die Kreisverwaltung hat deswegen zu einer Bürgerversammlung an diesem Freitag eingeladen. Zur möglichen und sinnvollen Nutzung bat der Kreis das Mobile Beratungsteam gegen Rassismus und Rechtsextremismus - für demokratische Kultur in Hessen (MBT Hessen), vorab Bürger und örtliche Experten dazu zu befragen.

Auf Grundlage der Antworten schlägt der Kreis vor, dass in dem Gebäude ein Treffpunkt für alle Menschen in Wesertal entstehen soll. Nach Angaben der Kreissprecherin können das Räume für ein Jugendprojekt oder Volkshochschulkurse sein. Auch eine reine Begegnungsstätte sei möglich. Dazu soll der Verein "Wesertal ist bunt" im Haus ein Büro beziehen. Der Verein setzt sich für Vielfalt, Toleranz und Respekt ein, klärt über Rechtsextremismus auf und organisiert regelmäßig Aktionen zur politischen Bildung.

Was letztlich geschieht, wolle man aber mit den Bürgern besprechen, sagte die Sprecherin. Beschlossen werde am Freitag allerdings noch nichts.

Kreis: Hauskauf "ein deutliches Zeichen"

Man habe mit dem Kauf ein deutliches Zeichen gesetzt, heißt es in der Mitteilung des Kreises. Landrat Andreas Siebert (SPD) betonte darin: "Wesertal ist und bleibt bunt." Der Kauf sei eine unmissverständliche Botschaft, dass das Gebäude als ein Ort der Bildung und Begegnung für alle entwickelt werden solle und damit rechtsextremistischen Bestrebungen entzogen werde, so Siebert.

Der Landkreis hofft, durch den Kauf des Hauses und eine Belebung durch Menschen aus Wesertal die Lage in Zukunft besser im Blick behalten zu können. Es wird also bunt in der Nachbarschaft rund um Meinolf Schönborn und seinen Treffpunkt für Rechtsextreme.

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Meinolf Schönborn

Seit 2020 betreibt Meinolf Schönborn in einem früheren Hotel in Wesertal-Gieselwerder einen überregional bekannten Treffpunkt für Rechtsextreme. Das Gebäude aus den 1970er Jahren stand länger leer und wurde zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Dass Schönborn das Gebäude gekauft hatte, war damals nicht sofort ersichtlich, da es durch einen Menschen aus seinem engeren Umfeld erworben wurde.

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