Zwei Hebammen mit Maske in einem Krankenhaus haben je einen Säugling auf dem Arm

In Hessen werden mehr Babys geboren, gleichzeitig gibt es zu wenig Hebammen. Die Landesregierung versucht seit Jahren, den Beruf attraktiver zu machen. Jetzt will sie ehemalige Hebammen zum Wiedereinstieg bewegen.

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Modellprojekt für bessere Arbeitsbedingungen für Hebammen

hs
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Wenn Caren Röck einen lächelnden Säugling im Arm hält, dann sei er wieder da, sagt sie: der Enthusiasmus, mit dem sie vor über 20 Jahren ihren Beruf der Hebamme gewählt habe. Oft werde dieser Enthusiasmus aber vom "eklatanten Hebammenmangel", von Überstunden und von großer Arbeitsbelastung überschattet.

Röck arbeitet nach zehn Jahren in einer Klinik inzwischen schon genauso lange freiberuflich im Kreis Offenbach und betreut Schwangere und Mütter mit ihren Babys vor und nach der Geburt zuhause. So könne sie die Arbeit besser als im Schichtdienst in einem Krankenhaus mit ihrer eigenen Familie vereinen.

Doch auch sie merkt: "Es gibt viel zu wenig Hebammen und viel zu viele Familien, die nach einer Hebamme suchen."

Das Problem ist auch der Landesregierung nicht neu. Seit 2019 hat sich nun bereits zum fünften Mal ein runder Tisch unter Federführung des Sozialministeriums beraten. Zusammen mit Hebammen, Ärzten, Eltern und Krankenkassen soll dort diskutiert werden, wo es bei der Hebammenversorgung hakt und wie sich dagegen steuern lässt.

Mehr Geburten, weniger Geburtshilfe

Ein Gutachten des Deutschen Krankenhausinstituts und der Hochschule für Gesundheit Bochum zeigte 2019: Es gibt in Hessen immer weniger Kliniken mit Geburtshilfe-Abteilungen, gleichzeitig werden immer mehr Kinder geboren. Der Trend bei den Geburten werde sich zwar in den kommenden Jahren umkehren, doch dies könne das Problem nur mildern, nicht lösen - so die Prognose des Gutachtens.

Das Gutachten ist mittlerweile über zwei Jahre alt. Darin hatte jede dritte befragte Schwangere von Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Hebamme berichtet. Spricht man mit Hebammen wie Röck und den Frauen, die sie betreut, deutet wenig darauf hin, dass sich mittlerweile etwas an der Situation gebessert hat.

Sozialminister Kai Klose (Grüne) sagte nach der fünften Sitzung des runden Tisches am Mittwoch in Wiesbaden: "Wir kommen jedes Mal einen Schritt voran."

Mit Suchmaschinen und Studiengängen gegen den Hebammenmangel

Einer dieser Schritte sei im vergangenen Jahr die Idee einer Smartphone-App zur Suche nach Hebammen gewesen. Inzwischen ist der Deutsche Hebammenverband dem Land zuvorgekommen und hat ein entsprechendes Portal mit dem Namen "Ammely" für ganz Deutschland eingerichtet.

Ein weiterer Schritt: weg vom Ausbildungsberuf, hin zum akademischen Studium. Hebammenwissenschaft wird in Hessen seit diesem Semester neben Marburg auch in Frankfurt, Gießen und Fulda als Studiengang angeboten.

Modellprojekt zum Wiedereinstieg

Und der neue Schritt an diesem Tag: ein Programm, das aus dem Beruf ausgestiegene Hebammen wieder zurückgewinnen soll. In diesem Sommer soll das Modellprojekt am Bürgerhospital Frankfurt mit 8 bis 15 Wiedereinsteigerinnen starten. In zwölf Wochen sollen die ausgebildeten Hebammen mit Praxis- und Theorieeinheiten wieder auf den aktuellen medizinischen Stand und fit für den Berufsalltag gemacht werden.

Dazu gebe es eine "gute, tarifliche Bezahlung", erläutert Sozialminister Klose. "Wir wissen aus Befragungen, dass durchaus eine Bereitschaft besteht, bei verbesserten Arbeitsbedingungen wieder zurückzukommen." Sollte das Modellprojekt gut funktionieren, sei das Ziel, es an weitere Kliniken zu übertragen.

"Wiedereingliederung ist ganz wichtig"

Hebamme Caren Röck findet die Maßnahme sinnvoll. Das Personal in Kliniken könne durch Wiedereinsteigerinnen entlastet werden. Ihr Wunsch sei aber auch, "dass das Berufsbild Hebamme so verändert wird, dass die jungen Hebammen, die die Ausbildung machen, dann auch in dem Beruf bleiben wollen."

Ob sie selber an so einem Wiedereinstiegs-Programm teilnehmen würde? Grundsätzlich sei die Rückkehr an ein Krankenhaus für sie denkbar. "Die Geburtshilfe ist das Herzstück der Arbeit einer Hebamme, das würde ich sehr gerne wieder machen", sagt sie. Dann sei eine Wiedereingliederung "ganz wichtig, um den großen Berg zu bewältigen, den man wieder lernen muss".

Unter den aktuellen Bedingungen in Krankenhäusern sei die Rückkehr aber noch keine Option.

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