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Rodgau verbietet Tiere im Zirkus

Kamele vor dem Zelt von Zirkus Busch

Das gab es noch nie: In Rodgau dürfen Veranstalter künftig keine Tiere mehr ausstellen. Das Verbot trifft auch Jahrmärkte und Rummelplätze. Die besonders hart getroffene Zirkusbranche kündigt bereits Klage dagegen an.

Es ist einer der magischsten Momente bei einem Zirkusbesuch: Wenn alle Augen auf den Tiger gerichtet sind, der nun durch einen brennenden Ring springen soll. Das mächtige Tier setzt an, springt, die Zirkus-Kapelle spielt einen Tusch, und das Publikum klatscht erleichtert.

Ein solches Szenario wird es in Rodgau (Offenbach) in absehbarer Zeit nicht mehr geben: Dort werden Zirkusse mit Tieren in Zukunft nicht mehr auftreten können. Die Entscheidung für ein Verbot fiel bereits Ende vergangenen Jahres in der Stadtverordnetenversammlung. Darüber berichtete nun die Frankfurter Rundschau zuerst.

Antrag kam von Tierschutzpartei

Auf Grundstücken, die in kommunaler Hand sind, dürfen demnach keine Veranstaltungen mit Tieren mehr stattfinden. Diese Regelung betrifft nicht nur Zirkusse, sondern auch alle Veranstaltungen bei denen, so heißt es, "Tiere zur Schau" gestellt werden. Also etwa auch Jahrmärkte oder Rummelplätze. Auf privaten Grundstücken dürfen sich Zirkusse mit Tieren aber nach wie vor in Rodgau aufhalten und auch auftreten.

Rodgau ist laut der Tierschutzorganisation PETA die erste Kommune in Deutschland, die den Aufenthalt und das Auftreten von Zirkussen mit Tieren auf kommunalen Grundstücken verbietet.

Tierschutzpartei: Wollen damit nicht den Zirkussen einen reinwürgen

Den Antrag zu dem Verbot hatten Vertreter der Tierschutzpartei eingebracht. Sie waren bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr neu ins Stadtparlament gewählt worden. Die Kleinstpartei arbeitet in einer Koalition mit SPD, Grünen, Freien Wählern und FDP zusammen.

Fabian Schelsky Portraitfoto

Fabian Schelsky, Stadtverordneter der Tierschutzpartei und erster Vorsitzender des Landesverbands, zeigt sich glücklich über den neuen, tierfreien Rodgauer Weg. Er habe damit gerechnet, mehr Überzeugungsarbeit bei den Koalitionspartnern zu leisten - das war aber offenbar nicht nötig.

"Wir wollen damit nicht den Zirkussen einen reinwürgen, sondern Menschen zum Nachdenken anregen", sagt Schelsky, der nach eigenen Angaben vegan lebt. Jeder kleine Schritt in Richtung Tierschutz sei gut.

Zirkus-Verband will dagegen klagen

Ralf Huppertz vom Verband Deutscher Circus Unternehmen (VDCU) hält dieses Verbot für ungerechtfertigt und kündigt auf Nachfrage des hr rechtliche Schritte an. Man habe, so erklärt es Huppertz, bereits gegen viele kommunale Wildtierverbote ausnahmslos erfolgreich geklagt. Dieses Verbot habe keine Möglichkeit auf Bestand.

Eine tiergerechte Haltung werde ihm zufolge in deutschen Zirkussen weitestgehend praktiziert. Tägliches Training sei für die Tiere gesund, Körper und Geist würden gefordert. Dies verstärke auch das allgemeine Wohlbefinden der Tiere. Huppertz: "Ein Hund, mit dem man viel spielt und viel unternimmt, ist im Wesen viel besser als der, welcher nur im Zwinger sitzt."

Tierschutzpartei: Tieren soll Freiheit wiedergegeben werden

Fabian Schelsky von der Tierschutzpartei möchte nicht alle Zirkusse über einen Kamm scheren: "Viele Zirkusbetreiber haben ihre Tiere gern", ist sich der 23-Jährige sicher. Dennoch sei es wichtig, Tieren ihre Freiheit zurückzugeben. Schelsky: "Jedes Tier wäre mit Sicherheit glücklicher, wenn es nicht bei großer Lautstärke und im Stress vor Publikum Tricks vorführen muss."

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