Schilder, die vor einem Krankenhaus stehen. Sie zeigen den Begriff "Notfallpraxis" und zwei Icons für Krankenhaus und Parkplatz

Mit einem bundesweit einzigartigen Modellprojekt will Hessen die ambulante Notfallversorgung verbessern. In zunächst drei Landkreisen sollen Rettungsdienste, Notärzte und Krankenhäuser besser vernetzt werden.

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Projekt soll Notaufnahmen entlasten

hessenschau vom 23.03.2022
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Sperriger Name, großes Ziel: Mit der Sektorübergreifenden ambulanten Notfallversorgung (SaN) hat am Mittwoch in drei hessischen Landkreisen ein Projekt begonnen, das die Strukturen der Notfallversorgung verbessern und chronisch überfüllte Notaufnahmen in Krankenhäusern sowie Rettungsdienste entlasten soll.

Das Modell wird zunächst im Main-Taunus-Kreis, im Main-Kinzig-Kreis sowie im Kreis Gießen ausprobiert:

  • Patientinnen und Patienten, die stationär behandelt werden müssen, sollen den zentralen Notaufnahmen effizienter zugewiesen werden.
  • Wer ambulant versorgt werden kann, soll vom Rettungsdienst nicht ins Krankenhaus, sondern in eine Partnerpraxis gefahren und dort behandelt werden.

Technische Verknüpfung als Schwerpunkt

"Das Verfahren und die Kooperation innerhalb dieses Projekts sind in Deutschland einzigartig und ein echter Meilenstein moderner Notfallversorgung", sagte Sozialminister Kai Klose (Grüne) zum Projektstart. Das Ministerium arbeitet für SaN außer mit den betroffenen Landkreisen unter anderem mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen, der hessischen Krankenhausgesellschaft, der Landesärztekammer und den hessischen Verbänden der Krankenkassen und der Ersatzkassen zusammen.

Die Voraussetzungen für das Modellprojekt SaN sind vor allem technischer Natur. Der ambulante und der stationäre Sektor - also Arztpraxen und Krankenhäuser - sowie die Rettungsdienste müssen verzahnt werden. Um Patientinnen und Patienten und ihre Daten reibungslos von einem System in das andere übergeben zu können, werden die zentralen Leitstellen des Rettungsdienstes und der KV Hessen miteinander verknüpft.

Um die Kapazitäten der sogenannten Partnerpraxen sichtbar zu machen, werden sie an das System Ivena angeschlossen, das einen Überblick über die Belegung der Kliniken erlaubt. Mit einer speziellen Software soll zudem die medizinische Ersteinschätzung der Patientinnen und Patienten vereinheitlicht werden.

Krankenhausgesellschaft: Notaufnahmen wesentlich entlasten

"Mit dem gemeinsamen Modell können wir noch besser direkt vor Ort entscheiden, was für den Patienten, die Patientin das Beste ist: Dies kann eine stationäre Versorgung in einer Klinik sein, das kann aber auch eine ambulante Versorgung in einer ärztlichen Praxis sein", teilte Mario Binsch, Fachdienstleiter der Gefahrenabwehr im Kreis Gießen, mit.

Der Geschäftsführer der Hessischen Krankenhausgesellschaft, Steffen Gramminger, glaubt, das Modell habe das Potenzial, die Notaufnahmen der Krankenhäuser wesentlich zu entlasten und die ambulante Notfallversorgung patientenorientiert zu lösen. "Dies ermöglicht den Krankenhäusern, sich auf die wirklich schweren Fälle zu konzentrieren."

Opposition kritisiert Modellprojekt

Die hessischen Grünen zeigten sich erfreut über den Start des Modellprojekts. So könnten vermeidbare Einsätze des Rettungsdiensts reduziert werden. Die CDU lobte den Schulterschluss zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten. Die ambulant-medizinische Infrastruktur werde dadurch erheblich verbessert.

Die Linken-Fraktion sprach von einem überfälligen Schritt, kritisierte aber die zeitliche Befristung des Projekts. Bis zu einer flächendeckenden Umsetzung gehe zu viel Zeit verloren.

Für die AfD im Landtag lenkt das Projekt SnA vom eigentlichen Problem ab: Die ambulante Versorgung sei in einem schlechten Zustand und müsse ausgebaut und optimiert werden.

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