Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) bei der Eröffnung der documenta fifteen

Den Vorwurf, dass eine Vermittlung zwischen den zerstrittenen Flügeln in der Kasseler SPD seinetwegen scheiterte, lässt Oberbürgermeister Geselle nicht auf sich sitzen. Auf Facebook teilt er gegen die Parteispitze aus. Kaum vorstellbar, dass er als SPD-Kandidat bei der OB-Wahl antreten wird.

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SPD in Kassel streitet sich mit ihrem Oberbürgermeister

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War es zuletzt schon unwahrscheinlich, dass die SPD Christian Geselle als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl in Kassel im kommenden Frühjahr aufstellen wird, so scheint es seit diesem Wochenende fast ausgeschlossen. "Ich bin nicht bereit, weiterhin mit einem derart dilettantischen Verhalten der Partei- und Fraktionsspitze öffentlich in Verbindung gebracht zu werden. So kann man nun endgültig nicht mehr vertrauensvoll zusammenarbeiten", schrieb Kassels OB auf seiner Facebook-Seite.

Wohlgemerkt: Geselle meint damit die Partei- und Fraktionsspitze der örtlichen SPD, seiner eigenen Partei. Was aus seiner Absage an eine weitere Zusammenarbeit folgt, ließ der Rathauschef offen. Wenn sich beide Seiten nach Monaten des Streits nicht doch noch wundersamerweise annähern, könnte Geselle bei der OB-Wahl 2023 als unabhängiger Bewerber antreten - und die SPD eben mit jemand anderem.

Vermittler spricht von "Riesenschweinerei"

In seinem Facebook-Post wies Geselle den Vorwurf zurück, er sei ohne Angabe von Gründen zu einem für Donnerstagabend angesetzten Vermittlungstermin nicht erschienen. Das unterstellte ihm der Kasseler SPD-Vorsitzende Ron-Hendrik Hechelmann in einer eilends mitten in der Nacht zum Freitag verschickten Pressemitteilung. Tenor: "Geselle lässt finalen Vermittlungsversuch platzen."

Es sei vielmehr bekannt gewesen, dass er zu diesem Termin aufgrund wichtiger dienstlicher Verpflichtungen nicht habe kommen können, konterte Geselle. Eine Sichtweise, die einem Bericht der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) zufolge von mehreren SPD-Mitgliedern gestützt wird, die zu dem Mediationstermin mit dem Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder von der Uni Kassel gekommen sind.

Schroeder selbst nannte die Pressemitteilung der Kasseler SPD-Spitze "eine Riesenschweinerei". Im Interview mt der HNA sagte er: "So ein hinterlistiges Vorgehen wie von Herrn Hechelmann habe ich noch nie erlebt." Eigentlich sei bei dem Gespräch am Donnerstagabend vereinbart worden, dass man sich zu einem späteren Zeitpunkt mit OB Geselle zusammensetzt. "Das Treffen war kein finales Vermittlungsgespräch, als das es der Parteivorstand nun darstellt", sagte Schroeder.

SPD will nicht mit CDU zusammenarbeiten, Geselle schon

Der Politikprofessor war der erste Vermittler, den Christian Geselle auch nach eigener Darstellung akzeptiert hatte. Die früheren Kasseler Oberbürgermeister Hans Eichel und Bertram Hilgen hatte er abgelehnt, um den parteiinternen Streit zu schlichten.

Der Zwist entzündete sich an Geselles Beharren darauf, mit der örtlichen CDU zusammenzuarbeiten, nachdem die grün-rote Koalition im Rathaus zerbrochen war. Weder die SPD-Fraktion unter Führung von Ramona Kopec noch die Partei wollte dem OB darin aber folgen. Geselle forderte daraufhin den Rücktritt der Parteispitze und drohte in einem Offenen Brief mit einer unabhängigen OB-Kandidatur - was das sozialdemokratische Lager spalten und somit schwächen dürfte. Er fühle sich hintergangen und sei menschlich enttäuscht, schrieb Geselle noch.

Auch in seinem Facebook-Post vom Wochenende klingt durch, dass es bei der Auseinandersetzung nicht allein um Fragen der politischen Ausrichtung und Sachthemen gehen dürfte. Die Parteispitze wolle ihn diskreditieren, klagt Geselle: "Es scheint von vornherein nicht das Ziel der Partei- und Fraktionsspitze gewesen zu sein, dass der Prozess mit Wolfgang Schroeder zu einem erfolgreichen Ergebnis führt. Wer aus seiner Funktion heraus integrieren muss und wirkliches Interesse an einer geschlossenen SPD hat, handelt so nicht und hat erneut alles falsch gemacht."

Am 12. Oktober will die Kasseler SPD ihren Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl bestimmen. Offiziell vorgesehen dafür ist bisher Christian Geselle - noch.

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