Virologin, Anwältin, Ex-Landeschef Wer für Hessen den Bundespräsidenten wählt

Die Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz und die Virologin Sandra Ciesek sollen den Bundespräsidenten wählen. Sie gehören zu den vom Landtag bestimmten Mitgliedern der Bundesversammlung. Ebenso wie Ex-Ministerpräsident Roland Koch und Angehörige der Hanau-Opfer.
Die hessischen Mitglieder der Bundesversammlung sind vom Landtag nominiert worden. Für das Gremium, das im Februar den Bundespräsidenten wählen darf, können auch Wahlmänner und Wahlfrauen vorgeschlagen werden, die nicht aus der Politik kommen. Die Grünen-Fraktion nominierte am Dienstag die Virologin Sandra Ciesek und die Mutter eines der Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau, Serpil Temiz-Unvar.
Zur Nominierung von Temiz-Unvar sagte der Fraktionsvorsitzende Mathias Wagner: "Der Attentäter wollte unser Land spalten. Das lassen wir nicht zu. Trotz des unermesslichen Verlustes hat Serpil Temiz-Unvar die Kraft gefunden, die antirassistische 'Bildungsinitiative Ferhat Unvar' zu gründen. Trotz des unfassbaren Schmerzes und vieler offener Fragen nicht zu resignieren, sondern für mehr Menschlichkeit einzustehen - auch dafür gebührt ihr unser Respekt."
SPD entsendet unter anderem Eintracht-Präsident Fischer
Auch die SPD-Fraktion will mit Ajla Kurtovic eine Angehörige eines Opfers des Hanauer Anschlags zur Bundesversammlung schicken. Sie engagiert sich gemeinsam mit anderen Bürgerinnen und Bürgern bei der Initiative "19. Februar Hanau". "Wir haben eine moralische und eine politische Pflicht, die Geschehnisse des 19. Februars zu beleuchten und wollen mit der Entsendung von Frau Kurtović ein Zeichen gegen Gewalt, Rassismus und Menschenfeindlichkeit setzen", sagte Günter Rudolph, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion.
Ebenfalls von der SPD wird der Präsident von Eintracht Frankfurt, Peter Fischer, in die Bundesversammlung entsendet. Er stehe für Toleranz, Antirassismus, Vielfalt und Meinungsfreiheit, sagte Rudolph. Fischer hatte als Vereinspräsident erklärt, dass AfD-Wähler bei der Eintracht als Mitglieder unerwünscht seien.
Krankenschwester auf Liste der Linken
Auf den vorderen Plätzen der Vorschlagsliste der Linksfraktion stehen unter anderem die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz sowie die Krankenschwester Christiane Schories.
Wagner: Dank an Wissenschaftler in Pandemie
Grünen-Fraktionsvorsitzender Wagner sagte zu Ciesek, sie sei nicht nur Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. "Vor allem erklärt sie als Medizinerin und Virologin die Pandemie: Verständlich, mahnend aber ruhig und wird nicht müde, für das Impfen zu werben." Mit ihrer Nominierung wolle die Grünen-Fraktion all jenen danken, die durch ihre wissenschaftliche Arbeit einen Weg durch die Pandemie wiesen. Daneben nominierte die Fraktion führende Funktionsträger der Partei in Hessen für die Bundesversammlung.
Die CDU-Fraktion benannte unter anderem Ministerpräsident Volker Bouffier und seinen Vorgänger im Amt, Roland Koch, die FDP-Fraktion den früheren Landesparteichef Stefan Ruppert und die AfD ihren Landtags-Fraktionsvorsitzenden Robert Lambrou.
CDU-Politiker wollen Bundespräsidentin
Die 17. Versammlung zur Wahl des Bundespräsidenten tritt am 13. Februar 2022 in Berlin zusammen. Die Ampel-Parteien haben dort eine Mehrheit. Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier steht für eine zweite Amtsperiode bereit. Seine Chancen auf eine Wiederwahl stehen gut - bislang gibt es keinen weiteren Bewerber für das höchste Staatsamt. Führende CDU-Politiker hatten diese Woche eine Frau als Gegenkandidatin der Union ins Spiel gebracht.