Burg Ludwigstein im Nebel

Nirgendwo sonst in Hessen ist die Bevölkerung so alt wie im Werra-Meißner-Kreis. Politisch dominierte bislang die SPD. Doch ihre Mehrheit bröckelt seit Jahren.

So lebt man hier:

Der Werra-Meißner-Kreis ist landschaftlich wunderschön. Das Werratal mit seinen Burgen und Schlössern sowie der Hohe Meißner ziehen Touristen aus ganz Deutschland und den Niederlanden an. Der Kreis hat aber auch ein großes Demografie-Problem: Das Durchschnittsalter der Menschen liegt bei 47,2 Jahren - das ist Hessen-Rekord. Tendenz: Weiter steigend.

Besonders zukunftsträchtig ist dagegen Deutschlands kleinster Uni-Standort in der 15.000-Einwohner-Stadt Witzenhausen, eine "Außenstelle" der Uni Kassel. Hier wird unter anderem über regenerative Energie und ökologische Landwirtschaft geforscht.

Die Herausforderungen der Region:

Die Bevölkerung schrumpft, denn im Kreis werden sehr wenige Kinder geboren. Der Werra-Meißner-Kreis hat die zweitniedrigste Geburtenrate Hessens. Der Kreis steuert dagegen und will vor allem junge Familien an Werra und Meißner locken. Noch dieses Jahr will Landrat Stefan Reuß (SPD) seinen Kreis bei einem vom Bund geförderten Projekt als "familienfreundlich" zertifizieren lassen.

Damit tatsächlich Familien herziehen, wären ein Schub bei der Digitalisierung der Schulen und eine bessere Kinderbetreuung wichtig: Es fehlen zwei Millionen Euro für neue Kita-Plätze oder die Renovierung von Kitas, die Fördergelder von Bund und Land reichen nicht aus.

Außerdem gibt es zu wenige Ärzte im Landkreis, die Region um Sontra zum Beispiel gilt laut der Kassenärztlichen Vereinigung als unterversorgt. Noch fährt deshalb der Medibus über die Dörfer, eine rollende Hausarztpraxis. Doch die Zukunft des Medibus ist unsicher, Land und Kommunen streiten um die Finanzierung.

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Das Topthema vor der Wahl:

Das eine Topthema, das alle bewegt, gibt es im Werra-Meißner-Kreis nicht. Aber die Lücken bei der Kinderbetreuung ärgern viele Familien. Und auch der geplante Bau der Windkraft-Stromtrasse Suedlink mitten durch den Landkreis regt viele Menschen auf, besonders in den betroffenen Städten und Gemeinden entlang der Werra.

Die Bundesnetzagentur hat sich im Dezember für die Trasse ausgesprochen - Bürgermeister, Landrat und Kreistag sind über alle Parteigrenzen hinweg dagegen. Auch Hessens Wirtschaftsministerium Tarek Al-Wazir (Grüne) äußerte Zweifel an der technischen Realisierbarkeit im Werratal. Das letzte Wort dürfte hier noch nicht gesprochen sein.

Das beschäftigt die Menschen noch:

Viel Ärger gab es auch in Hessisch Lichtenau: Dort wollten Bürger die Abschaffung der Straßenbaubeiträge durchsetzen. Die Bürgerliste im Stadtrat war dafür, SPD und CDU dagegen. Im vergangenen Februar lehnten die Stadtverordneten den Antrag ab - zum Unmut vieler Bürger.

So ist die politische Ausgangslage im Landkreis:

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Jahrzehntelang war die SPD die stärkste Partei im Landkreis, auch bei der der letzten Kommunalwahl 2016 holte sie noch fast 42 Prozent. Doch ihr Vorsprung scheint zu schrumpfen. Bei den letzten Bürgermeisterwahlen zogen die Sozialdemokraten oft den Kürzeren, selbst alte Hochburgen wie Eschwege, Wanfried, Hessisch Lichtenau und Großalmerode gingen verloren. Hier waren meist CDU-Kandidaten erfolgreich.

Der Landkreis bietet auch ein Kuriosum: Er ist hessenweit der einzige Kreis ohne AfD-Abgeordnete. Die Partei will das ändern und tritt erstmals bei der Kreistagswahl an. Der erste Versuch, eine Liste aufzustellen, scheiterte allerdings, weil sich nicht genügend Kandidaten fanden. Ende Dezember gelang der AfD in einem zweiten Anlauf unter Ausschluss der Öffentlichkeit doch noch eine erfolgreiche Kandidatenkür.

Das sind die wichtigsten Köpfe:

Landrat Stefan Reuß (SPD) steht zwar nicht zur Wahl, ist aber die dominierende Figur im Landkreis. Der Zwei-Meter-Mann ist gleichzeitig Präsident des hessischen Fußballverbands und landesweit bestens vernetzt. Vielleicht kann die SPD von seiner Bekanntheit profitieren. Die anderen Parteien haben längst nicht so bekannte Köpfe.

Diese Entscheidungen stehen noch an:

Spannend dürfte es in der Kreisstadt Eschwege werden. Hier tritt Bürgermeister Alexander Heppe (CDU) zum dritten Mal an. Bei der letzten Wahl hat er noch 62 Prozent geholt. Sein Herausforderer Markus Claus (SPD) will aber jetzt die alte Hochburg der Genossen zurückerobern.

Auch in den kleinen Gemeinden Meißner und Berkatal treten die langjährigen Amtsinhaber Friedhelm Junghans und Friedel Lenze (beide SPD) wieder an. Als einzige Kandidaten - ihre Wiederwahl scheint also sicher.