Lilien Jubel

Butter bei die Fische: Der SV Darmstadt 98 wird in die Bundesliga aufsteigen. Und zwar aus diesen fünf Gründen.

Videobeitrag

Video

Highlights: SV Darmstadt 98 - FC Kaiserslautern

Darmstadt gegen Kaiserslautern
Ende des Videobeitrags

Der SV Darmstadt 98 hat seine Mini-Krise mit dem 2:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern eindrucksvoll hinter sich gelassen. Zeit, sich vor dem Liga-Endspurt mal aus der Deckung zu trauen: In Darmstadt kann man so langsam aber sicher den Sekt kalt stellen, denn die Lilien werden am Ende der Saison in die Bundesliga aufsteigen. Aus diesen fünf Gründen.

1. Stojilkovic als Puzzleteil

Fast zwei Millionen Euro Ablöse, schweizer U21-Nationalspieler, Juve soll auch drangewesen sein – der Wechsel von Stürmer Filip Stojilkovic zu den Lilien im Januar sorgte für ordentlich Gesprächsstoff. Nun ist klar: Der Mann ist sein Geld wert, das Gerede war gerechtfertigt, das Juve-Interesse gab es tatsächlich. Nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung deutete Stojilkovic bei seinem Debüttor gegen den HSV seine Klasse erstmals an. Mit seinem Doppelpack am Samstag nun schoss er Kaiserslautern quasi im Alleingang ab – und die Lilien aus der Mini-Krise.

Hatte es in der Hinserie überhaupt so etwas wie ein Problemfeld bei den Lilien gegeben, dann war das der Sturm. Nach dem Abgang von 17-Tore-Mann Luca Pfeiffer avancierte Phillip Tietz zum Stürmer Nummer eins der Lilien und machte diesen Job hervorragend, wirkte oft aber auch ein wenig auf sich allein gestellt. Mit Stojilkovic hat Tietz nun einen Mitspieler, dessen Wucht auch Räume für Tietz reißt. Der gegen Lautern übrigens auf die Zehn rückte und seinen Job fantastisch machte. Womit der Transfer von Stojilkovic auch neue taktische Varianten für den Aufstiegskampf ermöglicht.

2. Teamgeist und Mentalität stimmen

Der Teamgeist der Lilien gilt als außergewöhnlich, und das nun schon seit einer Weile. Als etwa Marvin Mehlen zu Beginn der vergangenen Saison verletzt fehlte, fuhr er dennoch oft mit zu den Auswärtsspielen, einfach um bei der Mannschaft zu sein. Zuletzt freute sich Tietz über die flotte Integration von Stojilkovic: "Wir sind so ein geiler Haufen, den gibt's nicht oft, und er braucht keine drei, vier Monate, bis er hier angekommen ist, er braucht maximal drei, vier Tage. Er ist super integriert und bereits ein guter Kumpel."

Es stimmt also im Team, und das macht sich auch auf dem Platz bemerkbar. Die Lilien opfern sich füreinander auf, der berühmte eine Meter mehr, den die Spieler füreinander machen, macht aus der Mannschaft eine eklige, gallige, leidenschaftliche Truppe – und hat den Hessen schon das ein oder andere Spiel gewonnen. Die Lilien-Losung lautet also: Teamgeist führt zu Mentalität führt ... in die Bundesliga?

3. Das Lazarett lichtet sich (ein bisschen)

Es klingt fast unglaublich, aber im Kader der Lilien finden sich gerade mal fünf Spieler, die in dieser Saison noch nicht mit irgendeiner Verletzung ausgefallen sind. Fast jede Woche musste Trainer Torsten Lieberknecht einen neuen verletzten Spieler ersetzen, von Hoden-OP über Hirnhautentzündung bis Zehenbruch war schon alles dabei.

Umso besser, dass sich pünktlich zur Zweitliga-Crunchtime das Lazarett ein wenig lichtet, gegen Lautern waren die zuvor verletzten beziehungsweise angeschlagenen Matthias Bader, Braydon Manu, Jannik Müller, Klaus Gjasula und Aaron Seydel wieder mit dabei. So bieten sich Lieberknecht neue Möglichkeiten, wenngleich die Ausfälle vor allem von Tobias Kempe und Patric Pfeiffer weiterhin schmerzen.

4. Die Abwehr steht

Der Sturm gewinnt die Spiele, die Abwehr gewinnt Titel, heißt es ja so schön. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zur Zweitliga-Schale, SV Darmstadt 98. Denn keine andere Mannschaft der Zweiten Liga hat derart wenige Gegentore bekommen wie die Lilien, Keeper Marcel Schuhen musste in der Liga erst 21 Mal hinter sich greifen.

Zum Vergleich: Der 1. FC Heidenheim musste als Zweiter in der Statistik schon 28 Gegentreffer hinnehmen, der Hamburger SV gar derer 30. Schaffen es die Lilien, auch in den letzten neun Saisonspielen, den metaphorischen Mannschaftsbus so effektiv vorm eigenen Tor zu parken, könnte am Ende tatsächlich die Zweitliga-Salatschüssel dabei herausspringen.

5. Bock auf Bundesliga

Fabian Holland (49 Spiele), Tobias Kempe (31), Klaus Gjasula (29) – die Bundesligaerfahrung der Lilien verteilt sich auf einige wenige Schultern, lässt man mal die Handvoll Kurzeinsätze von Aaron Seydel (6), Keanan Bennets (5) und Mathias Bader (1) außen vor. Heißt: Die Lilien sind heiß auf die Bundesliga, die überwiegende Mehrheit der Spieler kann sich mit dem Aufstieg einen Traum erfüllen.

Das gilt vor allem auch für Spieler, die vielleicht andernorts schon auf dem Zettel des ein oder anderen Bundesligisten stehen. Ein Philipp Tietz etwa dürfte sich einen Wechsel zweimal überlegen, wenn er auch mit den Lilien erstklassig spielen kann. Selbiges gilt für andere begehrte Lilien-Spieler, denen der Klub in der ersten Liga den nächsten Schritt in vertrauter Umgebung bieten könnte. Und wenn es sich dafür nicht zu kämpfen lohnt...