Frust bei Darmstadt 98

Der SV Darmstadt 98 kassiert bei Arminia Bielefeld die zweite Niederlage in Folge und muss plötzlich um den Aufstieg in die Bundesliga bangen. Kapitän Fabian Holland schlägt Alarm und kündigt klare Worte an.

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Lilien muss sich Bielefeld geschlagen geben

Ovid Hajou und Torsten Lieberknecht im Gespräch
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In der Kabine des SV Darmstadt 98 dürfte es in dieser Woche etwas ungemütlicher werden. Dort, wo sonst laut Auskunft aller Beteiligter eine prächtige Stimmung ohne Stinkstiefel und Quertreiber herrscht, werden in den kommenden Tagen wohl ein paar deutliche Worte fallen. "Wir werden einige Dinge intern ansprechen müssen", kündigte Kapitän Fabian Holland nach der 1:3-Niederlage bei Arminia Bielefeld am Samstag an. Torhüter Marcel Schuhen, ebenfalls ein Vertreter der klaren Kante, ergänzte: "Jeder Einzelne muss sich hinterfragen." Bei den Lilien brodelt es.

Lilien lassen Leidenschaft vermissen

Der Grund für das abrupte Ende des Darmstädter Kuschelkurses liegt auf der Hand: Nach zuvor 21 ungeschlagenen Zweitliga-Spielen in Serie setzte es für die Lilien in Heidenheim (0:1) und in Bielefeld (1:3) gleich zwei Niederlagen am Stück. Die Tabellenführung könnten die Südhessen schon am Sonntag an den Hamburger SV verlieren. Da auch der 1. FC Heidenheim immer näherkommt und nur noch zwei Punkte Rückstand hat, ist der Aufstieg in die Bundesliga in Gefahr. "Es gibt Phasen, in der man eine kleine Delle hat", fasste Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht zusammen.

Entscheidend wird nun aber sein, dass aus dieser kleinen Delle kein großes Problem wird. Viel besorgniserregender als die Niederlagen gegen Heidenheim, das ebenfalls um den Aufstieg kämpft, und Bielefeld, das nach dem Trainerwechsel zusätzlich motiviert in die Partie ging, war vor allem gegen die Arminia die fehlende Einsatzbereitschaft. Die Lilien ließen in der heißen Phase des Spiels beinahe komplett den Siegeswillen vermissen und wurden von den aufopferungsvoll ankämpfenden Ostwestfalen förmlich überrannt.

Holland spricht Klartext

Bielefeld spielte so, wie sonst die Darmstädter spielen und schlug die Südhessen damit mit ihren eigenen Waffen. "Wir hatten zu viele Zweikämpfe dabei, die wir so nicht von uns gewohnt sind", legte Kapitän Holland deshalb den Finger in die Wunde. "Das war nicht gut genug, deswegen verlieren wir dieses Spiel. Das geht in dieser Art und Weise nicht." Die berühmten Darmstädter Tugenden, die die Lilien einst von der 3. Liga bis in die Bundesliga gespült hatten, sind verlorengegangen. In dieser Phase der Saison ein Alarmsignal.

Lilien-Coach Lieberknecht ging auf der Pressekonferenz dann zwar nicht ganz so hart mit seinem Team ins Gericht. Angesprochen auf die Worte von Capitano Holland bestätigte aber auch er, dass er viele grundlegende Dinge nicht gesehen habe. "Wir hatten bisher immer eine hohe Bereitschaft, viel Leidenschaft und Intensität. Das hat heute gefehlt", bemängelte er. "Auch die Vehemenz gegen den Ball, das war alles einen Ticken weniger." Klare Botschaft: Da muss wieder mehr kommen, so wird es nicht reichen. Wenn die Lilien wirklich aufsteigen wollen, dürfen sie keinen Millimeter nachlassen.

Lilien-Schwächephase kommt nicht überraschend

Bei aller berechtigter Kritik kommt diese Schwächephase bei den Lilien aktuell aber auch nicht unerwartet. In Bielefeld feierte zwar Aaron Seydel nach langer Verletzungspause sein Comeback, auch Braydon Manu sammelte wieder Spielpraxis. Matthias Bader und Klaus Gjasula saßen zudem erneut zumindest auf der Bank. Insgesamt nagt das große Verletzungspech aber an den Nerven und den Kraftreserven. Viele Spieler bräuchten eine Pause, ein Leistungsabfall ist da nicht außergewöhnlich.

Die Lilien sind hingefallen und müssen sich jetzt erst einmal schütteln und aussprechen. Die Lage an der Tabellenspitze birgt durchaus Gefahren. Klar ist aber auch, dass sie weiterhin die Qualität und die Mentalität haben, um wieder durchzustarten. "Wir dürfen nicht alles schlechtreden, sondern wollen mit Ruhe und Klarheit aus dieser Delle rauskommen", richtete Coach Lieberknecht den Blick nach vorne. Und auch Holland sieht Holland noch nicht in ganz großer Not: "Wir sind stark genug, um nächste Woche wieder unsere Leistung abzurufen."

Lilien vor harten Wochen

Die kommenden Gegner der Lilien sind der 1. Kaiserslautern, wiedererstarkte Nürnberger, der Viertplatzierte Paderborn und der Fünftplatzierte Düsseldorf. Lange Zeit, um die aktuellen Probleme aufzuarbeiten, haben die Lilien also nicht. Je länger die derzeitige Mini-Krise andauert, desto gefährlicher wird die Situation. Die interne Kritik muss jetzt möglichst schnell fruchten.