Braydon Manu mit Fischerhut.

Darmstadt 98 springt nach dem 6:0 gegen Aue auf Platz zwei. Da gerät selbst der ehemalige Torjäger Serdar Dursun ins Schwärmen. Wie unberechenbar und besonders die Lilien derzeit sind, zeigt der Mann mit dem Fischerhut Braydon Manu.

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Highlights: Darmstadt - Aue

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Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht hatte das Feuerwerk seiner Mannschaft auf dem Rasen gegen Erzgebirge Aue genau geplant, für jenes von außen trug er keine Verantwortung. Nach dem 6:0-Sieg wurden hinter der Fantribüne Raketen gezündet. "Ich war auch überrascht, dass auf einmal ein Feuerwerk angeht", sagte der Coach am ARD-Mikro. "Die Leute freuen sich, aber jeder weiß, dass wir noch eine schwierige Reise vor uns haben mit dem nächsten Halt Düsseldorf."

Die Euphorie am Böllenfalltor scheint unaufhaltsam, nachdem die Lilien zwei Spieltage vor Schluss auf den zweiten Tabellenplatz sprangen. Die Mannschaft jedenfalls schreibt, wie der verletzte Mittelfeldspieler Fabian Schnellhardt bei Sky treffend sagte, "in der gesamten Saison schon besondere Geschichten, die von Braydon ist eine davon."

Manus besonderer Hut-Jubel

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Lieberknecht im Interview: "Haben noch schwierige Reise vor uns"

Trainer Torsten Lieberknecht nach dem Sieg gegen Aue.
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Damit war Braydon Manu gemeint, der ein überragendes Spiel ablieferte. Nach seinem Treffer zum 3:0 lief er zur Bank und ließ sich einen Fischerhut aus dem Lilien-Sortiment reichen. So feierte der Offensivmann mit seinen Kollegen auf dem Rasen und verschenkte den Kopfschmuck später an die Fans. Hintergrund: Nach dem Spiel auf St. Pauli hatte er als gesperrter Spieler in zivil noch einen Hut von einer Freundin getragen und war deshalb von den Ordnern für einen Flitzer gehalten worden. Tobias Kempe hatte einschreiten müssen: "Nein, das ist ein Spieler von uns. Auch wenn er nicht so aussieht."

Manu steht für die besondere Breite des Kaders: Darmstadt kann auf den offensiven Außen mittlerweile ohne Leistungsabfall munter durchwechseln. Marvin Mehlem, Tage vor dem Spiel Vater geworden, hatte auf St. Pauli noch geglänzt. Doch gegen Aue saß er zunächst ebenso auf der Bank wie Mathias Honsak, seines Zeichens Siegtorschütze in Dresden und gegen Aue zum 5:0 erfolgreich.

Skarke und Pfeiffer liefern unbeeindruckt ab

Und dann spielte da noch Tim Skarke, der am Samstagabend einen Doppelpack schnürte. Skarkes Zukunft ist noch unklar, doch während beispielsweise bei der Konkurrenz auf St. Pauli die offenen Vertragsgespräche für Verstimmung sorgen, spielen die Lilien unbeeindruckt drauflos.

Auch Stürmer Luca Pfeiffer weiß noch nicht, ob er in der kommenden Saison noch am Böllenfalltor spielt. Das hinderte ihn aber nicht daran, das 1:0 zu erzielen, das fünfte Tor mit großer Kollegialität aufzulegen und durch sein Pressing vorne den Weg für den Kantersieg zu bereiten. "Die Jungs sind super angelaufen, wir haben den Auern viel Stress bereitet. Wir haben gewusst, dass sie viele spielerische Lösungen versuchen. So haben wir große Wucht aufgebaut", lobte Lieberknecht.

Verabschiedeter Dursun schließt Rückkehr nicht aus

Auf diese Art und Weise schoss seine Elf innerhalb von drei Minuten (16.-19.) die 3:0-Führung gegen eine völlig überforderte Auer Deckung heraus. Der Lilien-Plan, mit "Wucht und Wille" den Gegner zu übertölpeln, ging genauso auf wie die Eingriffe von der Bank in dieser Saison. Das Tor von Honsak war das zehnte eines Lilien-Jokers - damit ist das Team genauso Ligaspitze wie auch bei der Anzahl der geschossenen Tore (67).

Welch grandiose Leistung nach den Abgängen im Sommer dahinter steckt, wurde rund um das Spiel deutlich: Darmstadt holte nämlich den offiziellen Abschied von Stürmer Serdar Dursun nach. Zur Erinnerung: Er hatte in der vergangenen Saison die Torjägerkanone in der zweiten Liga gewonnen und war dann nach Istanbul zu Fenerbahce abgewandert. Am Samstag tippte Dursun im TV auf einen direkten Lilien-Aufstieg und wollte sogar eine Rückkehr nicht ausschließen: "Darmstadt ist Heimat. Und ich habe noch nie in der Bundesliga gespielt."

Das spricht nun für die Lilien

Doch bis zur Bundesliga warten noch 180 intensive Minuten auf die Darmstädter. Am kommenden Freitag geht es nach Düsseldorf, danach kommt Paderborn. Der erste Gegner ist seit der Amtsübernahme von Trainer Daniel Thioune noch unbesiegt, der zweite stellt die beste Auswärtsmannschaft der Liga.

Doch die Vorteile bei den Lilien überwiegen: Sie haben gegenüber Schalke, Bremen oder dem HSV nicht so großen Druck im Aufstiegsrennen. Für ihre Gegner geht es prinzipiell um nichts mehr. Und: Darmstadt hat die bessere Tordifferenz als Bremen - das kann am Ende ein entscheidender Punkt sein. Trainer Lieberknecht bremste am Samstagabend zwar etwas die Euphorie, kündigte aber an: "Wir werden eine Mannschaft losschicken, die wie gegen Aue die Lust zeigt, dass wir uns einen ganz großen Traum erfüllen."