Die Spieler vom SV Darmstadt 98 beim Torjubel

Nicht der HSV, nicht Schalke, nicht Werder: Neben dem FC St. Pauli steht der SV Darmstadt 98 auf einem direkten Aufstiegsrang. Gelingt am Ende der ganz große Coup? Die Chancen stehen in Südhessen gar nicht schlecht. Der Teamcheck.

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"Es wächst was zusammen": Darmstadt 98 siegt und siegt und siegt

Marcel Schuhen
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Der SV Darmstadt 98 steht, auch in Südhessen ist das für viele kaum zu glauben, vor dem Start ins neue Fußball-Jahr auf Aufstiegsrang zwei. Und das mit fünf Punkten Vorsprung auf den Relegations-Rang. Das Team strotzt nur so vor Selbstvertrauen und könnte, sollte der Start gelingen, zum ganz großen Coup bereit sein. Der Teamcheck im Überblick.

So lief die Hinrunde

Unglaublich gut. Dabei war das zum Start nicht abzusehen. Corona drehte die Lilien einmal auf links, ein Erstrunden-Aus im DFB-Pokal und zwei Zweitliga-Niederlagen zum Start waren die Folgen. Die Darmstädter aber machten das Beste daraus, schüttelten sich und entwickelten auch durch diese bitteren Wochen einen Teamgeist, der bis heute anhält.

Das 6:1 am dritten Spieltag gegen den FC Ingolstadt war so etwas wie der Urknall der Lilien-Hinrunde. Die Darmstädter begannen erst langsam mehr und mehr Spiele zu gewinnen und waren irgendwann auf einmal gar nicht mehr zu besiegen. Ein 3:0 gegen das damals noch von Ex-Lilien-Coach Markus Anfang trainierte Werder Bremen und ein 4:0 gegen Spitzenreiter St. Pauli inklusive. Auch ein kleiner Rückschlag gegen Düsseldorf brachte das Lilien-Schiff nicht ins Wanken. Die Belohnung: Aufstiegs-Rang zwei zum Jahres-Ende.

Wer kommt, wer geht?

Den Darmstädtern steht, wenn nichts Außergewöhnliches passiert, ein ruhiges Transferfenster bevor. Wichtige Verträge, wie die von Fabian Holland, Matthias Bader, Marvin Mehlem, Fabian Schnellhardt und Mathias Honsak sind bereits verlängert, das Grundgerüst steht somit.

Im Winter dürfte daher nicht viel passieren. Bislang wechselte nur André Leipold aus der Regionnaliga zu den 98ern. Intern hält man natürlich Augen und Ohren offen, sollte perspektivisch etwas möglich sein. Apropos Perspektive: Die ist bei Torjäger Luca Pfeiffer noch völlig offen. Der 12-Tore-Angreifer ist nur bis zum Sommer vom dänischen Verein FC Midtjylland ausgeliehen, dort besitzt er einen Vertrag bis zum Sommer 2024. Eine weitere einjährige Leihe ist möglich. Entschieden, wo Pfeiffer in der nächsten Saison spielt, wird aber in Dänemark.

Der Trainer

Ist bislang ein absoluter Volltreffer. Nachdem Ex-Coach Anfang die Lilien im Sommer kurzfristig in Richtung Bremen verlassen hatte, musste in aller Schnelle ein Nachfolger her. Die Wahl fiel auf Torsten Lieberknecht, der zuvor den MSV Duisburg in der dritten Liga betreut hatte. Und diese Wahl entpuppte sich sehr schnell als goldrichtig.

Lieberknecht passt, das lässt sich bereits nach einem halben Jahr sagen, wie die Faust aufs Auge zu den Darmstädtern. Nahbar, unkompliziert, kommunikativ: Der Pfälzer verbindet alle Eigenschaften, die beim 98er-Anhang gut ankommen. Dass er dazu ein Faible für die Lilien-Hymne hat, ist das i-Tüpfelchen. Rein sportlich ist er nach dieser Hinrunde sowieso über alle Zweifel erhaben.

Erwartungen an die Saison

Offiziell: gar keine. Klar, der Abstieg wird's in Südhessen nicht mehr werden. Was sonst noch rausspringt? Schaun mer mal. Die Lilien bleiben betont zurückhaltend, forsche Töne kommen nicht - weder vom Trainer noch aus der Führungsriege. Druck soll es keinen geben, das Erfolgsgeheimis der Darmstädter ist auch die Unbekümmertheit der Mannschaft.

Aber natürlich wissen sie in Südhessen auch, welche Chance sich dem Verein da bietet. Die Schwergewichte der Liga, namentlich Schalke, Werder und der HSV, sind noch nicht wirklich in Schwung gekommen. Der Druck dürfte in der zweiten Hälfte der Saison - die Hamburger können davon ein Lied singen - nicht weniger werden. Bleiben die Topteams verkrampft und die Lilien locker, dann, ja dann, könnte tatsächlich der Aufstieg winken.