Darmstadt 98 zeigt sich zum Trainingsauftakt in guter Verfassung und präsentiert gleich einen neuen Spieler. Auf Team und Verantwortliche wartet nach der starken Saison nun viel Arbeit. Gesucht werden noch ein Verteidiger und ein Stürmer.

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Darmstadt nimmt vor 90 Fans Training auf

Torsten Lieberknecht beim Trainingsauftakt der Lilien.
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An einem warmen Empfang mangelte es den Darmstädtern zum Trainingsauftakt am Dienstag nicht. Bei sommerlichen Temperaturen bedachten rund 90 Fans die Mannschaft nach der einstündigen Einheit mit Applaus. Trainer Torsten Lieberknecht berichtete zudem von einer besonderen Begrüßung, als ihn der Straßenbahnfahrer vor einigen Tagen in der Stadt über Lautsprecher begrüßte: "Morsche, Torsten". Am Dienstag bekam Lieberknecht von einer langjährigen Anhängerin aus Mainz noch eine Tüte Gummibärchen geschenkt.

Nervenstärkung können die Lilien durchaus gebrauchen. Als Tabellenvierter hatten sie den Aufstieg denkbar knapp verpasst und gehen nun unter anderen Vorzeichen in die kommende Saison. Sie sind nicht mehr der unterschätzte Underdog. "Die Enttäuschung war auch im Urlaub noch da, darüber brauchen wir nicht diskutieren, wenn man so lange oben dabei war", sagte der Sportliche Leiter Carsten Wehlmann. "Aber danach überwog doch der Stolz über das Geleistete." Wehlmann musste sich ohnehin gleich mit Gegenwart und Zukunft am Böllenfalltor beschäftigen. Am Dienstag trainierte erstmals Zugang Magnus Warming mit, zwar noch mit einer Gastspielerlaubnis, aber die letzten Formalitäten mit seinem Noch-Klub Turin sollen demnächst geklärt sein.

Müssen beide Pfeiffer ersetzt werden?

"Er ist ein Allrounder, der variabel einsetzbar ist, auf beiden Flügeln agieren kann", erklärte Wehlmann. Nach dem Abgang von Tim Skarke zu Union Berlin mussten die Lilien auf dieser Position handeln; auf dem Wunschzettel sollen überdies noch ein weiterer Innenverteidiger und ein Stürmer stehen. "Priorität hat ein Stürmer, weil uns ein so guter Mann wie Luca Pfeiffer verlassen hat", so Trainer Lieberknecht. Zwar gab es Spekulationen um eine weitere Leihe des Angreifers, doch die Chancen werden in Darmstadt derzeit als eher gering eingeschätzt. Es werde sehr schwer werden, weil Pfeiffer durch seine Leistungen Begehrlichkeiten geweckt habe, so Wehlmann. "Wenn die Tür einen Spalt aufgeht, werden wir aber versuchen, sie aufzureißen."

Auf der Position des Innenverteidigers müsste Darmstadt ebenfalls die Suche beschleunigen, wenn Patric Pfeiffer noch den Verein verlassen sollte. Nach einer starken Saison wurde bereits über Interesse von Bundesligisten wie Mainz 05 spekuliert, auch wenn die Lilien den Kader zusammenhalten wollen: "Wir müssen niemanden verkaufen und Patric hat hier noch einen gültigen Vertrag", sagte Wehlmann dazu. Allerdings sind auch die Darmstädter auf Transfererlöse angewiesen – und Pfeiffer offenbart auch in dieser Beziehung großes Potenzial.

Besserer Zustand als im Vorjahr

In den Kader könnte also noch reichlich Bewegung kommen, am Dienstag freuten sich die Darmstädter jedoch erst einmal über einen vollen Trainingsplatz. Bis auf Braydon Manu (krank), Marcel Schuhen (leicht angeschlagen) und Klaus Gjasula (Nationalmannschaft) waren alle Akteure an Bord (Aaron Seydel absolvierte ein dosiertes Training). Noch im Vorjahr verlief die Vorbereitung mit reichlich ausgedünntem Personal, Darmstadt musste damals gleich einige Verletzungen und Corona-Erkrankungen verkraften. "Die Jungs sind – was die Werte betrifft – in einem besseren Zustand als im Vorjahr", berichtete Trainer Lieberknecht. Im kommenden Trainingslager würden nun Spielformen praktiziert, um Abläufe und Variabilität einzuüben.

Der Coach gab an, dass sein Team nun von der Konkurrenz anders wahrgenommen werde. In der abgelaufenen Saison überraschten die Lilien sämtliche Schwergewichte durch ihr unbekümmertes Spiel nach vorne. Diese Art von Fußball wollen sie in Südhessen beibehalten, Lieberknecht betonte schließlich die große Errungenschaft seines Teams fernab von Ergebnissen: "Die Mannschaft ist komplett angenommen worden, sie hat die Stadt hinter sich gebracht."

Vorahnung: Am Freitag gegen Lautern

Einen solchen Schulterschluss wird es wieder benötigen, denn in der kommenden Zweitligasaison fehlen zwar Vereine wie Schalke oder Bremen, doch mit Kaiserslautern oder Braunschweig sind namhafte Traditionsvereine nachgerückt. "Es wird eine absolut unberechenbare Liga", sagte Lieberknecht und hatte für den ersten Spieltag gleich eine Vorahnung: "Ich habe es irgendwie im Urin, dass wir freitags in Kaiserslautern eröffnen."

Für Lieberknecht wäre es nicht nur eine Rückkehr in seine alte Heimat, sondern auch ein echter Prüfstein zu Beginn. Am Freitag wird der Spielplan bekannt gegeben. Und zuletzt bestätigten sich die Vorahnungen des Trainers: Im vergangenen halben Jahr hatte er stets betont, wie unangenehm ihm ein vierter Platz wäre – bevor er und seine Lilien wirklich Vierter wurden. "Wenn wir jetzt tatsächlich Kaiserslautern zu Beginn kriegen, muss ich mir echt etwas überlegen", so der Trainer. 

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