Oscar Vilhelmsson trifft zum 1:0.

Er selbst konnte seine Gefühle nicht in Worte fassen, seine Mitspieler dagegen sangen Lobeshymnen auf ihn: Darmstadts Neuzugang Oscar Vilhelmsson sicherte mit seinem kaltschnäuzigem Abschluss den Lilien drei Punkte in Braunschweig. Und greift nun nach einer Startelf-Chance.

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Highlights: Eintracht Braunschweig - SV Darmstadt 98

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Er ist erst 18 Jahre alt, es war am Sonntag erst sein zweiter Einsatz für Darmstadt 98, es lief die 85. Minute: Einiges hätte also dafür gesprochen, dass Joker Oscar Vilhelmsson beim Auswärtsspiel der Lilien in Braunschweig die Nerven versagen, als er alleine auf den Eintracht-Schlussmann Jasmin Fejzic zulief.

Zum Vergleich: Fejzic zählt 36 Jahre, hat über 200 Zweitligaspiele auf dem Buckel und ist laut Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht einer der Besten im Eins-gegen-Eins. "Ich hatte viel Zeit zum Überlegen, wie ich abschließe. Mir schossen einige Gedanken durch den Kopf", sagte Vilhelmsson später am ARD-Mikro. Er wählte den richtigen und spitzelte den Ball gefühlvoll über den Keeper hinweg zum 1:0 ins Tor.

Holland lobt: "Da musst du erst mal die Eier haben"

"Es war ein unbeschreibliches Gefühl, mein erstes Tor für diesen wunderbaren Klub zu schießen", sagte er. "Und dann war es noch so ein wichtiges. Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich bin." Treffende und auch klare Worte fand hingegen sein Kapitän Fabian Holland: "In so einer Situation, neu in der Mannschaft, kurz vor Schluss alleine auf den Torwart - da musst du erst einmal die Eier haben und so cool bleiben vor dem Tor. Hut ab!"

Holland war nicht der einzige Darmstädter, der ins Schwärmen geriet. Trainer Lieberknecht sagte nach der Partie auf der Pressekonferenz: "Oscar hatte in der Woche im Training eine ähnliche Situation, wo er den Abschluss genauso setzt. Er hat Reife gezeigt und ist kein typischer 18-Jähriger, weder auf noch neben dem Platz." Erst vor einem knappen Monat war Vilhelmsson aus Göteborg zu den Lilien gewechselt und hatte sich gleich einen Bänderriss zugezogen. Nach seiner Genesung habe er aber gleich im Training seine Qualitäten im Torabschluss bewiesen, erzählte Holland am Sonntag.

Auch der zweite Joker Warming betreibt Eigenwerbung

So entschied der Youngster eine Partie, in der die Lilien lange eben jene Kaltschnäuzigkeit und auch Zielstrebigkeit vermissen ließen. "In der ersten Halbzeit hat man gesehen, dass sich beide Mannschaften taktisch gut aufeinander eingestellt hatten. Uns fehlte die Präzison", monierte Coach Lieberknecht. "In der zweiten Halbzeit hatten wir mehr Tempowechsel und haben die Tiefe häufiger gefunden."

Genau auf diese Weise erzielten die Lilien den Siegtreffer, als Marvin Mehlem eben mit einem Zuckerpass die Tiefe fand - und damit Vilhelmsson. Auch der ebenfalls eingewechselte Magnus Warming zeigte Elan und scheiterte in einer Szene lediglich am Pfosten. Die beiden skandinavischen Neuzugänge drängen damit in die erste Elf. "Es war ein guter Auftritt der Einwechselspieler mit Magnus und Oscar", lobte Lieberknecht. Zumal der etatmäßige Stürmer Phillip Tietz bei der Rückkehr in seine Geburtsstadt einen gebrauchten Tag erwischte: Er vergab einen Elfmeter und zwei weitere klare Gelegenheiten.

Deutliche Worte von Lieberknecht an Tietz und Manu

Angriffskollege Braydon Manu sorgte zwar immer wieder für Belebung, wurde aber auch von Lieberknecht in den Fokus genommen: "Es ist für Phillip und Braydon auch nicht einfach gegen ihren Ex-Klub. Ich kann mir vorstellen, dass es unter der Woche schon sehr viele Nachrichten gab. Sie müssen lernen, dass es ein Job ist und sie äußere Umstände wegstecken müssen."

Es waren schon deutliche Worte des Trainers - auch wenn gerade Tietz durch seine hervorragende letzte Saison Kredit genießen dürfte. Aber die Lilien haben nunmehr reichlich Optionen von der Bank - und einen gehobenen Konkurrenzkampf. Vilhelmsson zeigte sich am Mikrofon dann auch gleich mal so zielstrebig wie vor dem Tor. "Wenn du zu einem neuen Klub kommst, willst du natürlich auch spielen. Ich bin bereit dafür." Und mit spielen meinte er: nicht mehr nur als Joker.

Weitere Informationen

Braunschweig - Darmstadt 0:1 (0:0)

Braunschweig: Fejzic - Marx (88. Multhaupt), Behrendt, Schultz, Kjiewski (88. Strompf) - Henning, Nikolaou, Kaufmann (68. Ujah), Pherai, Endo (56. Donkor) - Lauberbach (68. Ihorst)
Darmstadt: Schuhen, Zimmermann, Gjasula, Müller - Bader, Schnellhardt (87. Ronstadt), Holland - Mehlem (87. Ben Balla), Kempe (87. Seydel) - Manu (64. Warming), Tietz (64.Vilhelmsson)
   
Tore: 0:1 Vilhelmsson (86.) 
Gelbe Karten: Pherai / Schnellhardt, Holland, Manu
Besondere Vorkommnisse: Tietz vergibt Foulelfmeter (49.)
  
Schiedsrichter: Burda (Berlin)
Zuschauer: 16.731

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