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Der SV Darmstadt 98 beendet eine sensationelle Hinrunde mit einem Remis gegen Fürth. Trainer Torsten Lieberknecht sagt: "Wir haben etwas Extremes geleistet."

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Highlights: Darmstadt 98 – Greuther Fürth

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Ein 1:1 gegen den Tabellenzehnten, das wäre an einem x-beliebigen Spieltag in Darmstadt nicht unbedingt ein Anlass, um mit breitem Grinsen vom Spielfeld zu gehen. Aber beim SV98 sind in der Saison 2022/23 eben die wenigsten Dinge x-beliebig, weswegen die Laune nach dem Remis gegen Fürth auch bestens war. Das Publikum am Böllenfalltor feierte, die Spieler wirkten zufrieden und Trainer Torsten Lieberknecht holte seine Elf noch einmal im Mittelkreis zusammen.

"Ich habe den Jungs noch einmal kurz vor Augen geführt, dass wer heute nicht mit einem Lächeln vom Platz geht, hier fehl am Platze ist", sagte ein gut gelaunter Lieberknecht nach der letzten Partie des Fußballjahres 2022 und zählte die Gründe, aus denen in Darmstadt gelächelt werden kann, direkt auf: "Wir haben nur ein Spiel verloren und eine sensationelle Hinrunde gespielt. Wir sind im Pokal weitergekommen. Wir haben etwas Extremes geleistet."

"Die Mannschaft läuft auf der letzten Rille"

Tatsächlich liegt hinter den Lilien eine Hinrunde, die wohl selbst die größten Optimisten so nicht erwartet hätten. Nach der Auftaktniederlage gegen Regensburg hielten sich die Hessen komplett schadlos, vier Monate nach dem 0:2 beim Jahn stehen 16 Ligaspiele ohne Niederlage zu Buche, folgerichtig standen die Lilien bereits am vorletzten Hinrundenspieltag als Herbstmeister fest. Als Sahnehäubchen wurde noch Borussia Mönchengladbach aus dem Pokal gekegelt.

Das alles ist umso bemerkenswerter, als dass der SV98 personell mit diversen Problemen zu kämpfen hatte. Gleich mehrere Stammspieler fielen im Laufe der Hinrunde verletzt aus, oft mussten Lieberknecht und sein Team improvisieren: "Wir mussten erst am Donnerstag um 20.30 Uhr ran, dann heute wieder, mit einer dezimierten Personaldecke. Ich wollte der Mannschaft nicht das Gefühl vermitteln, was ich gesehen habe, nämlich, dass sie auf der letzten Rille läuft. Damit wir das nicht als Alibi nehmen, sondern noch einmal alles raushauen."

"Der letzte Kick hat einfach gefehlt"

Im Spiel gegen Fürth sah man indes deutlich, was Lieberknecht mit der letzten Rille meinte. Zwar kämpften die Lilien wie gewohnt, der letzte Punch aber fehlte, oft schien es, als sei die Luft ein wenig raus. "Wir sind gut in die Partie gestartet, aber dann haben wir peu a peu eher zurück als nach vorne gespielt, dadurch sind die Fürther ins Pressing gekommen", so Lieberknecht, der gegen Fürth den verletzten Stammkeeper Marcel Schuhen ersetzen musste: "Wir haben Leidenschaft und Wille gezeigt. Ich bin mehr als zufrieden mit dem Punkt heute, die Voraussetzungen waren sehr schwierig."

Ähnlich äußerte sich auch Emir Karic nach der Partie. "Wir haben den Fehler gemacht, nicht aufs zweite Tore zu spielen. Wir haben zu viel zurückgespielt", so Karic, der die Lilien früh in Führung gebracht hatte. "Ich will jetzt nicht sagen, dass wir nicht hundertprozentig frisch waren. Aber der letzte Kick hat einfach gefehlt." Exemplarisch die Tatsache, dass die Lilien eine komplette Halbzeit in Überzahl spielten, daraus aber kein Kapital schlagen konnten.

"Ich bin absolut froh über die Pause"

Und so kommt die Winterpause in Darmstadt genau zur rechten Zeit. "Ich bin absolut froh über die Pause, bei all den Verletzungen, die wir hatten. Ich freue mich drauf, wieder die Qual der Wahl zu haben", so Lieberknecht, der den Punkt angesichts der exzellenten tabellarischen Situation gerne mitnimmt. Auf den Drittplatzierten Heidenheim haben die Hessen drei Punkte Vorsprung, auf den vierten aus Kaiserslautern sogar schon sieben.

Beste Voraussetzungen also, die gute Hinrunde mit einer guten Rückrunde zu veredeln: "Ich habe den Jungs gesagt, dass wir uns freuen dürfen auf das, was kommt."