Armband-Comeback bei Darmstadt 98 Verstorbener Fan Johnny soll Lilien zum Aufstieg pushen
Die Geschichte von Johnny Heimes trug den SV Darmstadt 98 schon einmal bis in die Bundesliga. Im Endspurt der Saison sind die "Du musst kämpfen"-Bändchen nun zurück an den Armen der Lilien-Spieler. Das Ziel: die Wiederholung des Wunders.
Marvin Mehlem dribbelte am Dienstag um das Wort "Aufstieg" herum wie sonst um seine Gegenspieler. Die Tabelle? Nicht von Interesse. Das Restprogramm der Konkurrenten? Spielt keine Rolle. "Wir schauen von Gegner zu Gegner", griff der Mittelfeld-Allrounder des SV Darmstadt 98 tief in die Phrasen-Schatulle und blendete die hervorragende Ausgangslage der Lilien im Saison-Endspurt der 2. Liga komplett aus. Die Südhessen stehen drei Spieltage vor Schluss auf Platz drei, die Bundesliga ist zum Greifen nah.
Während Mehlem trotz der besonderen Situation also auf besondere Maßnahmen verzichtet, die Tabelle ignoriert und eher auf die Kraft der Routine setzt, wählte Fabian Holland vor dem Auswärts-Topspiel beim FC St. Pauli in der vergangenen Woche einen anderen Weg. Der Kapitän hielt vor der Mannschaft in der Kabine eine Ansprache und beschwor noch einmal den Geist von Johnny Heimes. "Er hat uns seine Story erzählt", berichtete Mehlem in einer Presserunde. "Das hat uns zusätzlich gestärkt und zusammengeschweißt."
Spieler tragen wieder Johnnys Armbänder
Johnny, der mit 14 erstmals an Krebs erkrankt war und im März 2016 mit gerade einmal 26 Jahren verstarb, hatte den Lilien-Spielern im Sommer 2014 vor dem vermeintlich aussichtslosen Relegations-Rückspiel in Bielefeld seine "Du musst Kämpfen"-Armbänder mit auf den Weg gegeben und damit seinen Teil zum Wunder auf der Alm und dem späteren Durchmarsch in die Bundesliga beigetragen. "Ohne Johnny wär'n wir gar nicht hier", fasste damals nicht nur Aytac Sulu das besondere Verhältnis zwischen Johnny und Darmstadt 98 zusammen. Acht Jahre später soll nun die Wiederholung folgen.
Johnnys Job von damals übernahm dieses Mal seine gemeinnützige DUMUSSTKÄMPFEN!-Initiative, die einen Satz Armbänder an die Darmstädter Geschäftsstelle schickte und die Lilien damit noch einmal daran erinnerte, niemals aufzugeben. Spielführer Holland verteilte die Glücksbringer im Anschluss ans Team. Kurz vor dem Anpfiff des Spitzenspiels beim FC St. Pauli, das die Lilien am vergangenen Samstag mit 2:1 gewannen, ergriff dann auch Tobias Kempe, der genau wie Holland Johnny noch kennengelernt hatte, das Wort und erinnerte auf seine Weise an Johnnys Geschichte.
"Was Fabian Holland und Tobi Kempe erzählt haben, ist unfassbar", schilderte Stürmer Phillip Tietz nach Abpfiff. "Wir werden das Armband auf jeden Fall weiterhin tragen und bis zum Ende alles geben."
Die Relegation in der eigenen Hand
Wie weit dieses Ende der Saison noch entfernt ist, hat Team von Trainer Torsten Lieberknecht mittlerweile selbst in der Hand. Sollten die Lilien die Spiele gegen Erzgebirge Aue, das am Samstag (20.30 Uhr) am Böllenfalltor gastiert und zu diesem Zeitpunkt schon abgestiegen sein könnte, in Düsseldorf und am letzten Spieltag gegen den SC Paderborn allesamt gewinnen, wäre ihnen die Relegation nicht mehr zu nehmen. Der Tabellenzweite FC Schalke 04 ist aber auch nur zwei Zähler entfernt.
"Es ist gut, dass wir nicht auf andere hoffen müssen" unterstrich Mehlem mit Blick auf die entscheidenden drei Wochen. "Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen."
Ob es dann über den Umweg Relegation oder auf direktem Weg hochgeht, spielt für die Lilien keine Rolle. Klar ist aber, dass der Aufstieg – trotz der Zurückhaltung von Mehlem – auch intern inzwischen das große Ziel ist. Die letzten Prozent zu diesem erneuten Wunder sollen nun die berühmten blau-weißen Armbänder bringen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Johnny seinen Verein in die Bundesliga trägt.