Randal Kolo Muani von Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt wird beim Debüt in der Champions League knallhart bestraft und verliert klar gegen Lissabon. Trainer Oliver Glasner gibt sich kämpferisch und warnt die anderen Teams. Klar ist aber auch: Es braucht mehr als Emotionen.

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Klatsche für Eintracht bei Champions-League-Debüt

Eintracht Frankfurt - Sporting Lissabon
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Als der Anpfiff der Königsklassen-Premiere von Eintracht Frankfurt immer näher rückte, hielt es im ausverkauften Stadion endgültig niemanden mehr auf den Sitzen. Die Fans in der Nordwestkurve, die schon 30 Minuten vor Spielbeginn für ohrenbetäubenden Lärm gesorgt hatten, entrollten die ebenso obligatorische wie beeindruckende Choreographie. Auf dem Videowürfel erinnerte ein Motivations-Clip an die Rückschläge der vergangenen Jahre und den nun wirklich wahr gewordenen Traum von der Champions League. Die von mehreren Club-Legenden vorgetragene Botschaft: Alles, was wir brauchen, ist Herz.

Kurz später tönte erstmals die lange ersehnte Hymne aus den Frankfurter Lautsprechern und sorgte für jede Menge feuchte Augen. Etwas mehr als 90 Minuten später war der Rausch dann jedoch erst einmal vorbei und die Eintracht nach der 0:3-Niederlage gegen Sporting Lissabon um mehrere Erkenntnisse reicher. Die Euphorie um den Europa-League-Sieger ist grenzenlos, für Erfolge in der Königsklasse braucht es dann aber doch mehr als Herz. Die Eintracht zahlte das berühmte Lehrgeld.

Eintracht lässt Führung liegen

"Sporting hat eiskalt zugeschlagen. Daraus müssen wir lernen", fasste Sportvorstand Markus Krösche den Abend aus Frankfurter Sicht zusammen. Die Gäste aus Portugal, die in der heimischen Liga aktuell nur Platz neun belegen, waren am Mittwochabend nicht zwingend das bessere und keineswegs das aktivere Team. Lissabon nutzte im Gegensatz zur Eintracht die wenigen Chancen und Fehler aber konsequent aus und gewann deshalb am Ende verdient. "Das Ergebnis ist ärgerlich, ein Stück weit unnötig", urteilte Krösche. "In der Champions League entscheiden Kleinigkeiten."

Eine dieser Kleinigkeiten ereignete sich bereits nach rund 90 Sekunden, als Randal Kolo Muani einen Fehlpass zwar hellwach und dankbar mitnahm, sich dann aber fälschlicherweise für einen flachen Abschluss ins lange Eck entschied und an Sporting-Keeper Antonio Adan scheiterte. Auf die dickste Frankfurter Chance des gesamten Spiels folgten noch drei Annäherungsversuche von Daichi Kamada (16., 30., 53.), ein Tor gelang den Hessen trotz mehrerer früher Ballgewinne jedoch nicht. "Ich bin mir sicher: Wenn wir in Führung gehen, verlieren wir das Spiel nicht", haderte Torhüter Kevin Trapp.

Lissabon bleibt eiskalt

Da im Verlauf der Partie neben der mangelnden Kaltschnäuzigkeit zudem auch noch wachsende Ideenlosigkeit und zu wenig Geduld zu entscheidenden Kleinigkeiten wurden, machte sich die Eintracht das Leben selbst schwer. Vor allem in den ersten 60 Minuten war die Frankfurter Leistung durchaus passabel, danach agierte die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner zu kopflos. In der Offensive, die in Ermangelung guter Außenverteidiger ohne Flügelspiel auskommen muss, lief plötzlich nicht mehr viel zusammen. Die Defensive verlor nach dem unglücklichen ersten Gegentor durch Marcus Edwards (65.) komplett die Ordnung. Die Folge: zwei Konter, zwei weitere Gegentreffer, 0:3.

"Das war heute ein Sieg der Effizienz", brachte Coach Glasner den entscheidenden Unterschied auf den Punkt. Während sich Lissabon über die gesamte Spielzeit nicht aus der Ruhe bringen ließ und das Spiel souverän wegmoderierte, ließ sich die Eintracht zu sehr von der Euphorie auf den Rängen anstecken. Zu viel Herz, zu wenig Ordnung. Das kann in der Champions League nicht gutgehen. "Das tut heute weh, aber wir werden daraus lernen", betonte deshalb auch Glasner. Klar ist aber auch: So eine Niederlage kann vor allem beim ersten Königsklassen-Auftritt der Vereinsgeschichte einfach mal passieren.

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0:3 - die Königsklassen-Premiere der Eintracht in der Audio-Reportage

Szene aus der Partie Eintracht gegen Lissabon
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Glasner gibt sich kämpferisch

Dementsprechend schnell hakten alle Beteiligten die Bruchlandung dann auch ab und richteten den Blick selbstbewusst nach vorne. Die Eintracht wird sich nach dieser Enttäuschung erst einmal sammeln müssen, am Dienstag (21 Uhr) steht in Marseille aber bereits das nächste Highlight auf dem Programm. "Wir sind mit dem Fahrrad gestürzt. Morgen steigen wir wieder auf und treten in die Pedale", griff Glasner tief in die Metapher-Kiste und gab sich dann betont selbstbewusst. "Ich habe gelesen, dass seit 25 Jahren kein Neuling die Gruppenphase überstanden hat. Wir wollen die Ersten sein." So klingt eine Kampfansage.

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