Daichi Kamada von Eintracht Frankfurt

Er schießt Tore, er grätscht, er übernimmt Verantwortung: Ein guter Fußballer war Daichi Kamada schon immer, seine Entwicklung in dieser Saison ist dennoch beachtlich. Eintracht Frankfurt freut’s. Die Frage ist nur: Wie lange noch?

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Pressekonferenz: Eintracht Frankfurt vor dem Spiel in Gladbach

Oliver Glasner
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Das Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Bayer Leverkusen (5:1) war bereits in den letzten Zügen, da zog Daichi Kamada noch einmal einen Sprint an. In der 85. Minute und beim Stand von 4:1 für die Hessen eilte der Japaner nach einer Frankfurter Ecke Jeremie Frimpong hinterher und stoppte den nicht gerade langsamen Niederländer mit einer eingesprungenen Grätsche kurz hinter der Mittellinie. Der Leverkusener Konter war dahin, von den Rängen folgten Standing Ovations.

Nicht laut, aber gut

Es sind Aktionen wie diese, auf die wohl jeder Wadenbeißer der Welt stolz wäre, die die rasante Entwicklung von Kamada sehr gut beschreiben. Denn der ehemals so unscheinbare Daichi ist längst mehr als ein talentierter Spielmacher. Kamada hat sich zu einem der komplettesten Fußballer der Eintracht gemausert und ist mit sechs Toren aktuell sogar der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Liga. Die großen Namen und die große Klappe haben andere, der wahre Frankfurter Star ist in dieser Saison aber Kamada.

"Er ist von seinem Naturell her kein Wortführer in der Kabine. Er ist ein aber ein Spieler, der mit Leistung vorangeht", lobte Trainer Oliver Glasner seinen Mann für alle Mittelfeld-Fälle. "Mit seiner Leistung ist Kamada schon lange Führungsspieler."

Kamada kann auch Grätsche

Kamada, der zu Beginn der Saison kurz vor einem Wechsel zu Benfica Lissabon stand und erst nach beherztem Einschreiten von Coach Glasner doch in Frankfurt blieb, ist aktuell aus der Startelf der Hessen nicht mehr wegzudenken und überzeugte in den vergangenen Wochen gleich auf mehreren Positionen. Dass der 26-Jährige dank seiner Technik und seines Spielverständnisses im offensiven Mittelfeld bestens aufgehoben ist, war und ist bekannt. Dass er auch als Sechser Champions-League-Niveau hat, ist hingegen neu. Kamada, der Balleroberer.

Nachdem in den vergangenen Spielzeiten das Spiel gegen den Ball noch die große Schwäche von Kamada war, ist gerade das unter Trainer Oliver Glasner zu einer neuen Stärke des japanischen Nationalspielers geworden. Als Teil der offensiven Dreierreihe ist Kamada einer der besten Frankfurter beim Gegenpressing. Spielt er eine Position weiter hinten, reiht er sich nahtlos in das körperbetonte Spiel seiner Nebenleute Sebastian Rode oder Djibril Sow ein. "Daichi grätscht im Mittelfeld, als hätte er nie etwas anderes gemacht", lobte Torhüter Kevin Trapp exemplarisch nach dem umkämpften 2:0-Sieg in Unterzahl gegen Union Berlin.

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Neu in Kamadas Repertoire: Verantwortung

Besonders wertvoll, auch das ist klar, ist Kamada aber weiter mit dem Ball am Fuß. Beim Königsklassen-Clinch in Marseille behielt er im zentralen Mittelfeld trotz aller Querelen um ihn herum stets die Ruhe und sorgte mit seiner Ballsicherheit für eine enorme Stabilität. Eine Passquote von 92 Prozent und quasi kein verlorener Ball zeugen von seiner Extraklasse. Die Auszeichnung der UEFA zum Spieler des Spiels war folgerichtig und unterstrich noch einmal den gestiegenen Stellenwert.

Kamada hatte zwar auch in den vergangenen Jahren bei vielen Toren seine Füße im Spiel, Häufigkeit und Wichtigkeit haben aber noch einmal enorm zugelegt. In dieser Spielzeit war er in 15 Pflichtspielen insgesamt an zwölf Treffern direkt beteiligt, die Partie in Stuttgart entschied er mit zwei Vorlagen und einem Tor quasi im Alleingang, gegen Leverkusen übernahm er Verantwortung und brachte die Eintracht mit zwei verwandelten Elfmetern auf die Siegerstraße. Kamada nur ein Mitläufer? Diese Zeiten sind lange vorbei.

Kamadas Vertrag läuft aus

Wie lange Kamada seine besonderen Fähigkeiten noch in Frankfurt zur Schau stellt, ist aktuell jedoch offen. Im vergangenen Sommer entschied er sich zwar in letzter Sekunde für einen Verbleib bei der Eintracht. Da sein Vertrag nach dieser Spielzeit aber ausläuft und seine Chancen auf das große Geld bei einem großen Club weiter steigen, droht der Eintracht der Verlust eines ihrer wichtigsten Spieler. Klar ist: Die Klasse für den nächsten Karriereschritt hat Kamada allemal.