Eintracht VAR

Eintracht Frankfurt spielt gegen Köln in neuem System, kämpft mit alten Problemen und ärgert sich erneut über den VAR. Die Analyse in fünf Punkten.

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Highlights: Eintracht - Köln

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Eintracht Frankfurt ist am Sonntag gegen den 1.FC Köln nicht über ein 1:1 hinausgekommen. Der eingewechselte Daichi Kamada brachte die Eintracht per Freistoß mit 1:0 in Führung (71.). Kurz darauf erzielte Jan Thielmann den wegen einer Abseitsposition umstrittenen 1:1-Endstand (82.).

1. Schon wieder VAR-Ärger

Die Älteren werden sich erinnern, aber es gab tatsächlich mal eine Zeit, als man nach dem Wochenende nicht über den Videoschiedsrichter diskutierte, sondern über Fußball. Diese Zeiten sind jedoch vorbei, pünktlich zum fünften Geburtstag des Video Assistant Referee und nur eine Woche nach dem VAR-Chaos beim Spiel der Eintracht in Berlin stand der Videoschiri beim Spiel der Hessen gegen Köln erneut im Fokus. Beim 1:1 des FC stand Stürmer Florian Dietz im Blickfeld von Eintracht-Keeper Kevin Trapp im Abseits. Der Videoschiedsrichter griff ein, minutenlang war das Spiel unterbrochen, schließlich ging Schiri Martin Petersen selbst zum VAR-Monitor – und entschied dann auf Tor.

Eine mindestens fragwürdige Entscheidung, die die Hessen spät im Spiel zwei Punkte kostete. Entsprechend angefressen war man bei der Eintracht. "Beim Gegentor steht ein Kölner vor mir. Dann ist das Abseits. Ich verstehe nicht, warum man da nicht abpfeift. Jedes Wochenende haben wir Diskussionen über diese Abseits-Tore", meckerte Trapp. Und auch Gästetrainer Steffen Baumgart gab zu: "Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn der Treffer nicht gezählt hätte." In diesem Sinne: Happy Birthday, VAR. Würde es anlässlich des fünften Geburtstags eine Party geben, allzu viele Gäste aus Frankfurt würden wohl nicht kommen.

2. Altbekannte Offensiv-Probleme

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass niemand, auch der VAR nicht, die Eintracht daran hinderte, das Spiel gegen biedere Kölner zu gewinnen. Die Hessen waren spielerisch überlegen, zu oft aber versandeten die guten Ansätze im letzten Drittel. Ein altbekanntes Problem: Der letzte Pass kommt nicht oder wird zu schlampig gespielt. Kommt er dann doch, fehlt es im Abschluss häufig an der letzten Konsequenz.

Exemplarisch dafür die Szene direkt nach dem Ausgleichstreffer. Die Hessen kombinierten sich gefällig in den Strafraum der Kölner, der eingewechselte Lucas Alario legte aber zu schlampig auf Kamada ab, der deshalb nicht selbst abschließen konnte, sondern zu Kristijan Jakic passte, der mit einem harmlosen Schuss den Sieg liegenließ. Bitter für die Eintracht, der ein schmutziger Sieg sicherlich gut getan hätte. Dafür muss man aber sauberer spielen. Angesichts der Qualität in der Offensive kann das allerdings noch werden. "Die Spieler in der Offensive müssen sich kennenlernen. Wir machen manchmal halt das Tor nicht", warb Eintracht-Coach Oliver Glasner um Geduld.

3. Kamada sorgt für mehr Gefahr

Für deutlich mehr Schwung im Spiel nach vorne sorgte indes der eingewechselte Kamada. Weil der Japaner unter der Woche krank war, kam er gegen Köln nur von der Bank, zeigte aber direkt seinen Wert. Kamada war präsent, spielfreudig, bewegte sich clever zwischen den Linien und kurbelte die Offensive der Eintracht gegen tiefstehende Kölner direkt an.

Folgerichtig war es Kamada, der die Eintracht per Freistoß in Führung schoss. Und hätte er wenige Minuten später zur rechten Zeit auf den freien Mario Götze abgelegt, anstatt das Solo im Strafraum zu versuchen, wäre er wohl zum Man of the Match geworden. Eigenwerbung hat Kamada aber auch so betrieben, gegen Werder Bremen dürfte er wieder in die Startelf rutschen.

4. Die Rückkehr der Viererkette

In der Offensive klappte zwar nicht alles, immerhin präsentierte sich die Eintracht aber in der Defensive verbessert. Gegen Bayern und die Hertha waren die Hessen defensiv noch arg anfällig und ließen viele Chancen zu, gegen den FC standen die Hessen jedoch stabil. "Ich bin sehr zufrieden mit unserem Defensivverhalten. Weil wir ja auch diesmal mit Viererkette gespielt haben. Köln hatte nur fünf Abschlüsse", sagte Glasner nach der Partie.

Das ist auch deshalb so bemerkenswert, weil die Abwehr der Eintracht nicht nur das erste Mal seit langer Zeit in der Viererkette auflief, sondern auch, weil die Außenverteidigerpositionen komplett neu besetzt waren. Auf links verteidigte Neuzugang Luca Pellegrini, der eine überaus vielversprechende Leistung zeigte. Auf rechts spielte Jakic, eigentlich ausgebildeter Sechser. Auch Jakic machte seine Sache gut. Ob er auf dieser Position eine Zukunft hat, bleibt indes abzuwarten.

5. Ein eigenartiger Saisonstart

Als Trapp im Interview nach dem Spiel mit seiner VAR-Schelte fertig war, übte er sich in Optimismus. Der Saisonstart sei besser als letztes Jahr, immerhin sei man nicht im Pokal ausgeschieden. Tatsächlich ist aber auch der diesjährige Saisonstart durchwachsen, im Pokal konnte man Zweitligist Magdeburg zwar deutlich schlagen, in der Liga stehen die Hessen nach drei Spielen mit zwei Punkten jedoch nur auf Platz 15.

Alles schlecht also? Mitnichten. Die 1:6-Niederlage gegen die Superbayern darf man getrost aus der Bilanz herausrechnen, zudem verloren die Hessen satte vier Punkte durch VAR-Fehlentscheidungen. Hinzu kommt ein deutlich besserer Kader als in der Vorsaison, der demnächst auch die ersten Dreier einfahren dürfte. "Mich lässt der Auftritt positiv nach vorne schauen", sagte Glasner nach dem Spiel. Klar ist aber auch: Der erste Sieg sollte nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.