Declan Rice im Profil fotografiert - umgeben von Seifenblasen.

Eintracht Frankfurts trifft im Europacup-Halbfinale auf West Ham United. Dem Star der Hammers können andere nicht mal die Schuhe zubinden, der berühmteste Fan war schon Brustsponsor und die Hymne ist eine echte Show. Das ist West Ham United.

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Eintracht Frankfurt vor dem Halbfinal-Kracher gegen West Ham United

Heimspiel vom 25.04.
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Nach den Festspielen gegen den FC Barcelona tritt Eintracht Frankfurt im Halbfinale der Europa League bei West Ham United an. Das Hinspiel steigt am Donnerstag (21 Uhr, live bei hr-iNFO und im Audiostream bei hessenschau.de) in London, eine Woche später soll der Einzug ins Finale in Frankfurt perfekt gemacht werden. Aber wer ist West Ham United eigentlich?

Der Verein

Prinzipiell ist ja die Bundesliga die Liga der Werksklubs, aber besieht man sich das englische Oberhaus genauer, tummeln sich auch in der Premier League zahlreiche Vereine, deren Ursprung eine Betriebsmannschaft ist. Arsenal wurde von den Arbeitern eines Rüstungsfabrikanten gegründet, Manchester United als Team von Bahnarbeitern, und auch Eintracht Frankfurts Halbfinal-Gegner West Ham United hat seine Wurzeln als Werksklub. Gegründet wurde der Verein nämlich 1895 als Thames Ironworks FC, dem Sportverein einer großen Werft. Folgerichtig auch die Spitznamen "The Hammers" und "The Irons".

1900 folgte die Umbenennung in West Ham United Football Club, nach dem gleichnamigen Stadtteil. Der erste Aufstieg in die höchste englische Spielklasse erfolgte 1923, die erfolgreichsten Zeiten hatte der Klub in den Sechzigern und Siebzigern. Meister wurde West Ham nie, dafür gewann der Klub dreimal den FA Cup (1964, 1975 and 1980) und einmal den Europapokal der Pokalsieger (1965). Bitter aus hessischer Sicht: 1976 erreichten die Hammers ebenfalls das Finale des Pokals der Pokalsieger – und schalteten auf dem Weg dahin im Halbfinale die Eintracht aus.

Trotz der eher überschaubaren Erfolge hat der Klub nicht nur eine große Fanbasis, sondern auch zahlreiche prominente Fans, deren berühmtester womöglich Steve Harris ist. Der Bassist der legendären Metal-Band Iron Maiden lief nicht nur selbst für den Nachwuchs der Hammers auf, mit seiner Band war er schon mehrmals Brustsponsor des Klubs. Ebenfalls bekannt ist der Klub für seine bekannte Vereinshymne "I'm forever blowing Bubbles", einem alten Hit aus den Zwanzigerjahren, der vor jedem Spiel angestimmt und von tausenden Seifenblasen begleitet wird. Ein echtes Schauspiel.

Der Star

"Ich habe mir die Preise einiger Spieler angeschaut, die in letzter Zeit zu anderen Klubs gegangen sind. Und die können Declan Rice nicht mal die Schuhe binden." Diese Ansage stammt von West-Ham-Trainer David Moyes aus dem letzten Sommer und illustriert ganz gut den Stellenwert von Rice für die Hammers. Rice, 23 Jahre alt, ist Herz und Seele seines Teams, zweikampf- und spielstark und mit einem besonderen Talent für Ballgewinne gesegnet, die er dann umweglos nach vorne treibt.

"Er vereint den Instinkt eines Verteidigers mit der Fantasie eines Mittelfeldspielers", beschrieb ihn einst die Daily Mail. Chelsea-Legende John Terry sagte vergangenes Jahr über ihn: "Auf seiner Position ist er aktuell der beste der Welt." Aktuell sollen diverse internationale Top-Klubs hinter Rice her sein, gut möglich, dass er tatsächlich irgendwann für eine Summe jenseits der 100 Millionen Euro wechselt.

Der Trainer

Den Schotten David Moyes umweht ein wenig der Hauch des Unvollendeten. Einst bei Preston North End und vor allem bei Everton erfolgreich, wo er stolze elf Jahre blieb, Trainer des Jahres wurde und den Klub erstmals in dessen Geschichte in die Champions League führte, schien er 2013 zu höheren Aufgaben berufen. Diese höhere Aufgabe war jedoch undankbarerweise das Erbe des großen Alex Ferguson bei Manchester United, wo Moyes zwar einen Sechs-Jahres-Vertrag bekam, aber nicht einmal die erste Saison überstand. Anschließend war er kurz in San Sebastian, stieg dann mit Sunderland ab und ging zu West Ham, wo er nach kurzer Pause nun bereits zum zweiten Mal unter Vertrag steht.

Moyes Mannschaft kommt eher über Körperlichkeit, Organisation und Leidenschaft und versteht sich hervorragend aufs Konterspiel. Dafür hält Moyes meist an seinem bevorzugten 4-2-3-1-System fest. Mit dem Ergebnis, dass West Ham aktuell als Siebter der Premier League und Europa-League-Halbfinalist so gut dasteht wie lange nicht.

Das Stadion

Das Stadion war in den letzten Jahren wahrscheinlich das große Reizthema bei West Ham. Nachdem der Klub satte 112 Jahre lang im altehrwürdigen Boleyn Ground (besser bekannt als Upton Park) kickte, einem echten Sehnsuchtsort für Fußballromantiker, zogen die Hammers 2016 ins eher gesichtslose London Stadium um. Dort dauerte es ein wenig, bis sich die Fans einfinden konnten, anfangs gab es gar oft Handgemenge untereinander, weil die Sitzordnung der Fans aus dem alten Stadion im neuen nicht mehr galt.

Das London Stadium fasst 60.000 Plätze und war einst die Veranstaltungsstätte für die Leichtathletikwettbewerbe sowie für die Eröffnungs- und Abschlussfeier von Olympia 2012. Der Boleyn Ground, wo heute Apartments stehen, war trotzdem schöner.