Der Kader von Eintracht Frankfurt ist deutlich zu groß.

Der Kader von Eintracht Frankfurt umfasst knapp 30 Profis. Trainer Oliver Glasner muss auf dem Trainingsplatz rotieren und einzelne Spieler wegschicken. Die neu gegründete zweite Mannschaft ist keine wirkliche Lösung dieses Problems.

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Die Eintracht vor dem Start ins Trainingslager

Trinkpause beim Training von Eintracht Frankfurt
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Wenn die Trainingseinheiten von Eintracht Frankfurt im Schatten der Arena starten, dann fangen die Beobachter der Übersichtlichkeit halber mit dem Zählen an. Am Freitagvormittag waren 25 Feldspieler und vier Torhüter anwesend. Obwohl Ajdin Hrustic (Magen-Darm-Probleme) und Aurelio Buta (im Aufbautraining nach Knie-Operation) fehlten, hatte Trainer Oliver Glasner eine große Gruppe vor sich.

Große Kader bietet einerseits viel Qualität

Mit Blick auf die Stammelf hat der Österreicher ein Luxusproblem. Die Qualität im Angriff wurde durch die Neuzugänge Lucas Alario, Mario Götze und Randal Kolo Muani deutlich gesteigert. Alide Faridou, Hrvoje Smolcic und Marcel Wenig sind hoffnungsvolle Talente, die sich Glasner genauer ansieht. Und wenn die Europa-League-Helden Daichi Kamada, Filip Kostic und Evan N'Dicka bleiben sollten, stellen die Hessen mit Blick auf die Dreifachbelastung Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League eine schlagkräftige Truppe mit enormer Qualität.

Doch was passiert mit der zweiten oder gar dritten Reihe? Rückkehrer Ali Akman und Eigengewächs Mehdi Loune etwa durften das Warmmach-Programm und die ersten Passübungen mitmachen. Als das Trainingsspiel angepfiffen wurde, war für die beiden Offensivleute die Einheit auf dem Rasen aber beendet. Sie schwangen sich auf ihr Fahrrad und radelten in die Geschäftsstelle, um sich dort weiter individuell zu beschäftigen.

Aber: Eintracht-Spieler müssen individuell trainieren oder zusehen

Neben Sebastian Rode, der bewusst nicht am Elf gegen Elf teilnahm und Runden lief, blieben auch Goncalo Paciencia und Timothy Chandler am Seitenrand. Sie mussten zusehen, wurden nur am Ende kurz eingewechselt. Möglicherweise hätte sich auch Hrustic zu ihnen gesellt, wenn er nicht ausgefallen wäre. Glasner kündigte bereits bei seiner Saisoneröffnungs-Pressekonferenz an: "Ich will nicht 15 gegen 15 spielen. Wenn wir 22 oder 23 Feldspieler und noch ein paar Talente haben, dann reicht das völlig aus."

Für Sportvorstand Markus Krösche ist diese Kadergröße von rund 30 Mann deshalb ein Problem. Für Verkaufskandidaten wie Akman, Hrustic oder Paciencia gibt es bislang kaum einen Markt. Zwar tauchen stets lose Gerüchte wie Espanyol Barcelona oder Cremonese auf, die an Paciencia interessiert sein sollen, es wurden auch schon Gespräche geführt. Doch von den Kandidaten, die den Klub verlassen sollten, ist bislang nur Erik Durm (1. FC Kaiserslautern) weg. Krösche sind dadurch auf dem Transfermarkt die Hände gebunden. Der Eintracht-Macher kann erst bei dementsprechender Bewegung wieder als Einkäufer tätig werden.

Frust statt Lust bei den Reservisten

Die neu ins Leben gerufene zweite Mannschaft spielt in diesen Überlegungen keine Rolle. Profis der Güteklasse Paciencia oder Hrustic werden nicht in der fünftklassigen Hessenliga spielen (wollen). Einzig bei Loune macht es Sinn, ihn oben mittrainieren und unten spielen zu lassen. Sollten somit zum Pokal-Start in Magdeburg alle Profis (Ausnahme Buta) fit und noch da sein, müsste Glasner bei einem erlaubten 20-Mann-Kader bis zu zehn Spielern sagen, dass sie nicht mitfahren dürfen.

Da der Coach schon in der Vergangenheit sehr konstant an einem Gerüst, sobald es funktioniert, festgehalten hat, ist eine Dauer-Rotation nicht unbedingt zu erwarten. Großer Frust ist bei einem Teil der Mannschaft somit programmiert.

Die "Schleifspuren" der Coronapandemie

Die "Schleifspuren" der Corona-Pandemie werden vor allem in diesem Bereich sichtbar. Reservisten wie Paciencia oder Hrustic hätten vor März 2020 wohl problemlos einen Markt gehabt. Dieser ist inzwischen völlig eingeschlafen. Damit aus der Lust nicht zu gewaltiger Ärger wird, sollten Lösungen gefunden werden. Denn der Kader jetzt, das wird sich möglicherweise auch im Trainingslager in Windischgarsten (9. bis 16. Juni) zeigen, hat keine optimale Größe.