Ein Mann geht über einen Fußballplatz.

Ben Manga war jahrelang erfolgreich als Perlentaucher bei Eintracht Frankfurt unterwegs. Nun erfolgte die Trennung, weil die Hessen eine andere Art des Scoutings präferieren.

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Kaderplaner Ben Manga verlässt die Eintracht

Ben Manga Eintracht Frankfurt
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Eine Pressemitteilung sagt manchmal sehr viel aus über das Verständnis der Zusammenarbeit. Markus Krösche, Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, sagte am Mittwochabend, nachdem Ben Manga seinen Vertrag aufgelöst hatte: "Ben hat in den vergangenen Jahren in seiner Funktion als Chefscout eine hervorragende Arbeit geleistet und einen großen Anteil am Erfolg."

Holzer-Entscheidung sorgt für Ruhe

Seit März 2021 allerdings war Manga nicht mehr Chefscout bei den Hessen, sondern Direktor Profifußball. Aufsichtsratschef Philip Holzer hatte den "Perlentaucher" in einem hektischen Frühjahr befördert und mit einem bis 2026 laufenden Kontrakt ausgestattet. Der damalige Sportvorstand Fredi Bobic kämpfte um seinen (später vollzogenen) Abgang zu Hertha BSC, das Amtsende von Sportdirektor Bruno Hübner war bereits kommuniziert.

Die Entscheidung von Holzer hatte ihre Wirkung zum damaligen Zeitpunkt nicht verfehlt. Das Umfeld vertraute Manga, der mit seinem Scouting-Team an Transfers wie Evan N'Dicka, Tuta oder zuletzt Randal Kolo Muani mitgewirkt hatte. Bei der Eintracht kehrte Ruhe ein, die Suche nach einem Bobic-Nachfolger konnte vorangetrieben werden.

Manga bemänngelt: Klärende Gespräche "wurden damals verpasst"

Holzer führte bei diesem Findungs-Prozess viele Gespräche mit Krösche - und vergaß dabei offenbar Manga. "Wenn man weiß, wie der Draht vor meiner Vertragsverlängerung zu gewissen Personen im Verein war und wie er danach gewesen ist, dann ist das für mich keine einfache Situation gewesen", sagte der Mann aus Äquatorial-Guinea bei Sport1. Der Moment für klärende Gespräche "wurde damals verpasst". Welche Zusagen und Versprechungen es gab? Unklar.

Krösche kam zur Eintracht und hatte einen anderen Ansatz beim Scouting. Während Manga auf ein großes Team, bestehend aus 15 bis 20 Mitarbeitern, setzt und um die Welt fliegt, vertraut Krösche vor allem auf die Expertise von Datenanalyst Bastian Quentmeier. Über auf die Eintracht zugeschnittene Algorithmen wird nach Spielern gesucht.

Krösche und Manga mit verschiedenen Arbeitsansätzen

Videoanalysten schneiden die wichtigsten Szenen eines ausgewählten Profis aus mehreren Partien zusammen, anschließend gibt es in Absprache mit einem kleinen Team und Trainer Oliver Glasner ein internes Ranking. Krösche erklärte bei der Bild: "Bevor es zu einer Verpflichtung kommt, gibt es immer ein persönliches Gespräch. Ich erkläre ihm, was wir vorhaben, welchen Platz er einnehmen soll, wie wir ihn bessermachen können. Ich frage ihn auch persönliche Dinge."

Manga hingegen setzt auf einen anderen Weg: "Scouting ist Vertrauen, Auge, Netzwerk. Wenn du diese drei Eigenschaften mitbringst, dann bist du in meinem Auge perfekt geeignet." Er betonte: "Man muss unterwegs sein, sich die Talente anschauen und ein Netzwerk haben, von dem man wertvolle Hinweise bekommt."

Manga zieht wohl weiter nach Watford

Zu vereinen waren diese beiden Ansätze am Ende nicht (mehr). Das Wort von Timmo Hardung, Leiter der Lizenzspielerabteilung, erhält in Zukunft wohl mehr Gewicht. Manga hingegen sucht mit den Scouts seines Vertrauens eine neue Herausforderung, die wohl in der englischen zweiten Liga beim FC Watford liegt.

Auf menschlicher Ebene sei er mit Krösche zwar "gut" ausgekommen. Doch auf fachlicher Ebene ruckelte es von Tag eins an. Krösche hat den im Sommer 2021 von ihm eingeleiteten Umbruch auf Führungsebene mit diesem Abgang zu einem Ende gebracht. Der 42-Jährige will Eintracht Frankfurt weiter im obersten Drittel der Liga etablieren. In Zukunft passiert das ohne die Expertise von Manga und seinem Team. Ob diese Entscheidung die richtige war, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Transfers wie Mario Götze oder Junior Dina Ebimbe deuten zumindest darauf hin, dass es auch ohne Manga geht.