Tuta von Eintracht Frankfurt

In Abwesenheit des verletzten Abwehrchefs Martin Hinteregger sind bei Eintracht Frankfurt Tuta und Almamy Touré gefragt. Der eine übernimmt eine völlig neue Rolle, der andere zeigt, dass er auch seriös kann. Schlecht ist das für den Altmeister.

Videobeitrag

Video

Eintracht Frankfurt - Finale in Sevilla | hessenschau Sport vom 06.05.2022

hessenschau von 16:45 Uhr
Ende des Videobeitrags

Als der Brasilianer Tuta im Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Barcelona mit Gelb-Rot vom Platz flog, schien seine Saison in der Europa League gelaufen. Das Rückspiel im Camp Nou würde er verpassen. Ob es danach weitere Spiele für Eintracht Frankfurt in diesem Wettbewerb geben würde? Eher unrealistisch. Der Lauf von Durchstarter Tuta, dem tragischen Helden, wurde jäh unterbrochen. Doch dann kam alles anders.

Die Eintracht kegelte im Anschluss zuerst den FC Barcelona und dann auch noch West Ham United aus dem Europacup und steht am 18. Mai tatsächlich im Finale von Sevilla. Tuta, der das Highlight gegen Barca auf der Tribüne verfolgen musste, ist inzwischen sogar zum Abwehrchef aufgestiegen.

Tuta ist jetzt der Chef

Da sich Martin Hinteregger im Halbfinal-Rückspiel gegen West Ham früh eine Muskelverletzung im Oberschenkel zuzog und voraussichtlich bis Saisonende ausfallen wird, musste und muss der Platz in der Mitte der Dreierkette neu besetzt werden. Gegen die Londoner übernahm diese Aufgabe etwas überraschend Tuta, der normalerweise auf der rechten Halbposition verteidigt. Im bedeutungslosen Spiel gegen Gladbach rückte Altmeister Makoto Hasebe auf seine angestammte Position. Zwei Optionen, ein Job – und Tuta in der Pole-Position.

Der 22-Jährige, der im Januar 2021 quasi über Nacht zum Nachfolger von David Abraham wurde, hat bewiesen, dass er inzwischen das Zeug zu einem Innenverteidiger von internationalem Format hat. Nachdem Tuta zu Beginn der Saison und nach einer schwachen Leistung beim Pokal-Aus gegen Waldhof Mannheim oft nicht einmal zum Kader gehört hatte, ist er spätestens seit dem 2:1-Sieg in München am siebten Spieltag nicht mehr aus der Startelf wegzudenken.

Tuta überzeugte durch einen Mix aus Zweikampfhärte, Übersicht und Ruhe am Ball. Drei selbst erzielte Tore nach Standards, darunter der Ausgleich in der Nachspielzeit gegen RB Leipzig, sind ein weiteres Qualitätsmerkmal. "Er ist auf dem Weg zu einem Top-Verteidiger", lobte Trainer Glasner. Dass Tuta mittlerweile in der Rolle des Organisators auflaufen darf und damit sogar Hasebe verdrängt, ist der nächste Schritt dieser rasanten Entwicklung.

Touré kann auch seriös

An der Seite von Tuta, auch das ist ein unerwarteter Aufstieg, wird gegen die Rangers ziemlich sicher Almamy Touré auflaufen. Der Malier, der in der Bundesliga lediglich viermal in der Startelf stand, dafür aber das Viertelfinal-Rückspiel in Barcelona und beide Duelle mit West Ham mit Bravour bestritt, bildet das Pendant zu Evan N’Dicka auf der rechten Seite. "Almamy hat die ganze Zeit super trainiert und war immer voll da", so Glasner. Super gespielt hat er allerdings selten.

Touré, der im Winter 2019 zur Eintracht kam und seitdem mal als Rechtsverteidiger, mal als Innenverteidiger und mal als rechter Mittelfeldspieler agierte und immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde, zeigte sein Potenzial zwar hier und da an. Eine konstante Phase ohne unerklärliche Aussetzer gab es aber nie - bis zur Crunchtime in der Europa League. Sobald es dort drauf ankam, war Touré, der Bruder Leichtfuß, zur Stelle. Egal, ob Ferran Torres, Memphis Depay oder Jarrod Bowen: An Touré gab es kein Vorbeikommen.

Und so werden am 18. Mai, im wohl größten Spiel der Frankfurter Vereinsgeschichte, zwei Abwehrspieler auflaufen, mit denen zu Beginn der Spielzeit niemand so richtig gerechnet hat. Tuta und Touré haben eine erstaunliche Entwicklung hinter sich.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen