Filip Kostic bei der Platzbegehung in Sevilla.

Eintracht Frankfurt will mit der Hilfe von bis zu 50.000 Fans eine verrückte Reise krönen und den Europapokal nach Hause holen. Hochkochende Emotionen gibt es auch beim Gegner, im Stadion soll dennoch die Frankfurter Kurve den Unterschied machen.

Videobeitrag

Video

Pressekonferenz: Eintracht Frankfurt vor dem Europa-League-Finale

Oliver Glasner
Ende des Videobeitrags

Beim Training der Glasgow Rangers gab es am Dienstagnachmittag schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was da im Finale kommen wird. Als die Schotten im Glutofen des Estadio Ramon Sanchez Pizjuan gerade ihr Abschlusstraining beendeten, hallten von den Rängen plötzlich "Eintracht Frankfurt"-Sprechchöre in Richtung Rasen. Ein einzelner Frankfurter Fan, wie auch immer er dorthin gekommen war, schickte schon einmal herzliche Grüße an den Gegner der Eintracht. Hier regiert die SGE.

Die Spieler der Rangers zeigten sich von der kurzen Störung zwar komplett unbeeindruckt, spätestens am Mittwochabend (21 Uhr) wird es mit der Gelassenheit aber vorbei sein. Die Fans, da sind sich beide Seiten sicher, werden bei dieser Partie eine Schlüsselrolle einnehmen.

Glasner lobt Reisefreudigkeit der Fans

Noch lässt sich zwar nur mutmaßen, welche Fan-Gruppe im Stadion des FC Sevilla in der Überzahl sein wird. So oder so ist das Fan-Aufkommen in der Stadt aber schon gewaltig. Mehr als 100.000 Anhänger der Glasgow Rangers, mindestens 50.000 Anhänger aus Frankfurt. Ein Ticket haben die wenigsten, Direktflüge waren quasi im Moment des Halbfinal-Erfolgs ausgebucht. Selbst ein Hotelzimmer war nicht jedem Fan vergönnt. Wer braucht schon Schlaf, wenn es darum geht, die Europa League zu gewinnen? 

"Welche Strapazen unsere Fans in Kauf nehmen. Das ist außergewöhnlich", fasste Eintracht-Trainer Oliver Glasner die Reiselust des Frankfurter Anhangs zusammen. 27 Stunden Anfahrt im Camper, Flüge über Mallorca, Sizilien, Lissabon oder irgendeine andere Destination im Süden Europas mit einmal, zweimal oder dreimal umsteigen. Weiter mit dem Mietwagen, dem Zug oder einer Mitfahrgelegenheit. Einfach irgendwie dabei sein, zur Not auch ohne Stadionbesuch. "Die Stimmung, der Enthusiasmus und die Begeisterung unserer Fans sind ein nicht messbarer Faktor", betonte Glasner. "Es passiert etwas mit dir."

Mannschaft schaut sich Fan-Videos an

Bis die Spieler und die Verantwortlichen der Eintracht, die sich bis zum Anpfiff im Hotel abschotten, die Wucht der Fans zu sehen und zu hören bekommen, wird es zwar noch bis zum Mittwochabend dauern. Zumindest spürbar ist der emotionale Ausnahmezustand aber schon jetzt. "Wir sehen viele Videos und saugen die Stimmung vom Hotel aus auf", sagte Kapitän Sebastian Rode. "Das hilft dir, Spiele zu gewinnen", ergänzte Glasner.

Die berühmte Symbiose zwischen Fans und Mannschaft, die es bei der Eintracht vor allem in der Europa League immer wieder zu bestaunen gibt, soll es also auch dieses Mal richten. Die weiße Wand auf den Rängen, Power-Fußball in weißen Trikots auf dem Rasen. Die Emotionen, die durch eine XXL-Choreo im Wert von knapp 50.000 Euro zusätzlich angeheizt werden sollen, müssen alle Kräfte freisetzen und dann den Unterschied ausmachen. "Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur dran denke, dass ich das erleben darf", so Rode. Es kribbelt ganz gewaltig.

Rangers-Trainer spricht von "riesengroßer Chance"

Ein Gefühl, das allerdings auch der Gegner aus Schottland nur zu gut kennt. Die Rangers, einer der traditionsreichsten Clubs dieses Kontinents, warten seit exakt 50 Jahren auf ihren zweiten europäischen Titel. Die Sehnsucht nach dem Pokal ist genauso groß wie bei der Eintracht. "Das ist eine Riesen-Chance für uns", sagte Glasgows Trainer Giovanni van Bronckhorst, der genau wie sein Gegenüber auf den Extra-Push durch die Fans setzt. "Wir können uns glücklich schätzen, wenn man sieht, wie viele gekommen sind, um uns zu unterstützen. Die Zuschauer werden ein Faktor sein." Jetzt oder nie.

Die Herangehensweise beider Teams ist ähnlich, welche Fankurve letztlich den Ausschlag in die eine oder andere Richtung geben wird, muss sich zeigen. Klar ist aber, dass die Atmosphäre im Stadion imposant wird. "Es treffen die beiden Teams mit den besten Auswärtsfans aufeinander", so Glasner. "Das wird ein tolles Finale, wir freuen uns drauf."

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen