Vorstands-Chef Axel Hellmann (li.) und Aufsichtsrat-Boss Philip Holzer

Der Eintracht droht eine Zerreißprobe zwischen Aufsichtsratboss Holzer und Vorstandschef Hellmann. Das angekündigte Krisengespräch wurde verschoben. Und der FAZ-Artikel, der den Machtkampf als Erstes beschrieb, ist mittlerweile - wohl auf Betreiben von Anwälten - offline.

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Absurdes Theater in Neapel: Eintracht-Fans als Spielball

Eintracht-Vorstandsmitglied Philipp Reschke schaut in die Luft, im Hintergrund ein Banner mit der Aufschrift: Frankfurt makes trouble.
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Was für ein Zufall. Da flog die kleine Eintracht-Delegation am späten Dienstagvormittag zum Champions-League-Rückspiel zur SSC Neapel und zwei Top-Funktionäre, die sonst immer dabei sind, fehlen: Vorstandssprecher Axel Hellmann und Aufsichtsratsboss Philip Holzer. Liegt das am Machtkampf zwischen Holzer und Hellmann, über den die FAZ am Montagabend berichtete? Der Grund ist erst einmal einfach: Fast die gesamte Führungsebene der Eintracht boykottiert das Achtelfinal-Auswärtsspiel in Neapel. Nach der Aussperrung der eigenen Fans durch die Behörden in Italien wollen sie ein Zeichen setzen.

Holzer und Hellmann haben also Zeit zum Reden. Das Verhältnis zwischen beiden ist ziemlich angespannt. Werden jetzt Gräben zugeschüttet oder kommt es jetzt möglicherweise zu einer Eskalation? Zündstoff bietet das geplante Treffen allemal. Allein, dass vorab öffentlich wurde, dass Holzer Hellmann zum Gespräch bittet, kam bei einigen Entscheidungsträgern bei der Eintracht gar nicht gut an. Das Gespräch oder Krisengespräch – ganz, wie man will – sollte nach Informationen des hr-sport eigentlich am Dienstag stattfinden. Doch Hellmann sagte den Termin am Montag ab.

Nun soll er zeitnah nachgeholt werden, möglicherweise schon am Mittwoch oder Donnerstag. Auch da weilt der Rest der Eintracht noch weitgehend in Neapel. Der FAZ-Artikel, der detailliert über den Machtkampf und die möglichen Hintergründe informierte, ist auf der Internetseite der FAZ mittlerweile offline, sprich: nicht mehr zu lesen. Dazu passt die Information, dass die Anwälte von Holzer im Laufe des Dienstags eine Erklärung abgeben wollen. Dabei geht es um vermeintlich falsche Tatsachen in der Presse-Berichterstattung über Holzer.

Geht Hellmann im Sommer komplett zur DFL?

Wenn es denn zum Holzer-Hellmann-Treffen kommt, gibt es auf jeden Fall viel zu besprechen. Der Aufsichtsratchef möchte nach Berichten und Gerüchten, nach denen Hellmann die Eintracht möglicherweise schon im Sommer komplett in Richtung Deutsche Fußball Liga (DFL) verlassen werde, endlich wissen, was los ist. Bislang versieht Hellmann, dessen Vertrag bei der Eintracht noch bis 2027 läuft, den Job als DFL-Boss interimsmäßig zusammen mit Freiburgs Finanzvorstand Oliver Leki. Hellmann ist der Wunschkandidat der Bundesliga-Bosse, Leki kehrt im Sommer nach Freiburg zurück.

Holzer will erfahren, was Hellmann wirklich will. Das ist sein Job als Aufsichtsratchef. Holzer interpretiert seinen Posten auch insgesamt äußerst offensiv. Da bleibt es nicht beim Aufsehen und Kontrollieren, der 57-Jährige wird oft aktiv. Der ehemalige Investmentbanker hält engen Kontakt zu Sportvorstand Markus Krösche, den er – im Auftrag des Vorstands – im Mai 2021 zur Eintracht holte. Und er strebt auch sonst eine dominantere Rolle bei der Eintracht an. An vielen Stellen, bis hinein ins Alltagsgeschäft, ist er präsent. Auch auf der Mitgliederversammlung im vergangenen September stand Holzer - indirekt - im Mittelpunkt. Denn der 57-Jährige ist nicht nur der Chef des Aufsichtsrats, sondern auch Anteilseigner.

Frustrierende Mitgliederversammlung für Holzer

Holzer und seinem ebenfalls vermögenden Geschäftspartner Stephen Orenstein gehören unter dem Namen "Freunde des Adlers" 16,81 Prozent der Aktien an der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Damit sind sie der größte Minderheitsaktionär, der Stammverein hält 67,89 Prozent der Anteile. Im vergangenen Sommer versuchte Orenstein, seine Anteile zu erhöhen. Damit hätte er - zusammen mit Holzer - mehr als 25 Prozent der Aktien besessen. Was die 25-Prozent-Marke anbetrifft, soll Orenstein jedoch Kompromissbereitschaft signalisiert haben. Das Vorhaben wurde auf der Mitgliederversammlung im September erregt diskutiert und von den Mitgliedern mit großer Mehrheit abgewiesen. Diese beschlossen, dass kein Minderheitsaktionär mehr als 24,9 Prozent der Eintracht-Aktien anhäufen darf.

Eine Niederlage für die "Freunde des Adlers". Dementsprechend sauer und geknickt sollen sie nach der Entscheidung gewesen sein. Die FAZ-Information, wonach Holzer und Orenstein zudem versucht haben sollen, anderen Minderheitsaktionären wie Sven Janssen oder den "Freunden der Eintracht" ihre Anteile abzukaufen, bestreitet das Holzer-Lager vehement. Dies entspreche definitiv nicht der Wahrheit, was auch schriftlich dokumentiert sei. Insgesamt sorgte das Verhalten der "Freunde des Adlers" in Sachen Eintracht-Anteilen nach Informationen des hr-sport in weiten Teilen des Vereins für Befremden. Auch dieser Aspekt ist Teil des Machtkampfs zwischen Holzer und Hellmann.

Was wird mit Hellmann und Holzer?

Die FAZ stellte die Frage: "Ob Holzer seinem Widerpart (Hellmann, Anm. d. Red.) im anstehenden Krisen-Gespräch zum Bleiben überredet oder ob er ihn lieber weglobt?" Zweiteres ist nicht auszuschließen. Denn wäre Hellmann weg, könnte Holzer eine noch aktivere Rolle bei der Eintracht spielen. Auf der anderen Seite ist Holzer für Hellmann mittlerweile ein Dorn im Auge. So gibt es nicht wenige im Umfeld der Eintracht, die sich vorstellen können, dass Hellmann - unabhängig davon, ob er zur DFL geht oder nicht - keinen Aufsichtsrat-Chef namens Holzer mehr haben möchte.

Fakt ist: Nach sehr langer Zeit tobt bei der Eintracht mal wieder ein Machtkampf. Während die Spieler beim Champions-League-Spiel in Neapel weilen, werden sich Holzer und Hellmann treffen. Ob das noch ausstehende Gespräch Gräben zuschüttet oder der Machtkampf eher eskaliert? Das ist aktuell nicht abzusehen.

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