Jubelnde Fußballspieler in schwarzen Trikots bilden einen Haufen auf einem Spielfeld.

Eintracht Frankfurt steht im Viertelfinale der Europa League. Trotz eines Last-Minute-Schocks und dank eines Last-Minute-Glücks. "Geflasht" ist hinterher jeder. Die Analyse zum Achtelfinal-Drama in fünf Punkten.

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Eintracht Frankfurt erreicht das Europa-League-Viertelfinale

Szene aus der Partie Eintracht gegen Sevilla
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Eintracht Frankfurt hat das Viertelfinale der Europa League erreicht. Im Achtelfinal-Rückspiel der Europa League gegen Betis Sevilla ging es am Donnerstag wegen eines Tores von Borja Iglesias (90.) mit 0:1 in die Verlängerung, in der Guido Rodriguez in der 120. Minute per Eigentor das 1:1 erzielte, das den Hessen nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel zum Weiterkommen reichte.

1. Eine Explosion zum Schluss

Richtig gerechnet hatte niemand mehr damit. Die Verlängerung lief so vor sich her, richtigen Zug zum Tor entwickelte weder die Eintracht noch Betis. Da trat der vorher eher glücklose Filip Kostic in der letzten Minute der Verlängerung zu einem letzten Freistoß an. Was folgte, war eine Explosion zum Schluss eines Fußballspiels, die lange nachhallen wird.

Martin Hinteregger warf sich in die Flanke und brachte den Ball irgendwie im Tor der Andalusier unter. Nur wenige Sekunden danach befand sich die gesamte Mannschaft der Hessen inklusive Auswechselspieler, inklusive Trainer, inklusive Betreuerstab beim österreichischen Torschützen. Die Arena im Stadtwald – ein einziges Tollhaus! "Das hat alles geboten, was für die Euro-Eintracht steht“, urteilte Trainer Oliver Glasner

2. Das Drama beginnt schon vorher

Dabei begann das eigentliche Drama an diesem Donnerstag etwa 35 Minuten früher. Bis in die Schlussminute der regulären Spielzeit stand dieses Achtelfinale ohne Treffer da, ein Ergebnis, das den Hessen genügte. Dass es überhaupt torlos blieb bis in die Schlussminute, lag – wie so oft in diesen Wochen – an den Frankfurtern selbst. Genauer gesagt: an der hessischen Offensive.

Sowohl Ansgar Knauff (14.) als auch Kostic (63.) trafen die Latte. Eine Eintracht-Führung wäre mehr als verdient gewesen. Dann aber kam Betis in der Schlussphase das erste Mal im zweiten Abschnitt so richtig gefährlich vor das Tor der Frankfurter – und schon tütete Iglesias die Verlängerung ein. "In der 90. Minute denkst du, die Fußballwelt bricht zusammen. Dann ist sie in der 120. Minute wieder rosarot", fasste Glasner dieses Drama im Stadtwald hinterher treffend zusammen.

Oliver Glasner Eintracht Frankfurt Betis Sevilla

3. Lange ein zähes Fußball-Spiel

Diese Dramatik überdeckte aber am Ende ein wenig, dass das Fußball-Spiel, das da in der Frankfurter Arena geboten wurde, alles andere als ein Leckerbissen war. Beide Teams agierten arg fehlerhaft, richtiger Spielfluss kam selten zustande. Die Partie lebte spätestens ab Mitte der zweiten Halbzeit nur noch von der Spannung eines K.o.-Spiels.

Verständlich, dass Glasner zu später Stunde nach der Begegnung diese 120 Minuten auch nicht unbedingt detailliert besprechen wollte. "Ich bin noch nicht in der Lage, eine detaillierte Analyse zu geben. Ich bin noch total geflasht", betonte er. Wenigstens Mittelfeldrenner Djibril Sow, der einmal mehr bewies, in welch bestechender Form er ist, gab ein objektives Statement ab: "Das war nicht unser bestes Spiel. Wir haben aber als Mannschaft leidenschaftlich gekämpft und sind verdient weitergekommen."

4. Hinteregger – hinten und vorne

Apropos leidenschaftlich gekämpft. Wenn ein Mann für diese Worte stand, dann war es Abwehr-Chef Hinteregger. Der umsichtige Kopf der durchaus sicheren Eintracht-Abwehr war nicht nur durch seinen umjubelten Treffer zum 1:1, der hinterher zum Eigentor erklärt wurde, der Mann des Abends. Der Österreicher warf sich in jeden Zweikampf, organisierte die Defensive und präsentierte sich wieder wie der Hinteregger, den die Frankfurter Fans so ins Herz geschlossen haben.

Seine Aktion vor dem 1:1 war dennoch die Krönung dieses Abends. "Martin hat es mit allem, was er hatte, erzwungen. Es freut mich für ihn persönlich", lobte Glasner. Eine kleine Euro-Feier in der Kabine gab es für Hinteregger aber dennoch nicht. "Am Wochenende ist wieder ein Spiel, danach hat er mit Österreich ja schon wieder Nations League", blockte Glasner ab. Der Mann des Abends wird's sicher verschmerzen.

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So klang das Tor von Hinteregger im Radio

Martin Hinteregger Eintracht Frankfurt Betis Sevilla
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5. Europacup in diesem Jahr

Und auch wenn Hinteregger also nach dem Weiterkommen etwas zurückstecken musste, durfte der Frankfurter Anhang dafür umso mehr aus sich herausgehen. Die Europapokal-Reise der Eintracht geht mindestens noch eine Runde weiter. Ausgang weiterhin offen. Der Traum von einer weiteren Reise nach Sevilla , wo das Finale stattfindet, lebt.

Zudem warten nun interessante Gegner. Ob nun Barcelona, die Rangers aus Glasgow, Bergamo oder Lyon – das Viertelfinale verspricht europäische Hochklasse. Und Oliver Glasner, das ließ er direkt nach dem Spiel durchblicken, hat Lust auf mehr Europa mit der Eintracht. "Ich habe diese Stimmung jetzt hier einmal erlebt. Was im Stadion abgegangen ist, habe ich genossen", erklärte der Österreicher. Das Viertelfinale kann kommen. Vielleicht ja dann mit weniger Drama.

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Das sind die möglichen Eintracht-Gegner

FC Barcelona
Olympique Lyon
RB Leipzig
SC Braga
Glasgow Rangers
West Ham United
Atalanta Bergamo

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