Eintracht Frankfurt-Fußballer stehen auf dem Spielfeld und halten ihre Arme die Höhe und schauen in Richtung der Zuschauer:innen.

Eintracht Frankfurt ist gegen Barcelona voll im Europapokal-Modus und liefert den Katalanen einen aufopferungsvollen Fight. Die Taktik geht komplett auf, das Ergebnis ist beinahe etwas zu wenig. Die Analyse in fünf Punkten.

Eintracht Frankfurt hat weiter alle Möglichkeiten auf das Halbfinale der Europa League. Die Hessen spielten im Hinspiel gegen den FC Barcelona am Donnerstagabend 1:1 (0:0). Den fulminanten Führungstreffer von Ansgar Knauff (48. Minute) konnte Ferran Torres (66.) später ausgleichen.

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Reporter-Ekstase: So klang das Knauff-Tor gegen Barcelona im Radio

Der Ball landet im Barca-Tor.
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1. Eintracht voll im Europa-Modus

Das Stadion? Ausverkauft. Die Stimmung? Elektrisierend. Die Eintracht? Voll im Europapokal-Modus. Schon vor der Partie war im Stadtwald zu spüren, wie viel Lust diese Stadt, dieser Verein, dieser Anhang auf das Kräftemessen mit dem katalanischen Weltclub hat. Zu Beginn gab es in der Kurve eine beeindruckende Choreographie für die verstorbene Eintracht-Legende Jürgen Grabowski, dann ging der Vorhang auf für ein intensives, rasantes, hochklassiges Viertelfinale.

Der Grund dafür: die Eintracht selbst. Von Beginn an waren die Hessen in der Partie, von Zurückhaltung keine Spur. Die Frankfurter zwangen Barca zu Fehlern, schalteten schnell um und kamen so immer wieder zu Chancen. Die Taktik von Oliver Glasner ging komplett auf. "Meine Spieler haben alles umgesetzt, was wir gefordert haben", bemerkte Glasner hinterher an. Schnell merkte man den Katalanen an, dass sie vielleicht mit einer guten Eintracht gerechnet haben - aber sicher nicht mit einer Eintracht, die ihnen in jeder Sekunde des Spiels weh tun konnte.

2. Der Haken: "nur" ein Treffer

So dauerte es nicht lange, bis die Frankfurter sich erste Chancen erspielten. Djibril Sow vergab die beste Möglichkeit (6.) des ersten Abschnitts, aber auch Knauff (5.) hatte vorher schon eine gute Einschussgelegenheit. In der 40. Minute legte Barca-Kapitän Sergio Busquets zudem Eintracht-Stürmer Rafael Borré, der erst gepfiffene Strafstoß wurde anschließend jedoch richtigerweise zurückgenommen.

Dem Umstand geschuldet, dass jeder Ballverlust höchste Gefahr bedeutete, kam Barca besonders im ersten Abschnitt nie richtig in Schwung. Die Katalanen wirkten gehemmt, das berühmte Tiki-Taka konnte im Stadtwald nur in Ansätzen bewundert werden. Die Konsequenz aus all dem: das Traumtor zum 1:0 von Knauff (48.). "Der Treffer war phantastisch", lobte Trainer Oliver Glasner. Nur eine Minute später hätte Jesper Lindström auf 2:0 erhöhen können, zielte aber knapp daneben und sorgte endgültig für das Gefühl: Ein Treffer war nach diesen 50 Minuten eigentlich zu wenig.

3. Barca braucht nur den einen Moment

Barca wäre aber nicht Barca, wenn es dem Eintracht-Treiben 90 Minuten lang zugesehen hätte. Ab Spielminute 60 bekam das Team von Trainer Xavi etwas mehr Spielkontrolle, die gefährlichen Eintracht-Angriffe wurden merklich weniger. Richtige Torchancen erspielte sich die Weltauswahl aus Katalonien aber eigentlich nicht. Bis zur 66. Minute.

Mit einer herrlich herausgespielten Kombination tricksten sich zunächst Ousmane Dembélé und anschließend Frenkie de Jong und Ferran Torres durch den Strafraum der Hessen, Torres konnte im Anschluss zum Ausgleich einschießen. Es war der eine geniale Moment des FC Barcelona, das eine Mal, als die Frankfurter zu weit weg waren vom Gegner. Aber: Ein Moment reicht eben manchmal aus. Zumindest bei Barca.

4. In der Defensive extrem konzentriert

Das soll aber nicht schmälern, dass die Hessen über 90 Minuten gegen diese Ausnahme-Offensive eine beinahe tadellose Leistung ablieferten. Angeführt von Abwehr-Chef Martin Hintergger, der sich einmal mehr in jeden Zweikampf schmiss, als sei es sein letzter, ließ die Eintracht so gut wie nichts anbrennen. Auch wenn sie nach dem Platzverweis von Tuta in der Schluss-Viertelstunde in Unterzahl verteidigen musste.

"Die Jungs haben das sehr diszipliniert gemacht", lobte Trainer Glasner nach der Partie. Gemeint war damit freilich nicht nur die Defensiv-Reihe, was Torwart Kevin Trapp hinterher auch nochmal betonte: "Jeder hat gekämpft, jeder hat nach hinten gearbeitet." Auch Barca-Trainer Xavi erklärte anerkennend: "Eintracht hat es in der Defensive strukturiert und gut gemacht." Mit dieser Mentalität brachte die Eintracht das Remis in Unterzahl schließlich über die Zeit.

5. Für das Rückspiel alles offen

Und trotzdem blieb nach diesen 90 Minuten ein klein wenig das Gefühl: Da war mehr drin. Das 1:1 als Ergebnis wirkte wie ein kleiner bis mittlerer Makel an diesem elektrisierenden Europa-Feiertag. Auch wenn Glasner nach der Partie betonte: "Ein Sieg wäre durchaus möglich gewesen. Aber heute gibt es keinen Wermutstropfen." Womit er freilich recht hatte, denn: Das Rückspiel ist somit weiterhin offen.

Das Spiel im Camp Nou dürfte am kommenden Donnerstag ein ähnliches werden: mehr Ballbesitz für Barca, aber bei klugem Umschalten und gutem Pressing auch Chancen für die Eintracht. "Wir wollten mit einem Ergebnis nach Barcelona fliegen, bei dem noch alles möglich ist. Das haben wir geschafft", erklärte Glasner und schickte direkt eine Kampfansage hinterher: "Wir werden dort alles dransetzen, ins Halbfinale einziehen." Der FC Barcelona sollte spätestens nach den 90 Minuten im Hinspiel diese Worte als Warnung begreifen.

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