Eintracht - Dortmund

Eintracht Frankfurt zeigt gegen den BVB eine hervorragende Leistung, verliert aber unglücklich das Spiel. Die Partie zeigt: Die Hessen können ein Spitzenteam sein, müssen dafür aber die entscheidenden Dinge richtig machen. Das Spiel in der Analyse.

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Highlights: Eintracht - Dortmund

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Der Ärger über den Videoschiedsrichter war in den Katakomben des Frankfurter Stadions noch gar nicht abgeklungen, da versuchte Eintracht-Trainer Oliver Glasner bereits, denn Blick auf das Positive zu lenken. "Die Leistung war großartig. Das Spiel nach vorne, das situative Pressing, der Glaube an uns, die mentale Bereitschaft, waren hervorragend", lobte der Trainer seine Mannschaft in den höchsten Tönen.

In der Tat war der Auftritt von Eintracht Frankfurt im Topspiel am Samstagabend aller Ehren wert. Die Hessen begegneten dem deutschen Dauer-Zweiten aus Dortmund nicht nur auf Augenhöhe, sie waren die haushoch überlegene Mannschaft. Am Ende standen 20 zu sieben Torschüsse auf dem Konto, 59 Prozent Ballbesitz und eine Passquote von 86 Prozent. Gegen Borussia Dortmund, wohlgemerkt. Das sind beeindruckende Eckdaten.

Was ist eigentlich eine Spitzenmannschaft?

Was genau eine Spitzenmannschaft definiert und ob die Eintracht bereits eine ist, wurde nach den starken Leistungen gegen Leverkusen und Gladbach zuletzt in Frankfurt bereits munter diskutiert. Gegen den BVB sammelten die Hessen nun Argumente für beide Seiten. Denn bei aller Überlegenheit der Eintracht zeigte Borussia Dortmund den Hessen am Samstag auch, was eine Spitzenmannschaft ebenfalls ausmacht. "Wir haben eine super Leistung gezeigt, aber es ist sehr ärgerlich, dass wir die Chancen nicht genutzt haben. Da müssen wir einfach zwingender sein. Dortmund war eiskalt", legte der erneut überragende Mario Götze nach dem Spiel den Finger in die Wunde.

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Die Pressekonferenz nach dem Spiel Eintracht - Dortmund

Eintracht-Trainer Glasner
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Denn während die Eintracht vor allem in der zweiten Halbzeit klarste Torchancen liegenließ und selbst dann nicht traf, als nach Fehlern von Niklas Süle und Salih Özcan teils mehrere Frankfurter frei vor Keeper Gregor Kobel auftauchten, reichten dem BVB zwei klare Chancen zu zwei Toren. Hätten die Hessen, vor allem in Person von Randal Kolo Muani und Jesper Lindström, eine ähnliche Coolness vor dem Tor an den Tag gelegt, die Hessen wären niemals als Verlierer vom Platz gegangen. "Wir müssen uns ankreiden lassen, die hochkarätigen Chancen heute nicht genutzt zu haben", sagte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche nach dem Spiel richtigerweise. Auf der Gegenseite genügten in der Defensive zwei Wackler, um zwei Gegentreffer zu fangen.

... dann kann die Eintracht eine Spitzenmannschaft sein

Und vielleicht verläuft hier die Linie zwischen Spitzenmannschaft und gehobenem Mittelfeld: Läuft alles im Sinne der Eintracht, kommen die Spieler an ihr Maximum, verwerten ihre Großchancen, stehen sicher in der Abwehr, kommt kein VAR- oder sonstiges Pech hinzu, hat einer oder zwei der individuell so starken Spieler einen Top-Tag, kann die Eintracht eine Spitzenmannschaft sein. Zu sehen war das gegen Leipzig, Leverkusen oder Gladbach.

Brechen ein oder zwei dieser Variablen weg, fehlen hier und da die letzten Prozente, kann es hingegen schwierig werden. Das Versagen des VAR hätte die Eintracht bei einer einigermaßen vernünftigen Chancenverwertung noch locker kompensieren können. Andersherum wäre die Chancenverwertung nicht so wichtig gewesen, hätte die Eintracht ihre zwei berechtigten Elfmeter bekommen. So steht am Ende eine bittere Niederlage.

"Hier gewinnen nicht viele Mannschaften"

Dennoch ist die Entwicklung der Eintracht erstaunlich, eine solche individuelle Qualität und klare, teils spektakuläre Spielausrichtung hat man in Frankfurt selten, vielleicht nie gesehen. "Hier gewinnen nicht viele Mannschaften", staunte BVB-Trainer Edin Terzic nach dem Spiel, schon Gladbach-Trainer Daniel Farke hatte zuletzt vom "Spitzenteam" Eintracht gesprochen. Ein Fast-Spitzenteam wäre richtiger, aber das kann ja noch werden. "Ich bin enttäuscht über die Niederlage, aber der Auftritt muss uns ganz viel Kraft geben. Das habe ich auch den Spielern schon gesagt", sagte Glasner nach dem Spiel. Die Chance dazu bekommen die Spieler bereits am Dienstag in Lissabon, es soll möglichst nicht der vorerst letzte Champions-League-Auftritt sein.