Doppeltes Duell mit Ter Stegen So erklärt Trapp seine Leistungs-Explosion

Bei Eintracht Frankfurt Erfolgsgarant, in der DFB-Elf auf dem Weg zur Nummer zwei: Kevin Trapp hat mit kleinen Veränderungen viel bewirkt und misst sich nun gleich mehrfach mit Marc-André ter Stegen. Sein Rezept: etwas mehr Egoismus.
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Kevin Trapp: "Ich denke viel nach und vergesse mich darüber manchmal selbst"

Es dauerte in Sinsheim am vergangenen Samstag bis in die Nachspielzeit, ehe sich Kevin Trapp endlich auch mal im Trikot der Nationalmannschaft auszeichnen konnte. Der Torhüter von Eintracht Frankfurt entschärfte einen vom Freiburger Nico Schlotterbeck tölpelhaft verschuldeten und vom Israeli Yonatan Cohen gar nicht mal so tölpelhaft geschossen Elfmeter und avancierte zum Mann – eines zugegebenermaßen eher unwichtigen – Spiels. Und gleichzeitig zum Retter von Schlotterbeck.
Dieser, zunächst etwas zu arrogant, dann sehr erleichtert, fiel seinem Schlussmann nach Abpfiff um den Hals und schickte ihm später noch Emoji-Liebesbekundungen bei Instagram. "Ich muss mich bei Kevin bedanken". Ein Gefühl, das man auch in Frankfurt ganz gut kennt.
Trapp macht's wie Casillas
Denn Trapp, der in der vergangenen Saison hin und wieder etwas gewackelt hatte, gehört in dieser Spielzeit zu den absoluten Leistungsträgern bei der Eintracht. Der Sensations-Auswärtserfolg in München (2:1) oder der von ihm mit zahlreichen Paraden gesicherte Punktgewinn beim 0:0 in Leipzig waren die Höhepunkte, insgesamt ist der gebürtige Saarländer in den vergangenen Wochen aber wohl auf seinem Leistungs-Zenit angekommen. "Ich habe ein paar Dinge angepasst, das funktioniert ganz gut", verriet Trapp im ARD-Interview.
Nun ist es aber nicht so, dass Trapp plötzlich höher springt, besser fängt oder schöner fliegt. Der 31-Jährige hat sich in Absprache mit seinem Torwarttrainer Jan Zimmermann eher im mentalen Bereich verändert. "Iker Casillas hat mal gesagt, dass sich bei einem Torwart 70 bis 80 Prozent im Kopf abspielen." Bei Christoph Daum war der Kopf das dritte Bein, bei Trapp ist er der dritte Arm, für die Eintracht ist er ein Glücksfall. Denn: "Wenn ich weiter meine Leistung bringe, ist das für alle schön." Wahre Worte.
Der Kopf hält mit
Doch was genau hat Trapp in seinem Kopf geändert? In Kurzform: Er konzentriert sich aufs Wesentliche. "Ich wollte, dass es jedem in der Mannschaft gutgeht. Ich mache mir viele Gedanken und vergesse mich selbst manchmal dabei", so Trapp. Der Keeper geht bei den Hessen auf und neben dem Platz voran und übernimmt in Abwesenheit der eigentlichen Kapitäne Sebastian Rode (oft verletzt), Makoto Hasebe (ebenfalls hin und wieder verletzt) und Martin Hinteregger (lange mit sich selbst beschäftigt) die Aufgaben des Spielführers. Hier ein Gespräch, da ein paar aufmunternde Worte, Trapp war immer zur Stelle.
Damit soll zwar auch in Zukunft nicht Schluss sein, die Dosis muss aber stimmen. "Das bedeutet nicht, dass ich jetzt egoistisch werde. Ich habe nur meine Denkweise geändert."
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Doppeltes Duell mit Ter Stegen
Und damit gleichzeitig auch seine Ausgangslage in der DFB-Elf. Nachdem Trapp zu Beginn der Saison zunächst vom neuen Bundestrainer Hansi Flick ignoriert und nicht nominiert worden war, gehört er mittlerweile wieder fest zum Inventar und könnte sogar als Nummer zwei zur WM nach Katar fahren. Hinter Manuel Neuer vom FC Bayern, aber vor Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona. Ein steiler Aufstieg innerhalb weniger Monate.
Zum direkten Duell der beiden Duellanten um den Platz im Schatten von Neuer kommt es passenderweise im Viertelfinale der Europa League, wenn Eintracht Frankfurt auf den großen FC Barcelona trifft. Für die Katalanen eine Pflichtaufgabe, für die Hessen eines der größten Spiele der Vereins-Geschichte. "Das ist ein absolutes Highlight. Das ist wie eine kleine Champions League", so Trapp. Verdient hat er sich diesen Auftritt auf der ganz großen Bühne allemal.