Eintracht-Jubeltraube mit Oliver Glasner in der Mitte.

Lange war das Offensivspiel von Eintracht Frankfurt nur Stückwerk, zum Ende der Hinrunde gehen die Ideen des Trainers aber auf. Der Sieg in Gladbach zeigt, wie Oliver Glasner und seine Mannschaft zum "A-Team" wurden.

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Highlights: Gladbach - Eintracht Frankfurt

Wappen Gladbach und Eintracht Frankfurt
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Oliver Glasner wurde bisher noch nicht mit Zigarre gesehen. Dabei gibt es durchaus Parallelen zwischen dem Trainer von Eintracht Frankfurt und dem Seriencharakter Hannibal Smith, der dem "A-Team" immer wieder einen ausgefeilten Plan mit auf den Weg gibt, erst zu scheitern droht und am Ende triumphierend mit dem Stumpen im Mundwinkel sagt: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert."

Lange Zeit hat es in dieser Hinrunde so ausgesehen, als würde Glasners Idee vom Offensivspiel nicht greifen. Er wütete an der Linie, drosch einen Ball weg, er zeigte seinen Spielern auf Bildschirmen beim Training die Laufwege, er korrigierte und stoppte die Einheiten - es half alles nichts. Nicht nur an dieser Stelle wurde die Frage diskutiert: Wo ist der Plan?

Das 1:1 in Gladbach als Schablone

Nun aber - zum Ende der ersten Folge unter Glasner in der Hinrunde - deutet viel darauf hin, dass seine Vorstellungen umgesetzt werden. "Ich hatte eine Idee, die bei meinen vorherigen Klubs funktioniert hat. Deswegen hat die Eintracht mich auch geholt. Es war klar, dass wir an unserer Idee festhalten", sagte Glasner am Donnerstag in der Pressekonferenz vor dem letzten Spiel des Jahres gegen Mainz 05.

Was Glasner genau meinte, wird deutlich, wenn man das Tor zum 1:1 in Gladbach vorspult und aufdröselt:

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Gegenpressing und Umschalten: Frankfurts Tor in der Entstehung

Rafael Borré trifft zum 1:0 in Mönchengladbach.
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Kurz vor der Halbzeit hatte die Eintracht das Mittelfeld zugestellt und die Borussia zu einem Rückpass auf Torwart Yann Sommer gezwungen. Als Gladbachs Keeper den Ball im eigenen Sechzehner annahm, standen noch vier Frankfurter kurz vor dem Mittelkreis in der gegnerischen Hälfte. Rafael Borré aber griff den Torwart in vorderster Front an und zwang ihn so zu einem waghalsigen Pass auf Denis Zakaria nach links.

Acht Sekunden vom Ballgewinn zum Tor

Der Pass missriet und brachte Zakaria aus der Contenance. Als er den Ball fast an der Außenlinie unter Kontrolle zu bringen versuchte, standen ihm aber schon der angeflitzte Jesper Lindström und kurz darauf der hinzugeeilte Borré auf den Füßen. Zakaria verhaspelte sich, sein Zuspiel landete bei Djibril Sow, der wiederum mit einem Kontakt auf Sebastian Rode weiterleitete. Der Kapitän passte auf Lindström, der Däne lief einige Meter und bediente dann mustergültig Borré in der Mitte zum 1:1.

Was diesen Treffer auszeichnete: Die Eintracht störte den Gegner schon in dessen ersten Drittel und erzwang den Ballgewinn. Danach schaltete sie mit wenigen Kontakten geschwind um. Und: Bei Sommers Ballannahme waren vier Frankfurter Spieler noch ganz weit entfernt, beim Tor aber tummelten sich gleich fünf Eintracht-Spieler im Strafraum der Borussia. Dabei lagen zwischen diesen beiden Situationen nur 15 Sekunden, zwischen Ballgewinn und Tor sogar nur acht. Hohes Pressing und schnelles Umschalten - das war ein Tor ganz nach dem Geschmack von Glasner.

Glasner: "Habe immer betont, dass wir Geduld brauchen"

"Wir haben nach einem hohen Ballgewinn getroffen, den wir gut ausspielen", erklärte der Trainer. Der zweite Treffer habe dann gezeigt, dass auch ein anderer Spieler neben Filip Kostic Assists geben könne - in diesem Fall sogar der aufgerückte Verteidiger Evan N'Dicka. Eine der Ideen von Glasner war eben vom Start weg, die Frankfurter Abhängigkeit von Kostic zu minimieren. Noch vor über einem Monat sah das Offensivspiel aber noch ganz anders aus; alle Gefahr ging von Kostic aus.

"Ich habe immer betont, dass wir mit den Spielern Geduld brauchen. Ich war aber nie wirklich unruhig, weil wir tolle Charaktere in der Mannschaft haben", erklärte Glasner nun über die holprige Zeit im Herbst. Zur Wahrheit gehört auch, dass "Hannibal" Glasner auch sein A-Team gefunden hat. Durch die wenigen Rotationen in der Startaufstellung wirkt die Eintracht gefestigter und kann sich noch mehr auf die greifenden Mechanismen verlassen. Glasner hat eine Achse gefunden, durch die auch der Neuzugang Lindström aufblühen kann.

Der nächste Gegner pflegt einen ähnlichen Stil

Bleiben vor dem Spiel gegen Mainz nur zwei Probleme: Die Startelf muss nun verändert werden. Tuta fehlt rotgesperrt, Kristijan Jakic ist angeschlagen, Christopher Lenz, Aymen Barkok und Jens Petter Hauge fallen aus.

Und: Das schnelle Umschalten wie das Gegenpressing beherrscht der Gegner Mainz 05 seit der Amtsübernahme von Trainer Bo Svensson ebenfalls sehr gut. Genau davor warnte Glasner am Donnerstag und bemängelte zudem die jüngste Anfälligkeit der Eintracht in der Defensive. Das klingt schon jetzt, als wäre der Österreicher bis zum Samstag wieder als Tüftler gefordert.

So könnte die Eintracht gegen Mainz spielen.