Eintracht Frankfurt Jubel

Eintracht Frankfurt bietet beim Hinspiel bei West Ham United einen riesigen Fight und macht einen großen Schritt Richtung Sevilla. Die Finalstadt ist aber auch wegen etwas anderem in den Köpfen. Die Analyse in fünf Punkten.

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Die komplette Eintracht-PK nach dem Spiel gegen West Ham

Oliver Glasner
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Eintracht Frankfurt hat das Halbfinal-Hinspiel bei West Ham United am Donnerstagabend mit 2:1 (1:1) gewonnen. Den frühen Führungstreffer von Ansgar Knauff (1.) konnte Michail Antonio (21.) noch ausgleichen, Daichi Kamada (54.) traf im zweiten Abschnitt aber zum Endstand.

1. Ein Start nach Maß – ohne Sicherheit

Das Spiel war gerade einmal 50 Sekunden alt, da lagen die Gäste aus Hessen schon in Front. Rafael Borré flankte in den Strafraum, Ansgar Knauff stand goldrichtig und köpfte zur frühen Führung für die Frankfurter ein. Besser hätte es nicht laufen können. Wie schon in Barcelona gab’s ein schnelles Eintracht-Tor. Das Problem dieses Mal: Sicherheit brachte das frühe 1:0 erst einmal nicht.

Mit dem Tor nahm auch das Spiel Fahrt auf. West Ham blieb unbeeindruckt und wollte direkt Wiedergutmachung. Nach 21 Minuten traf Michail Antonio zum verdienten Ausgleich, schon zuvor hatte Jarrod Bowen den Pfosten getroffen. Der Start war rasant und die Partie wollte auch im Nachgang keinen Gang zurückschalten. Im Gegenteil.

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Jubel Eintracht
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2. Intensität, Spannung, ganz großer Kampf

Vor dem Spiel hatte Eintracht-Coach Oliver Glasner schon angekündigt, um was es gehen würde: Intensität. Wille. Einsatz. Und das Spiel bot 90 Minuten lang: Intensität, Wille, Einsatz, Spannung, kurz: den ganz großen Kampf. "Es war sehr physisch", betonte auch Glasner. Es ging hoch und runter, Pausen hatte diese Begegnung so gut wie keine. Immer waren beide Teams auf Attacke gepolt. "Die Eintracht hat es uns schwer gemacht", bemerkte auch West-Ham-Coach David Moyes an.

Dieser Funken sprang auch auf die Ränge über. Die Eintracht-Fans machten sich, wie immer in der Europa League, mehr als bemerkbar im ehemaligen Londoner Olympiastadion, die Anhänger von West Ham hielten dagegen. Eines ist schon jetzt klar: Das Rückspiel am Donnerstag im Stadtwald dürfte ein ähnliches Kaliber werden. Und West Ham wird ganz sicher nicht vorab klein beigeben. "Wir sind immer noch zuversichtlich. Wir müssen dort gewinnen", betonte Hammers-Mittelfeldspieler Tomas Soucek.

3. K&K funktioniert auch ohne Kostic

Aber zurück zu den 90 Minuten in London: Die konnten die Frankfurter auch deswegen für sich entscheiden, da es mal wieder ein K&K-Spiel war. Nur: Filip Kostic war diesmal damit nicht gemeint. Der Serbe spielte eine schwächere Partie, fiel nicht weiter auf in einer starken Eintracht-Elf. Dafür waren Knauff und Daichi Kamada umso besser drauf. Knauff spulte neben seinem Tor ein enormes Tempo ab und war ein steter Unruheherd auf seiner Seite.

"Er hat bei uns schon einen ganz großen Schritt gemacht", lobte Glasner die Entwicklung des BVB-Leihspielers, der erst im Winter nach Frankfurt gewechselt war, nach der Begegnung. Kamada bot zudem als Dreh- und Angelpunkt der Eintracht-Offensive eine enorm starke Partie und krönte seine Leistung mit dem Siegtreffer. Die Erkenntnis dieser Partie: K&K geht auch ohne Kostic. Kaum zu glauben.

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4. Eintracht bleibt die Auswärts-Macht

Kaum zu glauben ist auch die Auswärts-Bilanz der Hessen in dieser Europa League. Nimmt man das Finale auf neutralem Boden, das die Eintracht freilich noch lange nicht erreicht hat, raus aus der Rechnung, haben die Frankfurter nun fünf der sechs Auswärts-Partien der laufenden Europapokal-Saison gewonnen. Nur bei Fenerbahce Istanbul reichte es am Ende nur zu einem Punktgewinn. Auswärts kann die Eintracht, keine Frage.

Egal, was in dieser magischen Europa-Reise der Hessen nun noch kommen mag: So eine Auswärts-Statistik kommt nicht alle Tage vor. Und sie könnte dafür sorgen, dass die Hessen nach dem letzten Bundesliga-Spieltag noch ein extrem wichtiges Pflichtspiel haben. Wieder nicht auf dem heimischen Rasen.

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hr-Reporter tätlich angegriffen

Während des Spiels ist es auf der Tribüne zu einem Eklat gekommen: West-Ham-Fans griffen die beiden hr-Reporter Philipp Hofmeister und Tim Brockmeier beim zwischenzeitlichen Ausgleich tätlich an. Der Zwischenfall war live auf hr-iNFO zu hören. Ernsthafte Verletzungen trugen beide zum Glück nicht davon.

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5. Bitte nur einmal Sevilla

Denn: Die Ausgangslage ist damit, das kann ruhig ausgesprochen werden, richtig gut. Die Chancen, das Finale in Sevilla bestreiten zu dürfen, sind nach diesem Abend in London jedenfalls nicht kleiner geworden. "Wir wollen noch weiterreisen. Wir wollen nach Sevilla", betonte auch Glasner. Die Eintracht hat aber aus noch einem anderen Grund die andalusische Stadt im Kopf. Denn die Hessen kennen exakt dieses Ergebnis aus dem Achtelfinale gegen Betis Sevilla.

Auch da reisten die Hessen mit einem 2:1-Sieg zurück, das Ergebnis ist bekannt. Die Eintracht agierte im Rückspiel verkrampft, der Gast aus Spanien schaffte noch den späten Ausgleich. Erst in der Verlängerung rettete Martin Hinteregger die Hessen. Das soll am Donnerstag nicht passieren. "Wir haben gesehen, dass du auch mit einem 2:1 in der Verlängerung landen kannst. Es wird wieder eine absolute Top-Leistung brauchen. Es wird kein Verwalten geben", erklärte Glasner. Sevilla als Ziel? Klar. Sevilla als Wiederholung? Bitte nicht. Zumindest wissen die Frankfurter jetzt, was sie im Rückspiel gegen West Ham im Gegensatz zum Betis-Spiel besser machen müssen. Und wenn das klappt, dann lebt der ganz, ganz große Traum.