Eine Chroreografie der Fans von Olympique Marseille

Olympique Marseille war der erste Gewinner der Champions League. Mit diesem Titel begann jedoch ein beispielloses Durcheinander. Der Eintracht-Gegner im Porträt.

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Das ist Eintracht-Gegner Olympique Marseille

Olympique Marseille feiert den Gewinn der Champions League 1993 in München
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"A jamais les premiers" - darauf ist man bei Olympique Marseille stolz. "Für immer die Ersten", so die Übersetzung, spielt darauf an, dass man der allererste Champions-League-Sieger der Geschichte ist. 1993, also in der ersten Saison nach der Umbenennung des Europapokals der Landesmeister, konnte OM den Titel holen.

Seitdem hat der südfranzösische Traditionsclub bewegte Jahre hinter sich, die rund um dem Triumph in der Königsklasse begannen: Der Club versuchte seinerzeit, sich den Sieg bei einem Abstiegskandidaten zu erkaufen, um Stars für das CL-Finale schonen zu können. Die Bestechung flog auf, Marseille bekam die französische Meisterschaft aberkannt und wurde in die zweite Liga strafversetzt.

OM hechelt PSG hinterher

Fortan fristete Olympique ein Dasein als Skandalclub, der sich aber immerhin sportlich wieder nach oben kämpfte: 1999 und 2004 stand man jeweils im Finale des UEFA-Cups, verlor jedoch beide Spiele. Zwischenzeitlich wurden zahlreiche Funktionäre, darunter Ex-Präsident Robert Louis-Dreyfus, wegen illegaler Geldflüsse zu teils hohen Strafen verurteilt. 2007 meldete sich OM wieder in der Champions League zurück, 2010 gelang die bis heute letzte (aber wenigstens auch nicht aberkannte) nationale Meisterschaft.

Seitdem hechelt man dem neureichen Kontrahenten aus Paris nur noch hinterher. Der Rückstand in der vergangenen Saison betrug ernüchternde 15 Punkte. Und selbst in der aktuellen Spielzeit, in die OM mit 19 Punkten aus 7 Spielen überragend gestartet ist, ist PSG noch um zehn Tore besser.

Anhänger randalieren auf dem Vereinsgelände

Und zur Ruhe ist Olympique Marseille in jüngster Zeit ebenfalls nicht gekommen. In sportlich trister Lage im Januar 2021 randalierten Hunderte Anhänger auf dem Vereinsgelände. Der Club beschrieb die Lage als "lebensbedrohlich", Trainer André Villas-Boas reichte mit "Ich möchte nichts von OM, ich möchte kein Geld" seinen sofortigen Rücktritt ein, auch Präsident Jacques-Henri Eyraud nahm seinen Hut. Seit diesem Sommer steht Igor Tudor als Coach an der Seitenlinie.

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Neues System und alte Bekannte

Igor Tudor hat bei Olympique Marseille ein 3-4-2-1-System implementiert. Einzige Spitze ist dabei zumeist der Kolumbianer Luis Suárez, Routinier Dimitri Payet ist aktuell eher Teilzeit-Arbeiter. Wertvollster Spieler im Kader (25 Millionen Euro laut Transfermarkt) ist Mattéo Guendouzi, der im Sommer 2021 von Arsenal kam und einst für Hertha BSC spielte. Mit Amine Harit und Sead Kolasinac, ehemals Schalke 04, stehen zwei weitere Bekannte aus der Bundesliga im OM-Kader.

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Trotz aller Skandale ist das heimische Stade Vélodrome ein Sehnsuchtsort für Fußballromantiker. Der Fußballtempel ragt mitten in der Stadt durch seine wellenförmige Dachkonstruktion hervor und ist sogar vom einige Kilometer entfernten Mittelmeerstrand aus zu erblicken. Die Stimmung im gut 67.000 Menschen fassenden Rund ist gerne mal aufgeheizt.

Auch in London gab es Ärger

Dabei ist die Linie zwischen leidenschaftlichem Support und Ausschreitungen bei den OM-Fans gelegentlich dünn. Im ersten Gruppenspiel bei Tottenham (0:2) sorgten erneut einige Chaoten für Ärger und schossen unter anderem Raketen in die gegnerischen Blöcke. Schon 2018 war Marseille wegen Fehlverhalten der Fans für ein Europa-League-Spiel mit einem Geisterspiel belegt worden, es traf ausgerechnet die Partie gegen die Eintracht.

Damals waren die beiden Siege der Frankfurter in der Gruppenphase durchaus eine Überraschung. Dieses Mal ist der Europa-League-Gewinner der leichte Favorit gegen die südfranzösische Skandalnudel, auch wenn Olympique der wohl schwerste Gegner aus Champions-League-Topf 4 ist. Die Ersten werden sie in Marseille aber zumindest in der Königsklasse für immer bleiben.