Menschen auf der Tribune eines Stadions in Aufruhr. Inmitten eine Leuchtrakete, die die Szenerie beleuchtet.

Die Krawalle rund um das Champions-League-Spiel von Eintracht Frankfurt in Marseille haben auch bei Eintracht-Vorstandsmitglied Philipp Reschke Spuren hinterlassen. Im hr heimspiel! äußerte er sich nun ausführlich zu den Krawallen.

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UEFA prüft Sanktionen – Was droht der Eintracht nach Marseille, Herr Reschke?

Hinten: Pyro im Block, Vorne: Philipp Reschke (Vorstand Eintracht Frankfurt) schaut ernst. Collage. Logo: Heimspiel / Text: Champions-League-Randale - Reschke spricht Klartext
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Philipp Reschke hat bei Eintracht Frankfurt schon so einiges erlebt. Vom Fan wurde Reschke vor 21 Jahren zum Mitarbeiter und durchlief bei den Hessen diverse Positionen, im Sommer ist er nun zum Vorstandsmitglied aufgestiegen. Doch das, was rund um das Champions-League-Spiel der Eintracht bei Olympique Marseille passiert ist, war auch für Reschke Neuland.

Im hr heimspiel! warf Reschke nun einen Blick zurück auf die von Krawallen überschattete Partie. "Ich habe noch nie eine so feindselige Atmosphäre erlebt wie in dieser Stadt und im Stadion. Das ist den meisten von uns so gegangen", sagte Reschke. Beim Spiel am vergangenen Dienstag kam es in der Stadt zu Jagdszenen, Olympique-Fans patrouillierten durch die Straßen auf der Suche nach Frankfurtern. Im Stadion beschossen sich die Fanblöcke dann ausdauernd mit Pyrotechnik, wobei sich ein Frankfurt-Fan schwer verletzte.

"Das Schlimmste, was den Leuten auswärts je widerfahren ist"

Für Reschke trotz aller Vorbereitungen eine neue Dimension der Aggression. "Natürlich beschäftigt man sich gerade auf der Sicherheitsseite im Vorfeld mit dem Gegner", so Reschke. Man sei vor Ort gewesen, in Telefonkonferenzen, im Dialog mit den französischen Sicherheitsbehörden. "Wir haben uns mit der Gefahr auseinandergesetzt, die im Stadion und in der Stadt von den Bürgern Marseilles ausgeht, wenn fremde Fanszenen zu Gast sind. Wir wussten, was uns erwartet. Aber wenn es so weit ist, ist es immer noch einmal was anderes, das am eigenen Leib zu erleben."

Dass die französische Presse nach dem Krawallspiel ein positives Fazit zog, überraschte Reschke sichtlich. "Für die Franzosen ist das glimpflich verlaufen. Für uns war es ohne Frage das Schlimmste, was den meisten Leuten auswärts je widerfahren ist. Ich habe so etwas Heftiges noch nie erlebt. Alle 30 Sekunden detonierte ein Kanonenschlag. In einer Tour ist irgendetwas explodiert. Die Stimmung war so aggressiv", so Reschke.

"Der Dialog ist alternativlos"

Dass sich auch die Frankfurt-Fans an der Zündelei beteiligten, dürfte Sanktionen der Uefa nach sich ziehen. Denn die Eintracht spielt nach diversen Vorfällen in der Vergangenheit auf Bewährung. "So ein Spiel, das sich schon im Vorfeld spürbar hochschaukelt, zieht immer auch die Fans an, die nicht an einem bestimmten Punkt Schluss machen, sondern darüber hinausgehen", so Reschke mit Blick auf die eigenen Fans. "Die haben wir in der Fanszene, und die waren da. Und die sind Teil der Eskalation gewesen. Und das nicht zum ersten Mal."

Ein Abbruch des Dialogs mit der aktiven Fanszene sei dennoch keine Option so Reschke. "Der Dialog ist alternativlos. Wir versuchen, die Leute davon zu überzeugen, dass es bestimmte Grenzen gibt. Und das Überschreiten dieser Grenzen für Eintracht Frankfurt und die Eintracht-Fans gefährlich ist. Wir müssen über diese Dinge sprechen und Wege finden, um uns vor bestimmten Personen zu schützen."

"Wir können uns nicht sicher sein, was passiert"

Ende der Woche, Anfang der nächsten Woche werde die Uefa laut Reschke über das Strafmaß für die Eintracht und auch für Marseille entscheiden. Eine Ahnung, was auf die Hessen zukommt, habe er jedoch nicht. "Die Uefa hat eine gewisse Rechtssprechungs-Tradition, dass sie Auswärts-Ereignisse mit Auswärts-Sanktionen ahndet und Heimspiel-Ereignisse mit Heimspiel-Sanktionen. Daran ist sie aber nicht gebunden. Wir können uns nicht sicher sein, was passiert", so Reschke. Klar ist nur: Eine Strafe wird es auf jeden Fall geben.