Makoto Hasebe und Daichi Kamada sind bei den japanischen Fans beliebt.

Wenn die WM in Katar ansteht, tourt Eintracht Frankfurt durch Japan. Die Hessen besuchen dabei Schwertkämpfe und Tempel, Makoto Hasebe will zum Fremdenführer werden. Doch die Reise soll auch einen sportlichen und finanziellen Mehrwert haben.

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Hasebe: Die Japaner interessieren sich sehr für die Eintracht

Makoto Hasebe
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"Japaner sind immer pünktlich", sagte Makoto Hasebe am Donnerstagmittag im Frankfurter Medienraum. Dabei war der Routinier der Eintracht sogar wieder einmal so überpünktlich wie bei den Trainingseinheiten und vor der Pressekonferenz zur neuen Japan-Kooperation der Eintracht 15 Minuten zu früh erschienen. Und gibt es nicht nur deswegen keinen besseren Botschafter für das neue Projekt als eben Hasebe? Geduldig wartete er alleine auf dem Podium auf die anderen Gesprächsteilnehmer, verzog keine Miene und gab dann freundlich Auskunft über die Eintracht wie über sein Heimatland. "Das erste, was ich meinen Teamkollegen zeigen werde, ist das Essen in meiner Heimat. Es ist das Beste der Welt."

Gelegenheit bekommt Hasebe dazu vom 14. bis 20. November, wenn die Mannschaft von Eintracht Frankfurt die Zeit der Fußball-WM in Katar nutzt, um eine Tour in Hasebes Heimatland zu absolvieren. Das Programm ist knackig: Noch am 13. November fahren die Frankfurter in der Bundesliga zu Mainz 05, nach einer kurzen Verschnaufpause geht es dann auf die etwa elf Stunden lange Flugreise. Vor Ort müssen sich die Spieler und der Tross dann an den Zeitunterschied von sieben Stunden gewöhnen.

Hasebe: "Frankfurt ist meine zweite Heimat"

Nach einer Abendveranstaltung am Dienstag wartet am Mittwoch ein Testspiel gegen die Urawa Red Diamonds. Für Hasebe wäre dies speziell: "Ich habe bei diesem Club meine Wurzeln und sechs Jahre für ihn gespielt, viele Titel geholt. Und Frankfurt ist meine zweite Heimat", sagte er am Donnerstag. Und fügte an: "Es wäre ein besonderes Spiel. Ich denke, meine Karriere ist nicht mehr so lang."

Nun hat man das bei Hasebe schon häufiger gesagt, doch zuletzt spielte der 38-Jährige aber auf Top-Niveau in der Champions League. Bis er beim Spiel in London gegen Tottenham eine Innenbandverletzung im Knie erlitt, die auch mögliche Spiele in Japan fraglich erscheinen lässt. "Mein Ziel ist es, dabei zu sein. Aber wichtiger ist, für die Eintracht in der Bundesliga und im Europapokal fit zu sein." Die Heilung verlaufe gut und er habe in der Reha einen weiteren Schritt vollzogen. Doch Hasebe lief noch immer unrund und massierte beim anschließenden Essen sein lädiertes Knie. Zur Not muss er sich in Japan dann auf die Rolle des Fremdenführers beschränken: "Die Jungs wollen mal in eine japanische Karaoke-Bar", verriet er bereits.

Testspiele, Schwertkampf und Karaoke - so läuft die Japan-Tour

Zwar steht am 19. November noch ein weiteres Spiel gegen Gamba Osaka an, doch der Eintracht geht es auch um den kulturellen Austausch abseits des Platzes. So wird das Team einen Schwertkampf oder den Kyoto-Tempel besuchen. Rund um die Tour werden alle Trainingseinheiten öffentlich zugänglich sein, die Eintracht veranstaltet Fan-Festivals, die Clublegende Uwe Bein ist als ehemaliger "Japan-Legionär" auch mit dabei. Die Mannschaft soll Japan schätzen lernen - aber natürlich soll das aus Sicht des Clubs auch andersherum funktionieren.

Die neue Führung der Deutschen Fußball-Liga hat jüngst immer wieder betont, dass die Bundesligisten mehr Mühe aufwenden müssen, um die internationale Vermarktung voranzutreiben. Anders sei der finanzielle Unterschied zu anderen Ligen gar nicht mehr aufzufangen. Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann, ebenfalls im DFL-Präsidium, warnte unlängst: "Die anderen Ligen laufen uns weg, während bei uns die Erlöse stagnieren."

Eintracht und DFL wollen internationale Vermarktung erhöhen

Ende Oktober gab Frankfurt zudem bekannt, eine Club-Partnerschaft mit den Urawa Red Diamonds einzugehen. In der Mitteilung dazu hieß es klar: "Die Urawa Red Diamonds werden Eintracht Frankfurt dabei helfen, seine Marke auf dem japanischen Markt zu entwickeln." In Japan soll es ein Business-Networking-Event geben, ein Thema unter anderem ist dabei digitale Innovation.

Die Eintracht ist der erste Club, der auf Japan-Tour geht und dabei eine Partnerschaftskampagne mit der japanischen Fremdenverkehrszentrale eingeht. Geholfen haben dabei eben Hasebe, Daichi Kamada, aber auch die Ex-Profis Naohiro Takahara, Junichi Inamoto oder Takashi Inui, der übrigens immer noch in Japan aktiv ist. "In Japan kennt man die Eintracht, die Beliebtheit wächst", meint Hasebe.

Glasner will alle Spieler gleichzeitig in den Urlaub schicken

Bleibt die Frage nach dem sportlichen Plan bei der Eintracht: Für die Mannschaft kann die Japan-Tour als gelockertes Trainingslager gelten, während die Nationalspieler bei der WM weilen. Trainer Oliver Glasner soll die Viertelfinalspiele rund um den 9. und 10. Dezember als Datum ausgemacht haben, um die Auswahlspieler bei einem möglichen Ausscheiden zu diesem Zeitpunkt zusammen mit den verbliebenen Akteuren in den Urlaub zu schicken. So soll das Team dann gemeinsam wieder in den Betrieb zurückkehren.

Am 21. Januar wartet das nächste Bundesligaspiel gegen Schalke 04. Gut möglich, dass dann noch mehr Fans aus Asien einschalten. Einen Vorgeschmack auf die gesteigerte Popularität bot schon die Runde an diesem Donnerstag: Bei der Verkündung der Partnerschaft war der Pressesaal ähnlich gut gefüllt wie bei Champions-League-Abenden.