Jens Petter Hauge steht im Fokus der Kritik.

Im vergangenen Jahr wurde er als großes Talent geholt, nun droht ihm wieder die Bank: Jens Petter Hauge kämpft mit der großen Konkurrenz und der Bürde der hohen Ablöse. Vorstand Markus Krösche verteidigt den Norweger, nimmt ihn aber auch in die Pflicht.

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Trainingslager Tag 4 - nicht alles ist Käse! | hessenschau Sport vom 12.07.2022

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Eigentlich gibt es bei der Eintracht gerade sehr viele positive Nachrichten. Die Stimmung rund um den Europa-League-Sieger scheint im Trainingslager hervorragend zu sein, nach den namhaften Zugängen zählen Experten das Team sogar zum Spitzenfeld. Und doch musste Sportvorstand Markus Krösche am Sonntag gleich fünf Fragen über ein portenzielles "Sorgenkind" im Kader beantworten: Jens Petter Hauge. "Wichtig für ihn ist, dass er jetzt reinkommt. Es stimmt, manchmal agiert er etwas fahrig", so Krösche. "Er weiß auch, dass er sich steigern muss. Wir werden ihm in allen Bereichen helfen."

Die Fans der Hessen diskutieren auf den sozialen Netzwerken ebenfalls hitzig über den Norweger, der eigentlich in seinem zweiten Jahr bei der Eintracht durchstarten sollte. Doch im Testspiel beim LASK am Samstag zeigte Hauge eine schlechte Partie und wurde von Trainer Oliver Glasner bereits nach 30 Minuten wieder vom Feld genommen. Laut Krösche hat die Leistungsdelle auch mentale Gründe: "Er setzt sich sehr unter Druck und will es allen beweisen. Er beschäftigt sich zu sehr mit seinem Spiel. Dann ist es manchmal bei Spielern so, dass sie blockieren."

Sow verteidigt seinen Mitspieler

Für die Debatte um Hauge gibt es viele Auslöser: Zum einen konnte der Youngster in seiner ersten Saison nie wirklich überzeugen und sich in die Startelf spielen. Zu seiner Verteidigung wurde angeführt, dass er sich als junger Spieler erst einmal an die Bundesliga gewöhnen musste. Auch Teamkollege Djibril Sow sagte nun im Trainingslager: "Er muss die Lockerheit wiederfinden, vielleicht einfacher spielen. Er hat auch nicht so oft gespielt, schon bei Milan nicht, von daher muss er Selbstvertrauen zurückgewinnen. Er hat Qualitäten und ist auch noch jung."

Doch im Sommer kam eine besondere Dynamik in die Angelegenheit: Die Eintracht verpflichtete den Offensivmann fest, aus Vereinskreisen ist eine Ablösesumme in Höhe von sieben Millionen Euro an seinen vorherigen Klub Milan zu vernehmen, italienische Medien berichten von zwölf. Dies wäre so oder so eine stolze Summe in Corona-Zeiten und könnte eine Last für Hauge werden. Zudem rüstete die Eintracht mit Transfers von Mario Götze, Faride Alidou oder Randal Kolo Muani die Offensive derart auf, dass die Frage virulent wird, wo für Hauge eigentlich noch Platz bliebe.

Fehlpässe im Aufbau, überspielt in der Defensive

Trainer Glasner probierte ihn deswegen im Training in der vergangenen Woche und im Testspiel auf der rechten Seite der Fünferkette als Pendant zu Filip Kostic aus. Schon bei den Übungseinheiten fehlte Hauge aber die nötige Passschärfe und richtige Orientierung im Raum. Im Testkick dann brachte er seine Kollegen mit zwei Quer- bzw. Rückpässen in Bedrängnis, einen Distanzschuss aus vielversprechender Position setzte er in die dritte Etage, defensiv ließ er sich ein ums andere Mal überspielen. Erst kurz vor seiner Auswechslung schaffte er einige Ballgewinne.

Zwar agierte der 22-Jährige eben nicht auf gewohntem Terrain, doch für einen Konkurrenzkampf hinter der Spitze fehlt ihm momentan wohl das Selbstvertrauen und auch die Durchsetzungsfähigkeit. Krösche beschwichtigt in diesem Punkt: "Es war eine neue Position für ihn und ein Test, deshalb würde ich die Leistung nicht überbewerten. Wenn er sich selbst die Ruhe gibt, wird er seine Stärken aufrufen." Immerhin in einem Punkt konnte Hauge in diesen Tagen überzeugen. Er sang bei seiner nachgeholten Vorstellung auf deutsch, was vor allem Kollege Sow überzeugte: "Er hat das wirklich gerockt, das hat mich überrascht."