Mario Götze läuft künftig für die Eintracht auf.

Eintracht Frankfurt verpflichtet Mario Götze. Das ist ein Transfercoup der Hessen – und eine große Chance für Götze.

Videobeitrag

Video

Götze-Transfer und OFC-Trainingsauftakt | hessenschau Sport vom 21.06.2022

daily
Ende des Videobeitrags

Wie Fußballgeschichte klingt, weiß jeder. "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen." "Solskjaer has won it." "Wir melden uns vom Abgrund." Oder auch: "Der kommt an. Mach ihn. Mach iiiiihn. Er macht iiiiiiihn", jene Jubelschreie, die Tom Bartels vor ziemlich genau acht Jahren in den Äther schickte, als Mario Götze Deutschland zum WM-Titel schoss.

Wie es sich anfühlt, Fußballgeschichte zu schreiben, wer weiß das schon?! Gut? Mehr als gut? Oder weniger? Muss einem ein so kolossales Erlebnis auch immer Auftrieb geben oder kann es gar zur Last werden? Mario Götze weiß es, als einer der wenigen, und nach 2014 hatte man stets das Gefühl, wie es Marcel Reif zuletzt ausdrückte, er würde immer auch gegen dieses Tor spielen.

Kein Risiko, sondern eine Chance

Das hat er in den Niederlanden zuletzt sehr gut getan, wohl auch, weil er reifer geworden ist und die Last des Triumphs dort nicht so schwer auf seinen Schultern lastete. Nun wechselt Götze zu Eintracht Frankfurt, zurück in das Land, das er einst in den Fußballhimmel schoss. Ein Sensationstransfer, war doch ein Spieler wie Götze für Eintracht Frankfurt lange undenkbar. Aber auch einer, der Götze zurück ins Rampenlicht bringt, vor dem er einst Reißaus genommen hatte. Und das ist keinesfalls nur ein Risiko, sondern eine große Chance.

Ein Spieler, der als das herausragende Talent seiner Generation galt, vielleicht sogar weltweit. Der dieses Versprechen aus verschiedenen Gründen nicht oder nicht ganz einlösen konnte. Der den Weg ins Ausland wählte, um dem öffentlichen Brennglas zu entkommen und sportlich wieder in die Spur zu finden, bei einem Verein, für den er eigentlich zu groß ist. Und der dann zur Eintracht kommt (für die er eigentlich auch zu groß ist), um es noch einmal allen zu zeigen. Und das Versprechen dann doch noch einzulösen. Das ist die Geschichte von Kevin Prince Boateng.

Götze hat wieder zu sich selbst gefunden

Und es könnte jene von Götze werden. Denn wie bei Boateng auch, ist die fußballerische Klasse auch bei Götze nie weg gewesen, sie war nur aus diversen Gründen abhandengekommen. Verletzungspech, die Stoffwechselerkrankung, Lucien Favre. Fußballer sein heißt auch, immer auf das Glück angewiesen zu sein. Klappt dieser Wechsel, versteht mich jener Trainer, hält dieser Muskel? Die Karriere des Mario Götze in Deutschland teilt sich in eine frühe Phase mit viel Glück und eine darauffolgende mit sehr wenig. In den Niederlanden, hört man, hat Götze wieder zu sich selbst gefunden. Das Glück - mit viel Arbeit freilich - wieder auf seine Seite gebracht.

Dass Götze zur Eintracht wechselt und nicht etwa zu Benfica oder gar Miami, spricht dafür, dass er noch eine Rechnung offen hat. Wie Boateng 2018 auch. Dem Vernehmen nach sei Götze Feuer und Flamme für den Wechsel gewesen, er will es noch einmal wissen. Frankfurt dürfte ein gutes Pflaster dafür sein. Ein Klub, dessen Basis einen Spieler wie Götze wie ein Geschenk empfängt. Dessen Fans ebenfalls Feuer und Flamme für diesen Wechsel sind. "Vom Stadion über die Fans bis zur Stadt passt einfach alles zu mir", sagte Götze anlässlich seiner Vorstellung. Und tatsächlich: Für einen wie ihn könnte das Frankfurter Umfeld ebenso zu einem entscheidenden Faktor werden, wie es das bereits für andere Spieler vor ihm geworden war.

Er muss ja keine Geschichte schreiben

Für das alles muss er von Verletzungen verschont bleiben, Glück haben, auch den Nachweis antreten, tatsächlich gereift zu sein. Auch braucht es Geduld, von beiden Seiten. Dann könnte Eintracht Frankfurt für Mario Götze eine große Chance sein, andersherum ist sie es ohnehin. Dafür muss Götze nicht einmal Fußballgeschichte schreiben. Nur das tun, was er ohnehin besser kann als die Allermeisten: Fußball spielen.