Analyse So erarbeitete sich die Eintracht das Glück

Pfosten, Latte, Trapp-Paraden: Eintracht Frankfurt holt mit Fortune einen Punkt in Leipzig. Dahinter steckt aber auch eine ganze Menge Einsatz. Trainer Glasner spricht nun vom Skifahren, die Fans singen von Barcelona.
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Highlights: RB Leipzig - Eintracht Frankfurt

Die Eintracht holt einen wichtigen Auswärtspunkt bei RB Leipzig (0:0). Gerade aufgrund der Chancen für RB war es ein glückliches Remis. Hier kommt die Analyse in fünf Punkten.
1. Die Null steht wieder
Klar, die Abwehr der Frankfurter wackelte gegen Leipzig ein ums andere Mal bedenklich. Trainer Oliver Glasner merkte nach der Partie an, dass die Hessen Leipzig durch eigene Fehler zu Torschüssen einluden. Aber: Eine gute Abwehr zeichnet eben auch aus, dass der eine für den anderen einspringt. So war es gerade in der ersten Halbzeit, als Martin Hinteregger nach einem Fehler von Kevin Trapp rettete (22.), und wenig später Trapp nach Hintereggers Lapsus zur Stelle war (26.).
Außerdem spielte Leipzig mit einer beachtlichen Offensivkapelle um Christopher Nkunku, Dani Olmo und dem in Frankfurt nicht ganz unbekannten Strafraumstürmer André Silva. Der Wucht der Hausherren begegneten die Frankfurter diszipliniert und couragiert. Selbst Schlüsselspieler der Offensive wie Filip Kostic oder Daichi Kamada waren sich nicht zu schade, die Räume in der Defensive zu schließen. "Die letzte Reihe hat es hervorragend gemacht", lobte Kapitän Sebastian Rode nach der Partie und stellte vollkommen zu Recht heraus, dass sich Keeper Trapp ein Zu-Null-Spiel vor der Länderspielreise redlich verdient hatte.
2. Offensiv wieder zu harmlos
Als Glasner nach der Partie gefragt wurde, was Jesper Lindström in zwei Szenen der ersten Halbzeit falsch gemacht habe, entgegnete der Österreicher lakonisch: "Alles." In der Tat hätte Lindström vielversprechende Konter vergolden können, hatte aber wohl zu viele Ideen gleichzeitig im Kopf. Auch Ansgar Knauff auf der rechten Seite fand nicht in die Partie. Kurz vor dem Ende musste dann gar Christopher Lenz als Linksfuß auf rechts aushelfen und fremdelte merklich mit der Umstellung.
Zu echten Möglichkeiten kam die Eintracht nicht, weil sie aus der tiefen Defensive zu viele Meter nach vorne zu überbrücken hatte. Ein Treffer oder gar ein Auswärtssieg wären schlussendlich auch des Guten zu viel gewesen, dennoch muss Frankfurt an der Konsequenz im letzten Drittel arbeiten.
3. Das Glück erarbeitet
Leipzig traf einmal den Pfosten und einmal die Latte. Bei einer rigiden Regelauslegung hätte der Schiedsrichter zudem Hinteregger nach einem Schlag gegen Nkunku frühzeitig vom Feld stellen können. Das Glück in diesen Szenen erarbeitete sich die Eintracht mit Tüchtigkeit. Nach den kräfteraubenden 120 Minuten am Donnerstag im Europapokal machten Glasners Mannen auch am Sonntag viele Läufe, um die Positionsrochaden der Leipziger zu entschärfen. Tuta oder Evan N’Dicka folgten ihren Gegenspielern auch mal ins Zentrum oder nach außen, Kristijan Jakic musste als alleiniger Sechser ein hohes Pensum abspulen. Daichi Kamada und Sebastian Rode versuchten derweil den Spielaufbau der Leipziger Sechser zu stören.
Rode klagt immer noch über Probleme mit der Bauchmuskulatur, weswegen seine Auswechslung zur Pause vorher mit dem Trainer abgesprochen war. Den eingewechselten Ajdin Hrustic nahm Glasner nach der Partie lange in den Arm und klopfte ihm auf die Schulter. Der Coach schien zufrieden. Man darf nicht vergessen: Die Eintracht musste im Zentrum mit dem gesperrten Djibril Sow einen ihrer besten Männer ersetzen.
4. Die Länderspielpause kommt zur richtigen Zeit
Mit letzter Kraft und eben einer Portion Dusel nahm die Eintracht also einen Punkt mit nach Hause und will nun die Akkus aufladen. Am Montag ist frei, am Donnerstag soll ein Testspiel anstehen. Trainer Glasner will in seiner Heimat Skifahren gehen (und deutete an, dabei auch auf ein Pistenduell mit dem ebenfalls urlaubenden Julian Nagelsmann zu hoffen). Mit dem Sieg in Berlin, jenem daheim gegen Bochum, dem Punkt in Leipzig und dem Weiterkommen in der Europa League gehen die Hessen mit einem guten Gefühl in die Pause.
Sechs Punkte Rückstand sind es derzeit auf Platz sechs. Die ersehnten Europapokalplätze bekleiden gerade Hoffenheim und Freiburg, die an diesem Wochenende nicht gerade Eigenwerbung betrieben (0:3 bei Hertha, 0:0 in Fürth). Beide Kontrahenten empfängt die Eintracht noch zu Hause.
5. Die Fans singen schon von Barcelona
Eine Freundschaft wird zwischen RB und Frankfurt allein aufgrund der unterschiedlichen Historie nicht mehr entstehen. Dennoch zeigten sich die Leipziger den Gästen gegenüber sehr respektvoll. Sie spielten nicht nur die Eintracht-Hymne im Stadion, sondern schwiegen auch andächtig für Jürgen Grabowski (und Egidius Braun).
Im Gästeblock versammelten sich Minuten vor dem Anpfiff die Fans in den unteren Reihen unter Bannern, was schon einmal auf den Einsatz von Pyrotechnik hindeutete. Mit Beginn der Partie nebelten die Frankfurter Fans dann das Stadion so ein, dass die Zuschauer lange nichts auf dem Spielfeld erkennen konnten. Nach der Partie feierte der Gäste-Anhang euphorisch die Mannschaft und den anstehenden Trip in der Europa League. Sie sangen: "Olé, wir fahren in’ Puff nach Barcelona!" Die Frankfurter Mannschaft klatschte artig beim Gang zur Kurve, doch sie hat in Katalonien glücklicherweise andere Pläne.