Fans von Eintracht Frankfurt in Sevilla

Mehr als 30 Grad, aber stundenlang keine Getränke: Eintracht Frankfurt kritisiert die Organisation des Finals in Sevilla und fordert eine Aufklärung des Wasser-Eklats. Frieden gibt es immerhin im Micky-Maus-Gate.

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Reschke über Wassermangel in Sevilla: "Haben uns wüst beschwert"

Eintracht-Justitiar Philipp Reschke
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Auf das direkte Duell zwischen Eintracht Frankfurt und den Glasgow Rangers im Finale der Europa League folgte in den vergangenen Tagen ein Fernduell zwischen den Hessen und dem FC Sevilla. Auf die harsche Kritik am Austragungsort von Eintracht-Präsident Peter Fischer, der das Final-Stadion als "Micky-Maus-Stadion, das von Lego gebaut wurde" bezeichnet hatte, folgten zwei Konter aus Andalusien.

Sevillas Präsident Pepe Castro erinnerte Fischer zunächst daran, dass das Micky-Maus-Stadion bereits sechsmal den Europa-League-Titel gewonnen habe. Der Ex-Schalker Ivan Rakitic warf Fischer bei Sport1 Respektlosigkeit vor und empfahl ihm, sich das Micky-Maus-Stadion noch einmal in Ruhe anzusehen. "Vielleicht können wir ihn mal einladen."

Und Fischer? Der reagierte ebenfalls erneut und ruderte bei Sport1 zurück. Er habe niemals den FC Sevilla attackieren, sondern nur Kritik an der geringen Kapazität äußern wollen. Der Club sei toll, die Stadt wunderschön. Und überhaupt käme er natürlich gerne noch einmal vorbei, um eine symbolische Friedenspfeife zu rauchen. "Vielleicht reicht es ja auch noch zu einem Glas Wein." Ende. Aus. Micky Maus.

Wasser-Eklat erhitzt die Gemüter

Ganz so einfach ist die Verhandlungslage beim zweiten großen Streit-Thema rund um das Final-Stadion derweil nicht. Da es während des Endspiels, das bei Temperaturen von über 30 Grad ausgetragen wurde, viel zu wenige Getränke gab und Fans beider Teams teilweise stundenlang ohne einen Tropfen Flüssigkeit auskommen mussten, verschärft die Eintracht nun den Ton. "Wir haben uns noch während des Spiels wüst beschwert. Das war extrem gesundheitsgefährdend", betonte der neue Frankfurter Vorstand Philipp Reschke. "Die Vorräte waren innerhalb kürzester Zeit aufgebraucht."

Schon eine Stunde vor Anpfiff des historischen Finals hatte es im Micky-Maus-Stadion, das offiziell Estadio Ramon Sanchez Pizjuan heißt und tatsächlich ganz ansehnlich ist, kein Wasser mehr gegeben. Die Kioske, von denen trotz Vollauslastung sowieso nur ein Teil geöffnet hatten, meldeten schon gegen 20 Uhr ausverkauft und schlossen die Rollläden. Die Fans, die zuvor schon ewig in den langen Schlangen vor den Eingängen oder in zeitweise gesperrten Straßen ausharren mussten, standen und saßen auf dem Trockenen. Selbst aus den Wasserhähnen auf den Toiletten kam irgendwann nur noch heiße Luft.

"Das kann nicht im Sinne des Verbandes sein", kritisierte Reschke. "Wir sind haarscharf an einer deutlich schlimmeren Geschichte vorbeigeschrammt." Dehydrierte Fans gab es massig, ernsthafte Zusammenbrüche blieben aber die Ausnahme. Nach dem Intervenieren der Eintracht gab es während des nervenaufreibenden Finals immer mal wieder kleineren Wasser-Nachschub.

UEFA muss handeln

Die UEFA, die als Ausrichter für die Organisation zuständig und hauptverantwortlich ist, wird sich dennoch erklären müssen. Die Eintracht und die Rangers haben ihre Kritikpunkte unabhängig voneinander beim Europäischen Fußball-Verband hinterlegt, beide Clubs wollen Antworten. Zwar sei auch der FC Sevilla, der als Dienstleister fungiert und die Infrastruktur zur Verfügung stellt, ein Teil des Problems, so Reschke. Handeln müsse nun aber die UEFA. "Sie sind dabei, die Vorfälle zu untersuchen. Sie haben versprochen, das aufzuarbeiten."

Ob und wann ein Haken hinter die Sache gemacht werden kann, ist offen. Klar ist hingegen, dass die Eintracht den Wasser-Eklat auch für sich nutzen könnte. Da die UEFA aktuell nicht nur die Wasser-Knappheit in Sevilla, sondern auch den Platzsturm in Frankfurt und einige Pyro-Vergehen beleuchtet, hoffen die Hessen, die wegen Böllerwürfen im Heimspiel gegen Antwerpen auf Bewährung spielen, auf ein mildes Urteil.

Denn zumindest beim Finale, so Reschke, sei das Verhalten vorbildlich gewesen. "Die Einflussfaktoren hätten nicht übler sein können. In Anbetracht der Rahmenbedingungen ist das alles aber ausgesprochen gut verlaufen." Das letzte Wort zwischen der UEFA und der Eintracht ist wohl noch lange nicht gesprochen.