Eintracht-Team steht vor Fantribüne in Sevilla und lässt sich feiern

Noch steht der Pokal des frisch gebackenen Europa-League-Siegers nicht in Frankfurt, doch wir blicken schon mal in die Zukunft: Wie geht es nach dem Triumph gegen die Rangers für Eintracht Frankfurt weiter?

Ob Rafael Borré im Moment seines größten Triumphs daran denken musste, was sein verwandelter Elfmeter für den Verein bedeutet? Vermutlich nicht. Zunächst einmal waren da nur pure Emotionen: auf dem Rasen und den Rängen im Estadio Ramón Sánchez Pizjuá von Sevilla, in den Gassen und Kneipen Frankfurts und in zahllosen Wohnzimmern Deutschlands. Eintracht Frankfurt feiert mit dem Gewinn der Europa League einen der größten sportlichen Erfolge der Vereinsgeschichte.

Die Frankfurter Profis haben sich nicht nur in der Historie des Vereins verewigt, sie stellten mit dem Einzug in die Champions League nebenbei auch noch die Weichen für eine leuchtende Zukunft – etwas, was der Mannschaft in einer sportlich mehr als durchwachsenen Bundesliga-Saison freilich verwehrt geblieben war.

Jetzt kommt Liverpool oder Madrid

"Es wird ein paar Jahre dauern, bis einem die Tragweite bewusst wird", versuchte sich Turban-Titan Sebastian Rode in einer ersten Reaktion gar nicht erst an einer tiefgehenden Einordnung dessen, was da soeben geschehen war. Die sportlichen Schwergewichte, die nun auf Eintracht Frankfurt warten, werfen hingegen schon ihre Schatten voraus.

Am 10. August – selbst die feierwütigsten Frankfurter um Martin Hinteregger dürften dann wieder auf beiden Beinen stehen können – reist die Eintracht zum internationalen Supercup nach Helsinki. Ein lockerer Aufgalopp gegen den Sieger der diesjährigen Champions League steht auf dem Programm. Der Gegner heißt also Real Madrid oder FC Liverpool. Nochmal zum Mitschreiben: Eintracht Frankfurt trifft am 10. August auf Real Madrid oder Liverpool.

Bis Anfang September haben die Fans der Hessen dann Zeit, sich die wohl beliebteste Hymne im europäischen Fußball Wort für Wort einzuprägen: Dann starten die Frankfurter als eines von 32 Teams in die Gruppenphase der Champions League, zum ersten Mal in der 123-jährigen Vereinsgeschichte.

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Spieltage in der Champions-League-Gruppenphase

6./7. September, 13./14. September und 4./5. Oktober (Hinrunde) sowie 11./12. Oktober, 25./26. Oktober und 1./2. November (Rückrunde).

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Champions-League-Auslosung: Eintracht in Topf 1

Als netter Nebeneffekt des Erfolgs in der Europa League sind die Hessen in der Gruppenphase der Königsklasse als eine von acht Mannschaften gesetzt. Topf 1, Eintracht Frankfurt. Zur Einordnung: Ebenfalls als Gruppenkopf gesetzt sind bislang lediglich Real Madrid, Paris Saint-Germain, der FC Porto und Bayern München.

In der Gruppenphase können die Frankfurter dann unter anderem auf Teams wie den FC Barcelona, Juventus Turin, Atletico Madrid oder FC Chelsea (alle Topf 2) treffen. In Topf 3 warten bislang unter anderem die SSC Neapel und Sporting Lissabon, im vierten und letzten Topf Celtic Glasgow und der FC Brügge. Ein Traum für alle Eintracht-Fans, die nach der jüngsten Reise durch Europa in 2022 noch Resturlaub haben.

15,6 Millionen Startprämie in der Champions League

In der Champions League werden die Frankfurter nicht nur unvergessliche Erinnerungen sammeln. Die in der Corona-Pandemie ausgemergelte Vereinskasse wird zudem spürbar aufgebessert – und das, nachdem die Eintracht bereits 21,7 Millionen Euro auf dem Weg zum Pokal in der Europa League eingenommen hat. Allein das garantierte Startgeld für die Königsklasse beträgt 15,6 Millionen Euro.

Jeder Sieg in der Champions-League-Gruppenphase schlägt mit 2,8 Millionen Euro zu Buche, ein Unentschieden immerhin noch mit 930.000 Euro. Sollte sich der Verein fürs Achtelfinale qualifizieren, warten weitere Fix-Einnahmen von 9,6 Millionen Euro. Wer das weiterspinnen möchte, darf gern die offiziellen Zahlen der UEFA bemühen. Obendrauf kommen in jedem Fall noch TV-Gelder, Einnahmen für Tickets und Marketing.

Eintracht-Vorstand Krösche: "Transferstrategie nicht ändern"

Auch bei der Kaderplanung hat die Champions League ihren Wert für Eintracht Frankfurt. So sagte Präsident Peter Fischer mit Blick auf Gespräche mit potenziellen Neuzugängen süffisant: "Es ist ein bisschen einfacher in der Akquisition, wenn du sagen kannst, dass du nicht weißt, ob du gegen Liverpool oder Real Madrid spielst." Das höre sich jedenfalls "besser an als Greuther Fürth".

Trotz der zusätzlichen Millionen wollen die Hessen "keine Harakiri-Aktionen" (Peter Fischer) auf dem internationalen Transfermarkt veranstalten. Millionen-Irrtümer à la Carlos Alberto - Bremen lässt grüßen - soll es in Frankfurt nicht geben. Das versprach auch Sportvorstand Markus Krösche: "Die Königsklasse ist natürlich außergewöhnlich für Eintracht Frankfurt, aber wir werden unsere Transferstrategie nicht ändern." Talentierte Spieler mit großem Entwicklungspotenzial dürften weiter im Beuteschema der Eintracht bleiben.

Hat Kostic schon zugesagt?

Neben den Stars von morgen haben natürlich auch die Helden von Sevilla nun mehr Argumente für eine Unterschrift in Frankfurt. So ließ Trainer Oliver Glasner durchblicken, dass der bislang als Wechselkandidat geltende Filip Kostic seinen bis 2023 laufenden Vertrag zumindest mal erfüllen könnte: "Wir haben auf dem Feld gesprochen, aber ich sage Ihnen nicht, was. Ich denke, das war nicht sein letztes Spiel." Ein Erlebnis wie dieses schweißt zusammen – auch wenn die gesamte Tragweite des Europa-League-Erfolgs für viele noch gar nicht zu begreifen ist.