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Der TSV Steinbach Haiger vor dem Derby gegen Kickers Offenbach

Ersan Parlatan gestikuliert an der Seitenlinie.

Er formte den TSV Steinbach Haiger zu einem Regionalliga-Topteam und war im Herbst plötzlich weg: Ersan Parlatan kehrt mit Kickers Offenbach an seine alte Wirkungsstätte zurück. Dort kommen schon jetzt alte Gefühle auf.

Als Ersan Parlatan nach einer durchaus erfolgreichen Beziehung mit dem TSV Steinbach Haiger im September weiterzog, hatte niemand damit gerechnet, dass der Ex-Trainer schon zwei Monate später wieder auf der Matte steht. Doch nach einem kurzen Intermezzo in Nürnberg kehrte der 45-Jährige kürzlich nach Hessen zurück. Und fordert seine alte Liebe am Samstag (14 Uhr) als neuer Coach von Kickers Offenbach im Topspiel der Regionalliga Südwest heraus.  

TSV-Geschäftsführer Arne Wohlfarth erinnert sich eher ungern zurück: "Das ist eine Geschichte, die uns aufgewühlt hat. Vor allem in der Phase, als er hier relativ überraschend gesagt hat, dass er gehen möchte." Parlatan drängte Anfang September darauf, zum 1. FC Nürnberg wechseln zu können. Beim Zweitligisten war er vier Spiele lang Co-Trainer. Nach einem Trainerwechsel dort war für ihn bei den Franken aber kein Platz mehr – und die Offenbacher Kickers, ohnehin auf Trainersuche, schlugen vor zweieinhalb Wochen zu.  

Wohlfarth lobt die "kluge Entscheidung" der Konkurrenz 

Geholt hat ihn der andere alte Bekannte in Diensten des OFC, Matthias Georg. Er wechselte im Sommer nach acht Jahren in Haiger als sportlicher Leiter an den Bieberer Berg. Wohlfarth übernahm dessen Aufgaben bei den Mittelhessen – und lobte die "kluge Entscheidung" seines Vorgängers: "In den zwei Spielen mit Offenbach hat Ersan Parlatan sehr schnell Akzente gesetzt. Und das ist das, was mich am meisten geärgert hat: dass ein Konkurrent von uns jetzt einen sehr guten Trainer hat." Dass der gebürtige Berliner gut in seinem Job sei, habe er eindrücklich in Haiger bewiesen, so Wohlfarth weiter.

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Und jetzt Kickers Offenbach: Ersan Parlatan im Portrait

Ersan Parlatan
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Unter Parlatan, der in der Winterpause bei den Mittelhessen übernommen hatte, war der TSV Steinbach Haiger die zweitbeste Rückrunden-Mannschaft. Der 45-Jährige wollte daran anknüpfen und sagte in der Sommervorbereitung gegenüber dem hr-sport: "Ich bin ein ambitionierter Trainer, der im Profisport arbeiten will, am liebsten mit dem TSV Steinbach Haiger." Sein Ziel ist unverändert, der Verein aber nicht. Auch mit dem Traditionsverein vom Bieberer Berg peilt Parlatan den Aufstieg an. Seine bisherige Bilanz: zwei Spiele, zwei Siege, zuletzt gegen den bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter SSV Ulm.  

OFC kann mit einem Sieg am TSV vorbeiziehen

Der OFC ist auch dank Parlatan zurück in der Spur und kann mit einem Sieg in der Tabelle an Steinbach Haiger vorbeiziehen. Die Mittelhessen sind mit 25 Punkten Zweiter, die Kickers lauern mit nur einem Zähler weniger auf dem vierten Platz. Klar ist: Der Sieger des Hessenderbys bleibt dem SSV Ulm (30 Punkte) auf den Fersen. Deshalb sagt auch TSV-Geschäftsführer Wohlfarth: "Die Mannschaft, die verliert, lässt erstmal abreißen. Beide wollen daher gewinnen. Es wird sicherlich ein intensives Spiel, hoffentlich wird's auch sportlich hochklassig. Auf jeden Fall werden Kleinigkeiten entscheiden."

Um zu gewinnen, müssen die Mittelhessen ein anderes Gesicht zeigen als vor einer Woche. Da setzte es in Kassel die erste Niederlage unter Parlatans Nachfolger Pascal Bieler. Mit vier Siegen in Folge zum Einstand hatte der 36-Jährige zuvor seinen Vorgänger ein bisschen vergessen lassen. Für das Hessenderby hat Bieler eine klare Vorgabe: "Ich erwarte, dass wir das, was uns in den Wochen davor stark gemacht hat, gegen Offenbach wieder zeigen. Wir haben in Kassel alles vermissen lassen. Wir waren vom Kopf und von den Beinen her nicht bereit, das Maximum abzuliefern."

Dennoch: Wie der junge Trainer in Haiger gestartet ist, hat Eindruck hinterlassen. "Er hat überhaupt keine Anlaufzeit gebraucht und sich sofort mit Haut und Haaren dem TSV verschrieben", freut sich Wohlfarth. Er merkt aber auch an, dass Bieler anders tickt als sein Vorgänger: "Er hat eine andere Art, mit den Spielern umzugehen und ist wesentlich kommunikativer. Er bindet die Mannschaft mehr ein – was aber auch daran liegt, dass er vom Alter her näher dran ist an den Spielern."

Die Geschichte mit Parlatan, die ist für Wohlfarth abgehakt – denn der TSV habe "einen neuen, guten Trainer gefunden, der eine tolle Art und Weise vorlebt, Fußball, zu spielen". Auch mit den bisherigen Ergebnissen habe Bieler, trotz des Dämpfers in Kassel, die Erwartungen übertroffen.

OFC gegen TSV: 2.500 Fans erwartet

Bieler hat bisher zwei Heimspiele absolviert und beide gewonnen. Am Samstag aber wird er die wohl bisher größte Kulisse am Haarwasen in Haiger erleben. Die Mittelhessen rechnen mit etwa 2.500 Zuschauern. Die OFC-Fans reisen stets zahlreich zu Auswärtsspielen und das Hessenderby ist eben auch ein Topspiel. Der 36-Jährige hofft auf eine "positive Stimmung" von den Rängen.

Besonders wird es auf jeden Fall, schätzt auch Wohlfarth: "Atmosphärisch wird das ein Highlight in dieser Saison. Denn unsere Fans werden gegen den lautstarken Anhang der Offenbacher dagegenhalten müssen." Er rechnet aber nicht damit, dass es für Rückkehrer Parlatan ungemütlich wird. Das Publikum in Haiger sei nicht dafür bekannt, besonders nachtragend zu sein.

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